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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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Platz. Mit meiner Konzentration war es für diese Stunde vorbei. Tim, der in Bio neben mir saß, ignorierte ich, bis er sich nach einer Weile beleidigt abwandte.
Was hatte Calum gegen mich? Obwohl ich wusste, dass meine Überlegungen zu nichts führten, grübelte ich weiter vor mich hin. Ich hatte das Thema in Gedanken schon tausendmal durchgekaut und war zu keinem Schluss gekommen. Normalerweise hätte man annehmen können, dass uns die Walaktion miteinander verbunden hätte.
Nachmittags auf dem Heimweg konnte ich es mir nicht verkneifen, mit Amelie über Calum zu reden.
„Amelie, hat Aidan mal was von Calum erzählt?“, fragte ich. Aidan war Amelies Freund. Er war der Kapitän der Fußballmannschaft unserer Highschool. Mein Fall war er nicht gerade. Aber Amelie war ziemlich verliebt und ich freute mich für sie, auch wenn es in Liebesdingen bei mir nicht gut lief, besser gesagt gar nicht lief. Ich konnte mich nicht  durchringen, mit einem meiner stillen Verehrer, die es in der Schule gab, wenigstens mal auszugehen.
„Aidan ist nicht besonders gesprächig. Frag mal Peter nach ihm. Er ist viel öfter mit Calum zusammen.“
Ich wusste, dass Peter einige Kurse mit Calum gemeinsam belegte. Ich hatte schon versucht, ihn über Calum auszuhorchen, ohne durchschlagenden Erfolg.
„Ich finde, er wirkt viel älter als Peter und seine albernen Freunde“, sagte Amelie da und rümpfte bei dem Gedanken an diese albernen Freunde, zu denen auch Aidan gehörte, ihre hübsche Nase.
Ich zuckte mit den Schultern. „Er soll sehr klug sein.“ Diese Information hatte ich Peter entlockt.
Amelie stöhnte übertrieben.
„Er ist zu perfekt. Kein Wunder, dass Valerie ihm nicht von der Seite weicht.“
Das war mir auch aufgefallen und die Erinnerung daran war nicht geeignet, um meine Laune zu heben.
Amelie kam jetzt richtig in Fahrt und breitete den aktuellen Schulklatsch vor mir aus.
Aus reiner Gewohnheit hielt ich in den nächsten Tagen nach Calum Ausschau. Er beschäftigte mich mehr, als mir gut tat. Ein paarmal tauchte er in der Cafeteria auf und setzte sich zu Peter und seinen Freunden an den Tisch. Dann begann mein Herz zu pochen, aber - wie nicht anders zu erwarten -  erwiderte er meinen Blick nie.
Resigniert beschloss ich, ihn meinerseits zu ignorieren. Es gelang mir nur mäßig. Meine Chancen, dass er mich beachten würde, standen gleich null. Ich hatte den Eindruck, dass es  kein Mädchen gab, das ihn nicht anhimmelte. Er blieb jedoch zu allen gleich höflich.
 
 
 

4. Kapitel
 
„Amelie, wir müssen los.“
Ich machte es mir im Schneidersitz auf ihrem Bett gemütlich. „Verschwinde“, knurrte sie.
„Ich bleibe hier sitzen, bis du aufstehst“, drohte ich.
Stöhnend rappelte sie sich auf und schaute mich wütend an.
„Wer hat dich Nervensäge ins Haus geholt?“
Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und ging ins Bad.
Ich zuckte lächelnd die Schultern und riss das Fenster auf.
„Oh Gott“, schrie Amelie, als sie zurückkam, „ist das kalt. Bist du total verrückt geworden?“
„Stell dich nicht so an“, erwiderte ich und warf ihr ihre Klamotten zu. „Sei froh, dass ich dich wecke und nicht dein Vater.“
„Auch wieder wahr“, stimmte sie verdrossen zu.
Amelie zog sich an und gab mir einen Kuss auf die Wange. Das war eine ihrer besten Eigenschaften, nie konnte sie lange böse sein. Dann versuchte sie, ihre Lockenmähne zu bändigen. „Das wird nichts“, resignierte sie nach einer Weile und machte sich einen Zopf. Ich beneidete sie um dieses Haar. Dagegen sah mein braunes, langes Haar langweilig aus. Nachdem Amelie sich sorgfältig geschminkt hatte, warf sie mir ihren Lipgloss zu.
Seufzend trug ich ihn auf, wissend, dass Widerspruch zwecklos war. Amelie war vom ersten Tag an empört darüber gewesen, dass ich mich mit meinen siebzehn Jahren kaum schminkte.
„Ein bisschen Farbe würde dir so gut stehen“, nervte sie regelmäßig. „Das bringt deine Augen viel besser zur Geltung.“
„Ich warte lieber auf die Sonne“, erwiderte ich. Darauf hoffte ich wenigstens. Leider schien die Sonne Schottland vergessen zu haben.
Polternd liefen wir die Treppe hinunter in die Küche.
„Es regnet“, stellte ich missmutig fest, als wir aus dem Haus traten und ins Auto stiegen.
„Hab dich nicht so.“ Amelie stupste mich in die Seite. „Schließlich bist du nicht aus Zucker.“
„Weshalb verdirbt dir das schlechte Wetter nie die Laune?“ Ich stupste sie zurück. „Ein bisschen mehr Sonne. Das kann unmöglich
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