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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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halten, so schnell steuerte er auf einen Raum in der zweiten Etage zu.
Als er mit uns im Schlepptau eintrat, richteten sich alle Augen auf uns. Ich merkte, dass meine Wangen sich röteten. Das hatte mir noch gefehlt.
Ethan war entweder kein Freund von vielen Worten oder er wollte die Vorstellung mir zuliebe nicht ausdehnen. Jedenfalls machte er es kurz.
„Das ist Emma Tate, meine Nichte“, erklärte er den Schülern, die mich neugierig musterten.
„Und das ist Mr. Beckett, der Vertrauenslehrer für unsere Zehntklässler, Emma. Lass dir von Amelie nachher alles  zeigen. Viel Glück.“
Damit war er verschwunden.
Ich hätte mir mehr Aufschub gewünscht. Er hätte mir ruhig erst die Schule zeigen können. Doch ich hatte keine Zeit, mich zu ärgern. Alle sahen mich erwartungsvoll an.
„Hallo Emma“, sagte in diesem Moment Mr. Beckett. „Willkommen in unserer Schule. Ich hoffe, du wirst dich bei uns wohl fühlen. Setz dich neben Jamie, da ist ein Platz frei.“
Ich ließ mich neben besagter Jamie auf den Stuhl fallen.
„Hey, ich bin Jamie Barnes“, sagte das Mädchen mit den roten, strubbligen, kurzen Haaren.
Obwohl ich versuchte, dem Unterricht zu folgen, schweiften meine Gedanken wieder und wieder ab. Ich war froh, als die Schulglocke klingelte. Jamie packte ihre Sachen zusammen und schaute mich auffordernd an.
„Was hast du jetzt?“
Endlich sah ich auf meinen Stundenplan. „Sport.“
„Okay, wir können zusammen gehen.“
Erleichtert folgte ich ihr.
Wir liefen durch strömenden Regen zur Sporthalle. Basketball war nicht meine Stärke, aber ich machte es ganz gut. Ich hatte zu Hause schon ein paar Stunden gehabt, so dass ich mich nicht blamierte. Vielleicht würde der Tag nicht so schlimm werden, wie ich befürchtet hatte.
Mittags riss die Wolkendecke auf. Ich saß mit Jamie und Amelie auf einer flachen Mauer auf dem Schulhof. Die Sonne gab sich alle Mühe, lauwarme Strahlen zur Erde zu schicken, ich zog trotzdem meine Jacke fester um mich und versuchte, die neugierigen Blicke zu ignorieren. Entweder war es eine Sensation, dass die Nichte des Direktors jetzt hier zur Schule ging, oder es geschah so selten etwas Neues, dass jede Abwechslung ausgekostet wurde. Wahrscheinlich traf die zweite Vermutung zu. Bestimmt kannten viele Eltern meine Mutter, ging es mir durch den Kopf.
Jamie plauderte neben mir unablässig über die Lehrer und die Kurse, die sie belegte. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu.
Mein Blick glitt über die Schüler und blieb an Calum hängen. Er lehnte nicht weit von uns entfernt an einem Baum und nahm keine Notiz von uns, so dass ich ihn in Ruhe betrachten konnte. Ich hatte mich getäuscht. Heute sah er noch besser aus als gestern. Neben ihm stand ein hübsches Mädchen, das pausenlos auf ihn einredete. Er schien mit seinen Gedanken woanders zu sein. Ich musterte die beiden, doch da schauten mich über die Köpfe der anderen Schüler hinweg seine blauen Augen an. Erschrocken sah ich weg, leider nicht schnell genug. Ich merkte, dass ich von seinem alles durchdringenden Blick Gänsehaut auf den Armen bekam.
Als ich wenig später wieder zu ihm blickte, sah er mich immer noch, allerdings mit gerunzelter Stirn und finsterem Blick an, was seiner Schönheit keinen Abbruch tat, im Gegenteil.
„Lass uns reingehen“, sagte Jamie in diesem Moment. „Es fängt gleich wieder an zu regnen.“
Ich sah zum Himmel und tatsächlich türmten sich große graue Wolkenberge auf. Es war eben April. Seufzend stand ich auf.
„Du hast mir nicht gesagt, dass er hier auf der Schule ist“, sagte ich flüsternd zu Amelie und deutete verstohlen auf Calum.
„Du hast nicht gefragt.“ Sie zuckte mit den Achseln.
„Wer ist das Mädchen?“, fragte ich missmutig.
„Das ist Valerie.“
Die beiden gingen vor uns ins Schulgebäude und ich folgte Calum mit den Augen.
Weitere Einzelheiten gab Amelie zu meinem Leidwesen nicht preis. Schnell lief sie ins Haus, während hinter uns dicke Regentropfen vom Himmel fielen.
In der nächsten Stunde hatte ich Französisch. Weder Amelie noch Jamie belegten mit mir diesen Kurs, so dass ich auf mich allein gestellt war. Als ich ins Klassenzimmer kam, stand dort Ms. Turgot, eine waschechte alte Französin, an der Tafel und lächelte mir entgegen.
„Ah, du musst Emma sein“, begrüßte sie mich mit einem charmanten französischen Akzent.
Ich nickte.
„Schau, neben Marc ist ein Platz frei, setz dich bitte zu ihm.“ Sie zeigte auf einen freien Stuhl.
Ich rutschte auf den
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