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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück
Autoren: Berte Bratt
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hatten, sonntags einen Mietwagen nehmen und ins Grüne fahren könnten. Alle überfüllten Omnibusse und Schiffe links liegenlassen und allein für uns fahren, mit einem Freßkorb hinten im Wagen und mit Plaids und allem, was dazu gehört, und dorthin fahren, wohin wir gerade Lust hätten und nicht, wohin der Bus uns brächte. Und sich auszudenken, wie praktisch es wäre, wenn ich dann – später mal – mit einer autobesitzenden Freundin führe und ich ihr unterwegs sagen könnte: „Ach, weißt du, ich löse dich gern etwas ab. Du bist bestimmt müde vom Fahren!“
    Wie teuer würde es wohl werden, den Führerschein zu machen?
    Am folgenden Morgen holte ich mein altes Sparschwein von dem hintersten Bücherregal. Alt und verstaubt war es. Ich hatte lange nichts hineingesteckt. Nun wurde es unbarmherzig geschlachtet und die Groschen und das Kupfergeld gezählt. Es war immerhin etwas mehr, als ich gedacht hatte. 7,83 DM genau. Die legte ich ins Portemonnaie, zusammen mit dem Hundertmarkschein. Nach Schulschluß wollte ich gleich zur Kasse gehen und mir ein Sparbuch ausstellen lassen.
    Als ich in die Küche kam, um zu frühstücken, war Mutti schon zum Dienst gegangen. Neben meinem Teller lagen Geld und ein Zettel. Ich sollte – wie gewöhnlich – beim Kaufmann einkaufen. Am Schluß des Briefchens von Mutti stand: „So wie ich Euch kenne, werdet Ihr bestimmt heute Eis essen gehen. Du darfst von dem Haushaltsgeld zwei Mark behalten. Gruß Mutti.“
    Eis essen – nein, liebe Mutti, ab heute war es Schluß mit jeglichem Eisessen und mit Naschen. Die zwei Mark sollten auf mein Sparkonto kommen. So hatte ich immerhin 109,83 DM, in der Jackentasche fand ich weitere 18 Pfennige und so konnte ich einhundertzehn Mark auf die Kasse geben.
    Im Portemonnaie behielt ich einen Pfennig als Glückspfennig.

Melittas Rotkäppchen
     
     
    Ich hatte gerade den halben Schulweg hinter mir, als ein kleines Auto bremste und wenige Meter vor mir zum Stehen kam, ein todschickes kleines Wägelchen – Zweisitzer – winzig klein und feuerrot lackiert. Ich fühlte einen kleinen neidischen Stich im Herzen. Wer doch einmal so ein kleines Autochen kriegen könnte! Warum hielt der Fahrer? Was wollte er von mir? Es wurde ein Fenster heruntergekurbelt, und ein wohlbekanntes lächelndes Gesicht kam zum Vorschein – Melitta, meine Klassenkameradin Melitta. „Hallo, Moni, möchtest du mitfahren?“
    Ich blieb stehen mit offenem Mund.
    „Ist es… Melitta, ist es dein Wagen…?“ stammelte ich endlich.
    „Und ob!“ lachte Melitta. „Das ist mein kleines süßes Rotkäppchen. Komm, steig schnell ein, Moni! Ich darf ja hier nicht halten.“
    Ein paar Sekunden später saß ich neben Melitta. Sie startete.
    „Sag mal, Melitta, seit wann…?“
    „Seit vierzehn Tagen. Schick, nicht wahr?“
    „Määänsch!“
    „Was sagst du nun?“ fuhr Melitta fort.
    „Das hörst du ja. Ich sage ,Mensch’! Sag nur, wo und wie und wann…“
    „… und warum“, ergänzte Melitta lachend. „Das ist rasch gesagt. Wir waren ja mit Vatis Wagen in Italien, und auf der Rückreise machten wir in Würzburg Station, bei unserer Familie dort. Dann wollte es das Glück, daß mein Vetter Jörg gerade seinen kleinen Wagen zu verkaufen suchte. Er wollte einen größeren haben. Ja, und wie es so geht, dann sagte meine Tante zu Vati: ,Das Wägelchen solltest du eigentlich für Melitta kaufen!’ Vati hat zuerst gelacht, aber dann fing mein Vetter an, sachlich darüber zu sprechen. Allmählich sah Vati ein, daß es eigentlich sehr schön wäre, wenn ich meinen eigenen kleinen Wagen hätte; denn dann würde ich nicht mehr quengeln und bitten, ob ich seinen Wagen nehmen dürfte. Na, und dann waren wir in guter Stimmung, und dann war außerdem der Preis sehr günstig, und bevor ich es so richtig selbst verstanden hatte, war ich Autobesitzerin!“
    „Du hast vielleicht einen großzügigen Vater!“
    „Hab ich auch“, gab Melitta zu. „Aber – offen gestanden – ich glaube kaum, daß er mir einen eigenen Wagen geschenkt hätte, wenn er nicht diese günstige Gelegenheit gehabt hätte. Man kauft nicht jeden Tag einen Wagen für zwölfhundert Mark.“
    „Zwölfhundert“, wiederholte ich. „Du, ist das nicht schrecklich billig?“
    „Oh“, sagte Melitta langsam. „Weißt du, diesen Typ kannst du gebraucht noch billiger kriegen. Aber dann garantiere ich allerdings nicht dafür, in welchem Zustand. Ja doch, zwölfhundert ist billig. Wie du siehst“, sie nickte in
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