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Monster

Monster

Titel: Monster
Autoren: Jonathan Kellerman
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Monaten gefunden worden. Bei ihr handelte es sich um den fünfundzwanzig Jahre alten Möchtegernschauspieler Richard Dada. Sie lag im vorderen Kofferraum seines eigenen VW Käfer, der im Industriegebiet nördlich von Centinella und Pico abgestellt worden war, einem Gewirr von Kleinbetrieben und Läden, die mit Eisenwaren, Werkzeugen, Autoersatzteilen und Gebrauchtwagen handelten. Dadas Wagen wurde erst nach drei Tagen bemerkt, als einem Installateur der Geruch auffiel. Der Ort des Verbrechens war zwar vom Revier West LA. zu Fuß zu erreichen, doch Milo fuhr trotzdem mit dem Wagen hin.
    Zu Lebzeiten war Richard Dada hoch gewachsen, dunkelhaarig und gut aussehend gewesen. Der Mörder hatte ihm die Kleider ausgezogen und ihn in Hüfthöhe mit einem scharfzackigen Werkzeug fein säuberlich durchtrennt, die beiden Hälften in je einen schwarzen Plastiksack für Gartenabfälle gepackt, sie im Kofferraum des Volkswagens verstaut und den Wagen, aller Wahrscheinlichkeit nach, im Schutz der Nacht zu seinem Abstellplatz gefahren, von wo aus er unbemerkt entkommen war. Die Todesursache war Blutverlust infolge einer tiefen Schnittverletzung, die sich über die gesamte Kehle zog. Die Tatsache, dass weder in den Plastiksäcken noch im Wagen größere Mengen an Blut festzustellen waren, deutete darauf hin, dass Richard Dada an einem anderen Ort abgeschlachtet worden war. Der Leichenbeschauer war sich fast sicher, dass er schon tot gewesen war, als er in Stücke geschnitten worden war.
    »Lange Beine«, sagte Milo beim ersten Mal, als er mir von dem Fall erzählte. »Gut möglich, dass der Mörder Probleme hatte, ihn im Kofferraum unterzubringen. Oder es hat ihm einfach einen zusätzlichen Kick verpasst.«
    »Oder beides«, sagte ich.
    Er verzog das Gesicht. »Außerdem sind Dadas Augen herausgetrennt worden, aber ansonsten keine weiteren Verstümmelungen. Hast du eine Idee?«
    »Der Mörder hat Dadas Wagen zu der Stelle gefahren, wo er ihn dann abgestellt hat«, sagte ich, »also ist er von dort aus zu Fuß weiter, was heißt, dass er in der Nähe wohnt, oder er hat den Bus genommen, und du könntest die Fahrer befragen, um herauszufinden, ob in der betreffenden Nacht irgendwelche ungewöhnlichen Fahrgäste zugestiegen sind.«
    »Mit den Busfahrern habe ich schon geredet. Keiner kann sich an irgendwelche Fahrgäste erinnern, die einen besonders merkwürdigen Eindruck gemacht hätten. Das Gleiche bei den Taxifahrern. Niemand hat spät in der Nacht irgendjemand da aufgelesen. Punkt.«
    »Mit >ungewöhnlich< habe ich nicht irgendwelche Spinner gemeint«, sagte ich. »Der Mörder sieht vermutlich keineswegs absonderlich aus. Ich würde sogar eher auf das genaue Gegenteil tippen: gelassen, mit gutem Planungsvermögen, eher zur Mittelklasse gehörend. Trotzdem kann es sein, dass er, nachdem er sich gerade den VW vom Hals geschafft hat, ein bisschen mitgenommen war. Wer fährt um diese Uhrzeit noch mit dem Bus? Meistens Aushilfskellner von der Nachtschicht oder Büroreinigungspersonal und allenfalls ein paar abgerissene Gestalten. So ein Mittelklasse-Typ fällt da unter Umständen schon aus dem Rahmen.«
    »Klingt vernünftig«, sagte er. »Aber es gab niemanden, der den Busfahreren im Gedächtnis haften geblieben wäre.«
    »Na schön. Dann gibt’s noch eine dritte Möglichkeit: ein Auto, mit dem der Mörder sich aus dem Staub gemacht hat. Überaus sorgfältige Planung. Oder ein Komplize.«
    Milo rieb sich das Gesicht. Wir saßen an seinem Schreibtisch - gegenüber der grell orangefarbene Spinte - im Dezernat Raub/Mord des Reviers West L.A. und tranken Kaffee. Ein paar andere Detectives tippten Berichte und stopften derweil irgendwelche Süßigkeiten in sich hinein. Ich hatte in zwei Stunden einen Termin in einer Sorgerechtssache beim Gericht Downtown und war zum Lunch bei Milo vorbeigekommen, dem jedoch nicht nach Essen zu Mute war. Er wollte lieber über den Fall Dada reden.
    »Das mit dem Komplizen ist interessant«, sagte er. »Ebenso wie die Möglichkeit, dass er aus der Umgebung kommt - also gut, dann werde ich mich mal an die Hausaufgaben machen und rausfinden, ob irgendein Witzbold, der in San Quentin ‘ne Fortbildung zum Metzgergesellen gemacht hat, auf Bewährung draußen ist. Und über den armen Jungen muss ich auch noch mehr rausfinden - ob er sich vielleicht in irgendwelche Schwierigkeiten reingeritten hatte.«
    Nachdem er drei Monate an seinen Hausaufgaben gesessen hatte, war es Milo zwar gelungen, die winzigsten Details
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