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Monster

Monster

Titel: Monster
Autoren: Jonathan Kellerman
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nach Hause geschickt«, sagte ich. »Wo ist das überhaupt?«
    »Denver. Sein Vater ist Schreiner, die Mutter Lehrerin. Sie waren ein paar Tage lang hier, nachdem er getötet worden war. Aufrecht und erdverbunden - Salz der Erde, wie man so schön sagt. Die beiden waren am Boden zerstört, konnten mir aber auch nicht groß weiterhelfen. Richard trieb Sport, brachte Zweien und Dreien nach Hause und spielte in sämtlichen Aufführungen der Theatergruppe seiner Schule mit. Zwei Jahre am Junior College, bis es ihm zum Hals heraushing und er für seinen Vater gearbeitet hat.«
    »Also hat er Erfahrungen als Schreiner - vielleicht hat er den Mörder in irgendeinem Tischlerkurs kennen gelernt.«
    »Er ist nie in irgendwelche Kurse gegangen, soweit ich herausgefunden habe.«
    »Der Sohn eines Schreiners endet auf der Bandsäge«, sagte ich.
    Milo stellte sein Glas ab, wobei er sich Mühe gab, kein Geräusch zu verursachen, während seine Augen mich fixierten. Normalerweise hatten sie einen irritierend grünen Glanz, doch im Augenblick waren sie gräulich braun im tabakfarbenen Licht der Bar. Sein massiges Gesicht war so bleich, dass er wie mit Puder bestäubt wirkte und sich seine Haut kaum von den weißen Koteletten abhob. Die Aknenarben, von denen seine Wangen, das Kinn und die Augenbrauen übersät waren, schienen noch tiefer als gewöhnlich, beinahe grausam.
    Er schob sich eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn. »Okay«, sagte er ganz leise. »Abgesehen von einer ganz vortrefflichen Ironie des Schicksals, was sagt uns das?«
    »Ich weiß nicht«, erklärte ich. »Kam mir halt einfach putzig vor.«
    Er verzog das Gesicht und rollte mit seinem Unterarm über die Tischkante, als würde es ihn jucken. Dann hob er sein Glas, um einen neuen Drink zu bestellen. Als die Bedienung ihn brachte, bedankte er sich und kippte die Hälfte davon sofort hinunter. Er leckte sich die Lippen. »Ich weiß gar nicht, warum wir uns überhaupt drüber unterhalten. So schnell werde ich den Fall sowieso nicht abhaken, wenn überhaupt jemals, das sagt mir jedenfalls mein Gefühl.«
    Ich gab mir keine Mühe, ihm zu widersprechen. Es kam selten vor, dass sein Gefühl ihn trog.
     
    Zwei Monate später bekam er den Mordfall Claire Argent zugeteilt, und er rief mich augenblicklich an. In seiner Stimme lag Zorn, aber gleichzeitig versprühte er einen gewissen Enthusiasmus.
    »Ich hab ‘nen neuen Fall, und dabei gibt’s ein paar interessante Ähnlichkeiten mit dem Fall Dada. Unterschiede allerdings auch. Opfer weiblich, neununddreißig, Psychologin. Sie heißt Ciaire Argem - kennst du sie zufälligerweise?«
    »Nein.«
    »Wohnt in Hollywood Hills, ganz in der Nähe des Woodrow Wilson Drive. Gefunden wurde sie allerdings im Zuständigkeitsbereich West L.A. Lag völlig nackt im Kofferraum ihres eigenen Wagenes - ein Buick Regal, der vor der Laderampe an der Rückseite von Stereos Galore abgestellt war. Das ist in dem großen Einkaufszentrum auf La Cienga in der Nähe von Sawyer.«
    Diese Seite von La Cienga markierte die östliche Grenze des Zuständigkeitsbereiches der Reviers West L.A. »Fast schon nicht mehr dein Revier.«
    »Genau, war ein Geschenk vom Weihnachtsmann, weil ich so brav war. Was ich bisher weiß, ist Folgendes: Das Einkaufszentrum schließt um elf, aber an der Seite der Laderampe ist kein Zaun, deshalb kann jeder da reinfahren, der will. Was noch dadurch erleichtert wird, dass eine kleine Seitenstraße genau daran vorbeiführt. Westlich dieser Gasse ist eine mehrgeschossige Parkgarage, die aber nachts geschlossen wird. Dahinter stehen nur noch Wohnhäuser. Eigenheime und Apartmenthäuser. Niemand hat irgendwas gesehen oder gehört. Der Sachbearbeiter von der Frachtabteilung hat den Wagen um sechs Uhr morgens bemerkt, einen Abschleppwagen angerufen, und als der Fahrer ihn an den Haken genommen hat, hat er gehört, wie drinnen was herumgerollt ist. Zum Glück war er schlau genug, sich deswegen Gedanken zu machen.«
    »War sie in zwei Hälften zerteilt?«, fragte ich.
    »Nein, die hier ist an einem Stück, aber auch in zwei Müllsäcke eingepackt, genau wie Dada. Außerdem ist auch ihr die Kehle durchgeschnitten worden, und an ihren Augen hat sich ebenfalls jemand zu schaffen gemacht.«
    »Zu schaffen gemacht? Wie?«
    »Zu Mus verarbeitet.«
    »Aber nicht herausgetrennt.«
    »Nein«, sagte er gereizt. »Wenn meine Theorie über Platzmangel im Kofferraum von Richard Dadas VW stimmt, würde das erklären, warum sie nicht in zwei
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