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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück
Autoren: Berte Bratt
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war ich klein und häßlich; es blieb mir nichts übrig, als artig und folgsam zu sein.
    Sehr zögernd hatte Mutti mir erlaubt, wenigstens Sonnabends Babys zu hüten. So rollten trotz allem hin und wieder ein paar Märkchen auf mein Sparkonto. Am ersten jeden Monats kam auch, pünktlich wie das Datum selbst, die Rate von Walter.
    Ich hatte wieder eine schöne, vierstellige Zahl in meinem Sparbuch. Und ich war genauso sparsam wie vor einem Jahr. Ich trug immer noch meine glatte Frisur, um die Dauerwelle zu sparen, ich trug meine alten, selbstgeänderten Kleider, und Eis, Schokolade und Kino waren für mich Fremdwörter geworden.
    Ich hätte nie gedacht, daß man mit dieser bescheidenen Lebensweise so unbeschreiblich glücklich sein konnte!
    Von Marc kamen kurze, aber häufige Briefe. Er büffelte wie nie zuvor, und das weckte in mir den Ehrgeiz, auch fleißig zu sein. Ich kam wirklich gut mit in der Schule, sogar im Französischen heimste ich mir öfter ein „Sehr gut“ ein.
    Einen großen Leichtsinn beging Marc in diesem Jahr: Er besuchte uns zu Weihnachten.
    Der Abend war voll Erinnerungen; dauernd gingen unsere Gedanken zurück zum vorigen Heiligen Abend.
    „Wie glücklich wäre Opa gewesen, wenn er gewußt hätte…“, fing Marc leise an.
    „Ich glaube, Opa wußte!“ sagte ich. „Er wußte mehr als wir selbst. Er wußte, daß du mich lieb hattest, bevor du es selbst wußtest, Marc.“
    „Bevor ich es selbst wußte? Du weißt nicht, was du redest, mein Liebling! – Das habe ich nämlich gewußt seit dem Abend, als Gérards Geschrei mich eine Treppe tiefer lockte!“
    „Was so ein Großvater alles mit einer Mutter gemeinsam hat!“ sagte Mutti mit einem kleinen, stillen, allwissenden Lächeln.
    Am ersten Feiertag machten Marc und ich einen langen Spaziergang. Oh, wie schön war es, endlich Zeit zu haben, sich nicht abhetzen, nicht andauernd auf die Uhr gucken zu müssen!
    „Marc“, sagte ich ernst. „Nun bitte ich um eine ehrliche Antwort. Was macht…“
    „… meine Liebe zu dir?“ ergänzte Marc.
    „Unterbrich mich nicht, du vorlauter Mann! Ich wollte wissen, was dein Geld macht.“
    „Danke der Nachfrage. Es rollt.“
    „Ja, diesen Verdacht hatte ich. Marc, du vergißt nicht dein Versprechen? Du gibst mir Bescheid in dem Augenblick, wenn du Hilfe brauchst?“
    „Ja, Moni. Versprechen ist Versprechen. Aber ich hoffe, daß es nicht nötig sein wird.“
    „Hör, Marc. Gibt es auf der Welt einen Menschen, der dir näher steht als ich? Na also. Wer sollte dir helfen, wenn nicht ich?“
    Marc drückte meine Hand, sie lag sowieso die ganze Zeit in seiner.
    „Moni, du findest es bestimmt lächerlich von mir, daß ich keine staatliche Hilfe in Anspruch genommen habe, ich hätte bestimmt Möglichkeiten gehabt, etwas zu kriegen. Aber weißt du, es ist mir so schrecklich zuwider! Ich habe jahrelang von Vater Staat gelebt, es ist für mich gesorgt worden, wie es heißt – und ich mag nicht mehr! Ich kann es dir nicht genau erklären. Es ist eine hundertprozentige Gefühlssache, und Gefühle sind oft unlogisch und blöde.“
    „Ich verstehe dich trotzdem, Marc“, sagte ich. „Vielleicht bist du unlogisch und blöde, aber… ich verstehe dich!“ Marc blieb stehen. Er drückte mich an sich.
    „Weißt du, Moni“, sagte er leise. „Ich habe es nicht immer leicht gehabt im Leben. Und doch – wenn ich zurückdenke an die Schwierigkeiten, die ich gehabt habe, an die Einsamkeit, an das Gefühl, nirgends einen festen Punkt zu haben, nirgends hinzugehören, dann ist es mir, als ob das Schicksal das alles von mir als eine Vorschußzahlung verlangt hat. Man kriegt nichts umsonst im Leben. Manche müssen Vorschuß zahlen, andere kriegen erst das Glück und dann den Zahlungsbefehl. Ich habe schon bezahlt, für ein Glück bezahlt, das so wunderbar ist, daß der Preis mir direkt lächerlich niedrig vorkommt!“
    „Marc“, flüsterte ich, „wie ist es bloß möglich, daß ich, ein ganz gewöhnliches Mädchen, ein achtzehnjähriges Schulmädchen, daß meine ganz kleine Wenigkeit einen erwachsenen, vernünftigen Mann so glücklich machen kann?“
    „Ich habe nie darüber nachgedacht, ob du ganz gewöhnlich bist“, sagte Marc. „Ich weiß nur, daß du das Mädchen bist, die Frau bist, die der liebe Gott für mich geschaffen hat!“
    Der Alltag kam wieder mit Arbeiten und Pflichten. Hin und wieder erschien Jutta auf einen Sprung bei mir.
    Ruth und Inge zeigten sich auch zwischendurch, und ein paarmal kamen
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