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Monster

Monster

Titel: Monster
Autoren: Jonathan Kellerman
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Hälften zerteilt wurde. Dr. Argent war gerade mal einsdreiundsechzig - zusammengefaltet passte sie locker in den Kofferraum von dem Buick. Und rate mal, wo sie gearbeitet hat, Alex. Im Starkweather Hospital.«
    »Wirklich?«, sagte ich.
    »Das Hauptquartier der Leichenfresser. Schon mal dagewesen?«
    »Nein«, sagte ich. »Es gab auch keinen Grund. Keiner von meinen Patienten hat jemals einen umgebracht.«

3
    Im Fühling 1981 starb Emil Rudolph Starkweather im Bett seines Hauses in Azusa. Er war sechsundsiebzig Jahre alt, unverheiratet und hinterließ keine Erben, nachdem er fünfzig Jahre seines Lebens dem Dienst an der Allgemeinheit gewidmet hatte - zehn davon als Ingenieur für Wasserbau und Elektrizität, vierzig als Senator.
    So hartgesotten er auch in sämtlichen anderen Belangen war, so engagiert setzte er sich für die Bezuschussung von psychiatrischen Einrichtungen ein und ließ im ganzen Staat Nervenkliniken errichten. Von diversen Seiten hieß es, das Zusammenleben mit seiner unter Psychosen leidenden Schwester sei für diese doch recht einseitigen Akte der Humanität verantwortlich. Besagte Schwester war fünf Monate vor Starkweathers schwerem nächtlichen Herzanfall gestorben. Es schien fast so, als wäre es kurz nach ihrer Beerdigung auch mit seiner Gesundheit bergab gegangen.
    Kurze Zeit nach seiner Beisetzung machten staatliche Rechnungsprüfer die Entdeckung, dass der langjährige Senator über vier Jahrzehnte hinweg Gelder aus seinem Wahlkampffonds systematisch zum privaten Nutzen umgeleitet hatte. Ein Teil des Geldes war für die Rund-um-die-Uhr-Betreuung und Pflege seiner Schwester sowie deren Rechnungen für Arzthonorare und medizinische Versorgung verwandt worden, doch der größte Teil hatte dem Erwerb von Grundstücken gedient. Annähernd viereinhalbtausend Hektar Land hatte Starkweather in Kalifornien zusammengekauft, der Großteil davon brachliegende Flächen in heruntergekommenen Wohngegenden, die er jedoch nie erschließen ließ.
    Keine Rennpferde, keine Nummernkonten bei Schweizer Banken, keine geheimen Liebschaften. Soweit erkennbar, war es nicht Gewinnsucht gewesen, die ihn getrieben hatte. Folglich begannen die Leute, Emil Starkweathers geistige Gesundheit in Frage zu stellen.
    Diese Gerüchte verdichteten sich, als sein letzter Wille öffentlich gemacht wurde. Starkweather hatte alles dem Staat Kalifornien vermacht, jedoch unter einer Maßgabe: Mindestens vierzig Hektar von »seinem« Land sollten dafür genutzt werden, darauf eine »Nervenheilanstalt größeren Umfanges« zu errichten, »in der die neuesten Forschungsergebnisse und Fortschritte der Psychiatrie und ihrer Nachbardisziplinen Anwendung finden.«
    Rechtsexperten gaben zu bedenken, dass das Dokument aller Wahrscheinlichkeit wertlos war, es jedoch Jahre in Anspruch nehmen würde, bis die juristischen Knoten, die der alte Starkweather geknüpft hatte, von den zuständigen Gerichten entwirrt waren. Dennoch kam die Verfügung dem neu gewählten Gouverneur durchaus gelegen. Dieser war beileibe kein Bewunderer von Starkweather - vielmehr hielt er ihn schon seit Jahren für einen nervtötenden, exzentrischen alten Stinkbock -, aber er hatte sich in seiner Wahlkampagne als gerechtigkeitsliebender, aufrechter Mann präsentiert, der sich vor allem gegen die gängige Drehtürpraxis wandte, aufgrund derer gefährliche Geisteskranke aus den Gerichtssälen hinaus auf die Straße befördert wurden. Fieberhafte Beratungen mit den Leitern diverser Rechtsabteilungen führten schließlich zu einem Plan, der einen Pfad aus dem Sumpf ebnen sollte. Daraufhin wurden Beamte aus Sacramento in alle Winkel des Landes ausgesandt, um nach einem Stück wertlosen Landes zu suchen, das im Besitz der öffentlichen Hand war. Eine Lösung wurde schnell gefunden: eine seit langer Zeit brachliegende Parzelle östlich der Stadtgrenze von L.A., die früher einmal einer Ölgesellschaft als Tanklager gedient hatte, dann zu einer Müllkippe umfunktioniert worden war und nun nichts weiter darstellte als einen kontaminierten Sumpf. Der Boden war verseucht mit Schadstoffen, die schon bis auf den Felssockel hinabgesickert waren. Die Größe betrug zwar nur sechsunddreißig Hektar, aber wer wollte schon so genau nachzählen?
    Durch eine Kombination aus Verwaltungsanordnungen und Gesetzen, die im Eilverfahren durchgeboxt wurden, landeten Starkweathers erschwindelte Grundstücke wieder in der öffentlichen Hand, und es erfolgte die Genehmigung für die Errichtung einer
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