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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe
Autoren: Norah Wilde
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Kapitel 1 – Träume
    Sie wachte schweißgebadet auf und blinzelte verwirrt. Der Blick zum Wecker erschreckte sie: Die noch verschwommenen Digitalziffern zeigten tatsächlich 05:02 an. Noch eine halbe Stunde, bis dieses Mistding wieder Alarm schlagen würde.
    Sie murmelte zu sich selbst: „Jetzt ist es auch egal.“ – Dann stand sie auf, immer noch unschlüssig, was sie von dem Traum halten sollte. Es war so real gewesen, so echt. Dieser Traum war anders als andere Träume, die sie gelegentlich hatte.
    Sie hüllte sich in ihren Bademantel und verzog kurz ihre Miene; der Bademantel war leicht klamm, weil sie ihn nach dem Sonntagabendbad ein wenig zu achtlos über das Bettgestell geworfen hatte.
    Auch das war jetzt egal, sie musste einen klaren Kopf bekommen und so beschloss sie seufzend, einfach jetzt schon duschen zu gehen und das Frühstück zu verschieben.
    Besonderen Appetit hatte sie ohnehin nicht – sie fühlte sich bereits satt und auch das konnte sie sich nicht erklären.
    Der viel zu früh eingetroffene Winter sorgte dafür, dass es um kurz vor Fünf noch stockdunkel war und sie schaltete das Licht im Badezimmer ein.
    Wieder musste sie blinzeln. „Verflucht“, stieß sie aus – das Licht war grell, kalt und ungemütlich. Wie im Krankenhaus, fand sie. Sie hatte schon mit einem Handwerker telefoniert, aber der ließ sie scheinbar seit einer Woche hängen.
    Die neue Wohnung war zwar geräumiger und lag näher am Büro, aber einige Sachen gingen ihr bereits seit dem Einzug im Juli auf die Nerven.
    Ihren Bademantel ließ sie abermals gedankenverloren zu Boden gleiten und stieg in die Dusche. Das Wasser musste in dieser Altbauwohnung immer einige Sekunden vorlaufen, damit es die richtige Temperatur hatte. Auch das gehörte zu den kleinen Mängeln, für die sie sich ohrfeigen könnte, sie übersehen zu haben. Der Umzug war wohl ein wenig überstürzt, dachte sie.
    Das Wasser plätscherte erst eiskalt in den Abfluss, dann viel zu heiß. Sie war müde und freute sich auf das Gefühl von Frische, wenn sie erst einmal diese Horrordusche überstanden hatte.
    Als sie gerade die richtige Temperatur eingestellt hatte und ihre Haare mit Shampoo einmassierte, erinnerte sie sich wieder an den unheimlichen Traum.
    Es war heiß gewesen, schwül und dabei doch angenehm. Irgendein tropisches Land, vermutete sie. Shampoo tropfte ihr in die Augen, aber das registrierte sie kaum. Wer war dieser Mann, an den sie sich erinnerte?
    Sie wusste nur noch Einzelheiten:
    Alles war durcheinander und sie merkte, dass der Traum ihr wie Sand in den Fingern zerrann.
    Sie musste einige Minuten so da gestanden haben, denn ihre Augen tränten nun vom vielen Shampoo – ihre Haare massierte sie nun schon weitaus länger als sonst. Das Ergebnis sah sie dann kurz darauf beim Ausspülen: Viele, einzelne Haare hatte sie beim übertriebenen Einmassieren herausgerissen, die nun scheinbar hämisch in den Abfluss gluckerten.
    Vor dem beschlagenen Spiegel betrachtete sie sich und lächelte zufrieden, als sie die entscheidenden Stellen am feuchten Glas verwischte: Fast jeden Morgen dachte sie, dass sie für 26 noch ziemlich knackig aussah – eher wie 20. Und darüber war sie sehr froh.
    Sie hatte blonde, schulterlange, glatte Haare, ein schmales Gesicht und eine Hakennase – das jedoch sah man nur, wenn man sie ihm Profil anschaute und man musste wirklich genau hinsehen, um diesen kleinen Makel zu entdecken. Ihre Taille war schlank, ihre Schultern gerade, so dass ihre glücklicherweise mit sehr festem Bindegewebe ausgestatteten B-Cup-Brüste spitz hervorragten, was sie vor allem, wenn sie enge Oberteile trug, zum Blickfang für so ziemlich alle heterosexuellen Männer machte. Ihre Beine waren ebenfalls schlank, allerdings zeichneten sich an den hinteren Oberschenkeln bereits Ansätze einer widerspenstigen Orangenhaut an, die sie jedoch beim täglichen Blick in den Spiegel so gut es ging zu ignorieren suchte. Insgesamt konnte sie also durchaus mit ihrer Figur zufrieden sein. Sie glaubte, einen Großteil ihrer körperlichen Vorzüge ihrer ebenfalls schlanken Mutter zu verdanken – die gelegentlichen Yogastunden, die sie bei Balu nahm, spielten ihrer Meinung nach eine eher zweitrangige Rolle in dieser Angelegenheit.
    Nachdem sie sich ausgiebig im Spiegel betrachtet hatte, griff sie zu ihrer Zahnbürste.
    Zum Glück hatte sie am Abend zuvor vergessen, nach dem Baden die Heizung auszustellen. Sie konnte auf den Bademantel dankend verzichten und putzte
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