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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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atmete ich tief durch.
„Emma, wir freuen uns, dass du dich entschlossen hast, bei uns zu leben. Auch wenn die Ursache sehr, sehr schmerzlich ist, vor allem für mich. Leider haben unsere Kinder deine Mutter nie kennengelernt. Ich, das heißt wir hoffen, dass du dich bei uns wohl fühlen wirst und wir dir in deiner Situation beistehen können. Also, willkommen in unserer Familie.“
Alle am Tisch klatschten und sahen mich lächelnd an.
„Danke“, mehr wusste ich nicht zu sagen, froh darüber, dass mir nicht gleich die Tränen in die Augen schossen, bei den Gedanken an meine Mom.

Nach dem Essen zeigte Peter mir das Meer. Er hatte sein braunes Haar im Nacken zu einem Zopf gebunden und strahlte eine faszinierende Ruhe aus. Er war nicht im eigentlichen Sinne gut aussehend, geschweige denn schön wie seine Schwester. Aber er wirkte tatsächlich absolut vertrauenerweckend. Jetzt wusste ich, was Amelie gemeint hatte.
Ich hatte ihm von Jenna erzählt und von meiner alten Schule. Er hatte mir zugehört und mich nicht einmal unterbrochen. Ich war froh, dass er mich nicht nach meiner Mom fragte. „Gibt es hier im Ort eine Schwimmhalle?“, fragte ich jetzt. „Ich war zu Hause im Schwimmteam, und würde gern weiter trainieren.“
„Bewirb dich doch hier auch für das Team. Ich glaube, das Probeschwimmen ist in ein paar Wochen. Ich mache mich mal schlau, versprochen.“
„Weshalb habt ihr uns nie besucht?“, fragte er später, als wir am Rande der Klippen standen. Unter uns tosten die Wellen und schlugen krachend an die Felsen. Ich sog die Luft ein. Bis hier oben spürte man die feinen salzigen Wassertröpfchen auf der Haut. Der Ausblick war einmalig.
„Es ist wunderschön“, sagte ich leise.
„Das ist es, schön und gefährlich. Du musst aufpassen, dass du nicht zu nah an den Rand gehst, diese Küsten brechen leicht ab und stürzen ins Meer“, sagte er. „Und wir wollen dich nicht gleich wieder verlieren“, setzte er schelmisch hinzu.
„Ich komme oft her, um zu zeichnen, und es sieht immer anders aus“, sprach er weiter und sah zum Horizont.
„Ich würde gern mal mitkommen und es versuchen“, bat ich ihn.
„Du malst auch?“
„Ein bisschen. Scheint eine Familienkrankheit zu sein.“
Als wir zurück zum Haus liefen, schien die Sonne in den großen Garten. Wir setzten uns auf eine kleine Bank und genossen das erste bisschen Wärme.
„Du hast meine Frage vorhin nicht beantwortet“, sagte Peter nach einer Weile.
„Das kann ich auch nicht, ich weiß es selbst nicht“, antwortete ich.

 
 
2. Kapitel

"Emma!“ Amelies Stimme drang durch meinen Traum: „Wach auf, du Schlafmütze.“ Sie polterte in mein Zimmer.
Ich drehte mich um, griff nach der Decke und vergrub meinen Kopf in den Kissen. Dann rieb ich mir die Augen und rappelte mich auf.
Zwei Wochen war ich mittlerweile hier. Die Zeit hatte ich entweder im Haus oder am Meer verbracht. Jetzt war die Gnadenfrist vorbei und ab morgen sollte ich in Portree zur Schule gehen. Ein Ereignis, das ich gern weiter hinausgezögert hätte. Der einzige Lichtblick war, dass ich viele Kurse gemeinsam mit Amelie haben würde. Schließlich war sie nur einen Monat älter als ich. Sie hatte mir schon verraten, dass der zehnte Jahrgang hier sechsundvierzig Schüler zählte. Das hieß Minikurse und maximale Lehreraufmerksamkeit.
„Los, steh auf. Bist du ein Baby, dass du Mittagsschlaf hältst? Wir müssen los. An der Küste ist etwas passiert. Wir wollen sehen, ob wir helfen können. Dad meint, du sollst mitkommen.“
Sie verschwand aus meinem Zimmer.
Schlaftrunken tapste ich ins Bad. Ich putzte mir die Zähne und wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser. Das weckte meine Lebensgeister. Ich trocknete mich ab, kämmte mein Haar und schlüpfte in Jeans und Sweatshirt.
In der Küche empfing mich lautes Stimmengewirr. Alle redeten durcheinander.
Bree schob mir eine Tasse Kaffee zu und ich versuchte, den Grund für das aufgeregte Gespräch zu ergründen. Erst glaubte ich mich verhört zu haben, doch es ging tatsächlich um Wale. Diese riesenhaften Tiere, die ich nur aus dem Fernsehen kannte, sollten hier an der Küste gestrandet sein? Einfach so? 
Peter stritt sich heftig mit Ethan. Ich verstand nur die Hälfte. Sie redeten von Sonaren, Echos und Schall. Bree unterbrach die beiden.
„Schluss jetzt mit der Streiterei. Esst auf und dann fahren wir zum Strand. Sie werden jede Hilfe brauchen.“
Während Bree und Amelie den Tisch abräumten, verstauten Peter und ich alle Eimer, die wir
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