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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück
Autoren: Berte Bratt
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Richtung des Tachometers, „ist der Wagen erst vierzigtausend gelaufen, d. h. von den vierzigtausend kommen wohl tausend auf mein Konto. Weiter habe ich es noch nicht gebracht, aber ich habe ihn ja auch erst seit vierzehn Tagen. Also billig ist er schon. Das war wohl auch der Grund, warum ich ihn bekam. Einer der Gründe, meine ich. Der Hauptgrund war sicher, Vati wollte nicht riskieren, daß ich dauernd um seinen Wagen bitten sollte.“
    Ich überlegte es mir einen Moment. Ich kannte Melittas Vater. Er ist nicht nur reich, er ist auch sehr nett.
    „Weißt du, Melitta“, sagte ich langsam. „Ich könnte mir doch denken, daß der Hauptgrund ein anderer wäre, nämlich, daß er gern seiner einzigen Tochter eine Freude machen wollte!“
    Melitta lächelte. „Du hast wohl im Grunde recht, Moni“, sagte sie. „Jedenfalls bin ich Vati unsagbar dankbar.“
    Selbstverständlich erregte es großes Aufsehen, als wir in dem kleinen roten Wagen angerollt kamen und vor der Schule hielten. Von den Jungen hatten ziemlich viele Motorroller, aber Autos hatten nur ein paar – und die Lehrer natürlich. Melitta war das erste Mädchen in der Schule, das einen eigenen Wagen hatte. Klar, daß die Jungen der Klasse zusammenströmten und den Wagen kritisch und sachkundig begutachteten. Das Urteil fiel sehr positiv aus.
    Es war ein Glück, daß wir an diesem Tage keine richtigen Unterrichtsstunden hatten. Es war wie immer am ersten Tag nach den Ferien, am ersten Tag in der neuen Klasse. Wir bekamen nur Bescheid über unseren Stundenplan. Unsere verschiedenen Lehrer begrüßten uns, und wirbekamen zu wissen, welche Bücher wir anschaffen sollten. Das war mein Glück, denn meine Gedanken beschäftigten sich mit ganz anderen Sachen als mit Schulunterricht, nämlich mit der großen und überwältigenden Frage: Wie sollte ich aus den einhundertzehn Mark in meiner Tasche zwölfhundert für einen gebrauchten Kleinwagen machen? Und wie sollte das Geld so wachsen, daß ich außerdem den Führerschein bekäme?
    Alles hatte sich gegen mich verschworen. Opas Geld, Ruths Führerschein und Melittas Wagen. Es kam mir tatsächlich so vor, als ob man keine rechte Freude am Leben haben könnte, wenn man nicht einen eigenen Wagen hätte. „Kommst du mit Eis essen?“ fragte mich Inge nach Schulschluß. „Kann nicht“, sagte ich. „Hab was zu besorgen.“
    „Ach, komm doch mit, kannst es doch nachher erledigen.“
    „Nein, wirklich, Inge, ich kann nicht, heute nicht. Tschüß!“
    Ich lief schnell in die entgegengesetzte Richtung. Schnell, um dieser ersten Versuchung zu entkommen.
    Das wäre noch schöner, wenn mein Sparprogramm damit anfangen sollte, daß ich gleich schwach würde; denn in diesen Stunden hatte ich einen Plan gefaßt, einen so wilden Plan, daß ich ihn keinem Menschen – nicht einmal Mutti – anvertrauen wollte. Mutti wußte, daß ich für einen Führerschein Geld sparen wollte. Gut, das durfte sie gern wissen, aber daß ich mir vorgenommen hatte, nicht nur das Geld für den Führerschein, sondern zwölfhundert Mark für einen kleinen gebrauchten Wagen zusammenzukratzen, das sollte kein Mensch wissen. Ich wollte doch nicht ausgelacht werden.
    Eine halbe Stunde später war ich die stolze Besitzerin eines blauen Sparkassenbuches. Auf der ersten Seite stand Monika Hasseldorf, und wenn ich dann weiterblätterte, stand unter „Einzahlung“: DM 110, – .
    Vierzehn Tage später wies mein Bankkonto hundertsechzig Mark auf. Ich hatte Glück gehabt. Ich konnte mich zweimal als Babysitter betätigen, an zwei Sonnabenden. Natürlich – ein Opfer war es, den schönen freien Sonnabend-Abend mit Arbeiten – mit Babysitten – zu verbringen. Aber ohne Opfer würde das alles ja nicht gehen. Ich habe es also getan. Es wurde mir gut bezahlt, und ich konnte dabei lesen, mich mit meinen Schularbeiten beschäftigen, und das tat – offen gestanden – auch not. Dann hatte ich mein Monatsgeld für September bekommen. Da haben Mutti und ich eine sehr praktische Verabredung. Ich bekomme ein ganz gutes Taschengeld, sogar sehr gutes. Aber von dem Taschengeld muß ich auch ziemlich viel selbst bezahlen.
    Ich soll den Friseur bezahlen, ich kaufe mir meine Strümpfe, meine Unterwäsche, alle Kleinigkeiten. Schließlich hat Mutti ihren Beruf, und sie hat nicht immer Zeit, mit mir zu gehen, wenn ich etwas brauche. Aber wenn es sich um größere Anschaffungen handelt, wie z. B. Mäntel und Kleider, dann springt Mutti ein, und dann gehen wir zusammen in die
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