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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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mich, wie sie es schaffen sollten, wieder zu schwimmen. Mittlerweile waren sie viel zu schwach.
Erschöpft standen Amelie und ich um eins der Lagerfeuer, die die Männer angezündet hatten, und tranken einen Becher heißen Tee.
„Wir müssen die Tiere drehen, dass sie besser schwimmen können.“
„Peter, wie soll das gehen? Die Tiere sind zu schwer“, antwortete einer der Männer. „Wir haben kein Gerät dafür, das kann nur die Marine und wenn die nicht kommen …“, resigniert zuckte er mit den Achseln.
„Die Lastwagen kommen hier nicht herunter. Sie würden im Sand stecken bleiben“, überlegte Ethan laut.
„Was ist mit den Jeeps?“, fiel ich ihm ins Wort. „Mit den Jeeps könnte es gehen.“
Die Männer sahen mich skeptisch an. Dann nickte einer nach dem anderen bedächtig.
„Wir könnten die Jeeps runterfahren und die Tiere mit den Gurten ins Wasser ziehen. Wir müssen den richtigen Zeitpunkt abwarten. Das Wasser darf nicht zu hoch und nicht zu flach sein“, erklärte Ethan.
„Wir werden uns sehr beeilen müssen“, warf Dr. Erickson ein. „Und es ist gefährlich. Wir wissen nicht, wie sich die Tiere verhalten, wenn sie wieder im Wasser sind.“
„Wie viele Jeeps haben wir?“, unterbrach einer der Männer unwirsch seine Bedenken.
Ethan zählte, während jeder der Männer, der seinen Wagen zur Verfügung stellen wollte, kurz die Hand hob.
„Fünf“, stellte er abschließend fest. „Das reicht. Wir haben sowieso nur Gurte für jeweils ein Tier. Wir fahren abwechselnd.“
„Okay.“ Er rieb seine Hände über dem warmen Feuer. „Wir  sollten die Gurte vorbereiten. Ich schätze, wir können bald loslegen.“
Während die Männer zu den Autos gingen, lief ich zu meinem kleinen Wal. Amelie hatte die Laken ganz feucht gemacht. Ich wickelte mich in eine Wärmedecke und strich ihm beruhigend über den Körper. Dann setzte ich mich in den feuchten Sand, lehnte mich gegen ihn und erzählte vom Meer. Ich wusste, zwar, dass er mich nicht verstand, und hoffte trotzdem, dass er sich nicht allein fühlte.
Der Lärm der Motoren schreckte mich auf. Vorsichtig lenkten die Männer die Jeeps an den Strand. Der Krach machte die Tiere unruhig. Ich stand auf und sah ihnen entgegen.
Da sah ich ihn zum ersten Mal.
Sein zimtfarbenes, zerzaustes Haar funkelte im Licht der letzten Sonnenstrahlen. Ernst betrachtete er die Wale. Ich hatte noch nie einen so gut aussehenden Jungen gesehen. Mein Herz machte sich selbstständig und hämmerte gegen meine Brust. Er trug ein graues, eng anliegendes T-Shirt, das seinen muskulösen Oberkörper mehr als gut zur Geltung brachte, und eine schwarze Jeans. Selbst die hässlichen grünen Gummistiefel sahen an ihm cool aus. Sein für meine Begriffe leicht bekleideter Anblick verursachte mir eine Gänsehaut. Meine Fleecejacke hielt die Kälte kaum ab. Am auffallendsten war sein Gesicht. Es erinnerte mich an die griechischen Skulpturen, die wir im Kunstunterricht durchgenommen hatten. Seine Züge waren fein und gleichzeitig markant und seine Haut hatte trotz des langen Winters einen zarten hellbraunen Ton. Er hatte seine Lippen aufeinander gepresst, als sei er wütend. Seine Augen jedoch betrachteten traurig die Tiere.
Während er sie ansah, redete Dr. Erickson, der neben ihm stand, unablässig auf ihn ein. Ich konnte nicht verstehen, wovon sie sprachen, mehrmals schüttelte der Junge den Kopf. Plötzlich, als spürte er, dass ich ihn beobachtete, wandte er sich mir zu. Er betrachtete mich kurz, zog seine Augenbrauen unwillig zusammen und drehte sich wieder zu Dr. Erickson.
Umständlich rappelte ich mich auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Der Tag war nicht geeignet gewesen, unvermutet seinem Traummann zu begegnen. Amelie stand kichernd neben mir.
„Sieht er nicht toll aus?“, flüsterte sie mir zu. „Das ist Calum, Dr. Ericksons Ziehsohn.“ Ich ignorierte ihre Bemerkung und drehte mich zu unserem kleinen Kalb um.
„Es geht ihm nicht gut“, stellte ich fest und bemerkte, dass meine Hände zitterten.
„Ich weiß. Ich bezweifle, dass er es schaffen wird.“ „Natürlich wird er es schaffen. Wir dürfen ihn nicht aufgeben“, widersprach ich.
Die Männer begannen, die Gurte um eins der Tiere zu schnallen.
Langsam und vorsichtig fuhr der Wagen an. Ich hoffte, dass der Wasserstand reichen würde, um das Tier weit genug ins Wasser zu ziehen. Mit vereinten Kräften zogen und schoben wir den massigen Wal zurück ins Wasser. Vorn am Kopf bemerkte ich Calum. Die ganze Zeit
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