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Monster

Monster

Titel: Monster
Autoren: Jonathan Kellerman
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»Nervenheilanstalt größeren Umfanges« für Kriminelle, die aufgrund mentaler Defekte nicht verhandlungsfähig waren. Auf diese Weise entstand eine sichere Unterbringungsmöglichkeit für Massenmörder, Bluttrinker, Kannibalen, Sodomiten, Kinderschänder und singende Zombies. Oder kurz gesagt, für alle, die zu verrückt und zu gefährlich waren für Orte wie San Quentin, Folsom oder Pelican Bay.
    Es war ein etwas seltsamer Zeitpunkt für den Bau einer neuen Nervenklinik. Die staatlichen Anstalten für geistig Behinderte und Patienten mit weniger schweren Psychosen wurden reihenweise geschlossen infolge einer unheiligen Allianz zwischen rechtsgerichteten Geizhälsen, die dafür kein Geld ausgeben wollten, und linksgerichteten Ignoranten, die in dem Glauben waren, Patienten mit Psychosen seien politische Gefangene, die es zu befreien galt. Ein paar Jahre später sollte ein so genanntes »Obdachlosen-Problem« auftauchen, das die Sparsamkeitsapostel und Sozialprediger zutiefst schockierte, doch zum damaligen Zeitpunkt erschien es als eine elegante Vorgehensweise, das System der stationären Behandlung einfach abzuschaffen.
    Trotz des Kahlschlags ringsumher wurde die geschlossene Sondermülldeponie des Gouverneurs innerhalb von zwei Jahren hochgezogen.
    Und er verpasste ihr auch noch den Namen des alten Stinkbocks.
     
    Das Starkweather State Hospital für geistesgestörte Verbrecher bestand in der Hauptsache aus einem einzigen Riesenbau - ein fünfstöckiger Klotz aus Betonblocksteinen mit grauer Stuckfassade, umgeben von einem sieben Meter hohen elektrischen, mit Stacheldraht versehenen Maschendrahtzaun, der von Mineralien verkrustet und von den aggressiven Abgasen aus der Umgebung verätzt war. Alles in allem ein Anblick, der in seiner Hässlichkeit bestraft gehörte.
    Wir waren vom Freeway 10 heruntergefahren, an Boyle Heights und mehreren Meilen Industriegebiet vorbeigerauscht, hatten eine Reihe von stillgelegten Ölbohrstellen passiert, die wie überdimensionale erstarrte Gottesanbeterinnen aussahen. Danach vorbei an fettig grauen Schlachthöfen und Fleischfabriken, verlassenen Verladestationen und mehreren Meilen leerer Ödnis, die förmlich nach unternehmerischen Totgeburten zum Himmel stank.
    »Und auf geht’s«, sagte Milo und deutete auf eine schmale Asphaltpiste, bei der es sich einem Schild zufolge um den Starkweather Drive handelte. Ein weiteres Schild kündigte eine »Staatliche Einrichtung« an.
    Die Straße führte durch eine graugrüne Insel aus etwa siebzig Eukalyptusbäumen, deren mentholgeschwängerter Schatten ein wahrer Segen war, bevor das zivile Polizeioauto wieder in das gleißende grelle Licht der Augustsonne rauschte, das meine Sonnenbrille fast nutzlos machte.
    Vor uns war ein hoher Zaun. Stromkabel so dick und schwarz wie Wasserschlangen. Eine Ansammlung von Warnschildern in Englisch und Spanisch, die in den offiziellen Farben des Staates gehalten waren, kündigten eine verglaste Wachkabine samt Schranke an. Der Wachmann war ein stämmiger junger Mann von unergründlicher Laune, der ein Fenster aufgleiten ließ, sich Milos Erklärung anhörte und sich danach einige Zeit nahm, bis er aus seiner Kabine herauskam. Er überprüfte unsere Ausweise, was ihm allem Anschein nach körperliche Schmerzen verursachte, nahm sämtliche Papiere mit in seine Glaskabine, um kurz darauf wieder zurückzukehren und zu fragen, wie viele Schusswaffen oder Messer wir mit uns führten und anschließend Milos Revolver und mein Schweizer Armeemesser zu konfiszieren.
    Einige Minuten später schwang das Tor langsam auf, und Milo fuhr hindurch. Er war die ganze Fahrt über ungewöhnlich schweigsam gewesen, und jetzt machte er einen ziemlich unbehaglichen Eindruck.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte ich. »Du trägst ja keine Khakiklamotten, die lassen dich schon wieder raus. Wenn du nicht zu viel redest.«
    Er schnaubte. Seine Aufmachung bestand aus einem alten kastanienbraunen Hopsackblazer, grauen Breitcordhosen, dazu ein graues Hemd mit einem zerknitterten schwarzen Schlips aus Polyester und ein paar abgetragene Desert Boots mit Sohlen wie Radiergummis. Außerdem brauchte er einen Haarschnitt. Die schwarzen Locken auf seinem massigen Schädel standen in alle Richtungen ab und bildeten einen heftigen Kontrast zu seinen weißen Koteletten. Gestern hatte er bemerkt, dass er aussah wie Mr. Skunk.
    Die Straße stieg zunächst leicht an, verlief dann aber wieder waagerecht. Wir kamen zu einem Parkplatz, der nahezu voll
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