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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück
Autoren: Berte Bratt
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ich dir danken, Walter. Danken, weil du dich letzten Endes als guter Freund erwiesen hast. Ich bin froh, weil ich jetzt mit guten, freundschaftlichen Gefühlen an dich denken kann.“
    „Moni“, sagte Walter.
    Dann neigte er den Kopf und küßte meine Stirn.
    Drei Tage später war er weg.
    Ich wußte, daß er mit dem späten Abendzug fahren wollte. Komisch, meine Gedanken wollten gar nicht von Walter los.
    „Siehst du“, sagte Mutti. „Man soll sich hüten, einen Menschen nach dem oberflächlichen Eindruck zu beurteilen. Ich glaube, jeder Mensch hat irgendwo unter der Oberfläche, so unsympathisch diese auch scheinen mag, irgend etwas Positives. Die Kunst ist nur, das Positive an den Tag hervorzulocken. – Aber jetzt Schluß mit dem Philosophieren…“
    „… es ist zehn Uhr, liebe Moni, denk an dein Abitur, du sollst morgen ausgeruht sein!“ ahmte ich Muttis Stimme nach.
    „Du bist ein furchtbares Gör, Moni. Unbegreiflich, daß ich dich so lieb habe.“
    „Das beruht auf Gegenseitigkeit, Muttchen. Na, dann gute Nacht!“
    „Gute Nacht, Mäuschen.“
    Ich lag schon im Bett und war kurz vor dem Einschlafen, als ich meinte, ein kleines Geräusch draußen im Garten zu hören. Ach was, das war wohl die Katze des Nachbarn, die auf nächtliche Abenteuer aus war…
    Ich machte die Augen zu, und gleich danach schlief ich.
    Als ich zum Frühstück kam, war Mutti weg. Sie hatte Vormittagsdienst. Sie hatte anscheinend unseren Postkasten nachgesehen, denn auf meinem Teller lag ein Brief. Ich drehte ihn zwischen den Fingern. Die Handschrift kannte ich nicht…. doch… irgendwie kam sie mir bekannt vor. Der Brief hatte keine Marke, er war so eingesteckt worden.
    Ich machte ihn auf.
     
    „Liebe Moni!
    Mein olles Moped nehme ich nicht mit zu den Känguruhs. Es zu verkaufen hat keinen Sinn, ich kriege doch nichts dafür. Aber das Ding ist gerade überholt worden und ganz in Ordnung. Ich habe es auch noch lackiert. Willst du es haben? Es steht in Eurem Garten, hinter dem Haus. Du brauchst nur Führerschein V, das schaffst du leicht.
    Wenn du die olle Mühle nicht behalten willst, dann sieh zu, daß du sie irgendwo für ein paar Mark los wirst.
    Viele Grüße
    Walter.“
     
    Ich rannte in den Garten. Da stand ein blitzblankes feuerrotes Moped, sauber und gepflegt. Kein Mensch konnte ihm ansehen, wie viel es durchgemacht hatte.
    Ich ging hin und strich mit der Hand über die rote Lenkstange, und plötzlich war ich froh, ganz schrecklich froh! Warum in aller Welt hatte ich nie daran gedacht, für ein schlichtes Moped zu sparen? Als ob das nicht genügte! Wozu brauchte ich ein Auto?
    Oh, wie freute ich mich darauf, auf dem eigenen Moped zur Schule zu fahren, immer eine Freundin mit auflesen zu können – und wer weiß, vielleicht würde sogar Mutti den Mut aufbringen, sich draufzusetzen?
    Aber jetzt mußte sie auch meinen Gutschein einlösen, den Gutschein über fünf Stunden Fahrunterricht!
    Walter hatte recht. Wenn man radfahren kann und außerdem alle Verkehrsregeln aus dem ff kennt, ist es wirklich ein Kinderspiel, das kleine Führerscheinchen für ein Moped zu machen. Ich schaffte es ohne Schwierigkeit.
    An einem Frühlingstag kam der lange erwartete Brief von Marc.
    „Mein Mädchen, jetzt ist es so weit mit mir. Ich habe dir hoch und heilig versprochen…“ Ich las nicht weiter, sondern sah auf die Uhr. Zehn Minuten vor Schalterschluß. Zehn Minuten – Kleinigkeit! Ich war doch motorisiert!
    Auf der Bank hatte ich eintausendachthundert und drei Mark und vierundfünfzig Pfennig.
    Ich reichte der Beamtin das blaue Büchlein. „Bitte, ich möchte eintausendachthundert Mark abheben!“ Die Beamtin, die in all dieser Zeit sozusagen meine Freundin geworden war und sich private Bemerkungen erlauben durfte, sah mich an:
    „Nanu, Fräulein Hasseldorf! Ihr ganzes Vermögen! Nun, dann stehen Sie wohl am Ziel Ihres Sparens?“
    „Ja“, sagte ich, und ich fühlte selbst, wie mein Gesicht ein einziges, glückliches Lächeln war. „Jetzt bin ich am Ziel!“
    Ich knatterte zur Post und schickte eine Postanweisung. Dann fuhr ich nach Hause und las Marcs Brief zu Ende.
    Mein neunzehnter Geburtstag nahte.
    Ich hatte mein Abitur glücklich hinter mir. Seit einem Monat wirtschaftete ich zu Hause allein. Ich selbst hatte Mutti darum gebeten.
    Ich mußte doch etwas lernen, mußte mich auf meine Aufgabe als Hausfrau vorbereiten!
    Ich hatte nie gewußt, daß Hausarbeit so viel Spaß machen konnte! Ich liebte es direkt, in der
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