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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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gab Bree den Zwillingen kleine Aufgaben, um sie abzuhalten, mich  mit Fragen zu löchern.
„Kann ich dir helfen?“, fragte ich zögernd.
„Nein.“ Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Bleib sitzen und trink deinen Kaffee. Ich bin gleich fertig.“
Unwillkürlich begann ich Bree mit meiner Mutter zu vergleichen. Häuslich wäre die letzte Bezeichnung gewesen, die mir zu ihr eingefallen wäre. Wir waren oft umgezogen, da sie es nie lange in einer Wohnung aushielt und sie hatte immer viel gearbeitet. Ich verbrachte meine Freizeit meist mit Freunden oder beim Schwimmen. Aber gerade deshalb hatte ich jede Minute, die sie mit mir verbracht hatte, besonders genossen. Und obwohl ich immer spürte, dass sie etwas vor mir verbarg, hatte ich doch jedes meiner Geheimnisse mit ihr geteilt.
„Bree“, begann ich, wobei mir die vertrauliche Anrede schwer über die Lippen kam. Sie drehte sich zu mir um.
„Ja, Schatz?“
„Wegen des Zimmers, wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gern dort bleiben.“ Ich sah auf die Tischplatte und biss mir verlegen auf die Unterlippe. „Es gefällt mir gut und ich bin gern mal allein.“ Ich drehte den leeren Kaffeebecher in den Händen.  „Das ist kein Problem, ich hatte befürchtet, das Zimmer könnte dir zu klein sein. Ich bin froh, dass es dir gefällt.“
Damit war das geklärt, ich war erleichtert.
„Darf ich ein paar Bilder aufhängen?“, fragte ich mutiger. „Nichts Großartiges. Ich habe ein paar Zeichnungen mitgebracht, als Erinnerung.“ Ich verstummte.
„Sicher, Liebes. Hast du sie gezeichnet?“ Sie wartete keine Antwort ab und plauderte weiter. „Peter zeichnet auch. Seine Bilder sind wunderschön, finde ich jedenfalls“, verkündete sie voller Stolz. Die Zwillinge verdrehten die Augen und   versuchten, ein Kichern unterdrücken. „Bestimmt nimmt er dich mal mit, hoch zu den Klippen, wenn du magst.“
In diesem Moment hörten wir Lärm an der Tür. Amelie, Peter und Ethan kamen nach Haus. Amber nahm meine Hand und zog mich in den Flur, der für fünf Personen eindeutig zu klein war. Die drei zogen ihre Jacken und Schuhe aus und verstauten alles in einem riesigen Schrank.
„Hallo, Emma“, wandte Amelie sich zu mir um und reichte mir ihre Hand. Sie hatte langes, stark gelocktes, dunkelblondes  Haar, das von hellen Strähnen durchzogen war. Wie ihre Mutter war sie eine Schönheit. Ihre Haut schimmerte wie Elfenbein und sie sah mich mit großen grünen Augen abschätzend an. Trotzdem wir beide gleichaltrig waren, fühlte ich mich im Vergleich zu ihr wie ein Küken.
„Ich bin Peter“, schubste sie mein ein Jahr älterer Cousin zur Seite, worauf sie ihn in den Rücken boxte. Er grinste nur. „Du bist also die verlorene Cousine“, sagte er schelmisch.
„Und du der Künstler“, erwiderte ich.
„Hat Mom schon alle Familiengeheimnisse verraten?“ Er machte ein erschrockenes Gesicht. „Ich hoffe, sie hat nur nette Sachen erzählt.“
Ich versuchte, ein geheimnisvolles Gesicht aufzusetzen. Peter lachte und legte seinen Arm um meine Schultern.
„Essen ist fertig“, rief Bree im selben Moment.
Es schmeckte köstlich. Ich hatte seit Stunden nichts gegessen und war sehr hungrig. Die Mahlzeiten im Flugzeug waren abscheulich gewesen.
„Emma, erzähl uns von Washington“, bat Peter.
Ich hob die Schultern. „Was willst du wissen?“
„Was hast du in deiner Freizeit gemacht? Auf welche Schule bist du gegangen? Welche Kurse hast du belegt? Alles eben.“
„Stopp, stopp“, rief Bree dazwischen. „Peter, lass sie sich erst satt essen. Du kannst ihr nachher das Haus und den Garten zeigen und ihr könnt zu den Klippen gehen und dann kann sie dir alles erzählen, was du wissen möchtest.“
Verschwörerisch blinzelte sie mir zu. „Erzähl ihm nicht zu viel, er erzählt es seinen Freunden und bald weiß es die ganze Stadt.“
Peter zerknüllte seine Serviette und warf sie nach seiner Mutter. „Pah, ich kann schweigen wie ein Grab.“ Alle am Tisch brachen in schallendes Gelächter aus.
„Er ist die Klatschtante der Schule“, weihte Amelie mich ein. „Bei seinem Unschuldsgesicht fühlen sich die Mädchen immer bemüßigt, ihm ihre Geheimnisse zu erzählen.“
Peter funkelte seine Schwester an. Doch Ethan unterbrach das Geplänkel.
„Jetzt möchte ich Emma in unserer Familie begrüßen“, sagte er feierlich und schlug mit einem Dessertlöffel an sein Glas. Ich merkte, wie ich rot anlief. Unglücklich sah ich ihn an.
„Ich mach es kurz, versprochen.“
Also
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