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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Autoren: Halo Summer
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Anfang war. Der Anfang einer düsteren Geschichte, deren Ende niemand kannte.
    Da nun der Zeitpunkt gekommen war, da sie sich trennen mussten, umarmten sich Gerald und Scarlett ein letztes Mal, gerade nur so innig, wie es eine Umarmung mit Publikum zuließ. Scarlett spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, als sie Gerald mit seinem Vater durch den Schnee davongehen sah. Er drehte sich noch einmal um und sie winkte. Dann waren sie fort und Scarlett bemühte sich, ihre Augen wieder trocken zu bekommen und sich zusammenzureißen. Sie war kein Mädchen, das heulte. Sie war eine böse Cruda, eine verliebte böse Cruda mit Abschiedskummer, aber hart im Nehmen. Darum schluckt sie jetzt einmal, räusperte sich und fragte den Halbvampir:
    „Diese unschönen Bedingungen, von denen Sie vorhin gesprochen haben, was wird das wohl sein?“
    „Kontrolle“, antwortete Viego. „Sehr viel Kontrolle. In welcher Form, das weiß ich noch nicht, aber Estephaga befürchtet, dass Maküle zum Einsatz kommen werden.“
    „Maküle? Was ist das?“
    Berry war nicht so ahnungslos wie Scarlett. Sie wusste Bescheid.
    „Maküle ist die Abkürzung für Magikalische künstliche Lebensformen“, erklärte sie. „Man experimentiert schon seit einem halben Jahrhundert in dieser Richtung, doch erst in den letzten zehn Jahren ist ein Durchbruch gelungen. Allerdings hat man Maküle bisher kaum im Einsatz gesehen.“
    „Woher weißt du das?“, fragte Scarlett. „Ich hab e noch nie von Makülen gehört!“
    Berry errötete und Viego beantwortete die Frage für sie.
    „Als einer, der Berrys Akte gründlich studiert hat“, sagte er, „kann ich dir verraten, dass Berry zu den wenigen Menschen in Amuylett gehört, die schon mal eine Maküle gesehen haben.“
    „Wirklich?“, rief Scarlett. „Und? Wie sieht so ein Ding aus?“
    „Wie eine leuchtende Puppe“, sagte Berry kleinlaut.
    Scarlett bemerkte wohl, dass Berry nicht gerne über das Thema sprach. Sie sah Viego fragend an.
    „Ich will nicht Berrys Geheimnisse ausplaudern“, sagte er. „Nur so viel: Vor einigen Jahren wurde eine Maküle aus einem Labor der Regierung entwendet. Sie war intakt, als sie geklaut wurde, doch als man sie in Einzelteile zerlegt wiederfand, war ihre Identität erloschen.“
    „Sie war tot?“
    Berry atmete schnell, es war ihr sichtlich unangenehm.
    „Es ist umstritten“, erklärte sie, „ob Maküle wirklich leben oder einfach nur magikalisch betriebene Automaten sind, die mithilfe von Formeln zu denkenden, intelligenten Waffen umfunktioniert wurden. Dass diese eine Maküle kaputt gegangen ist, war jedenfalls sehr bedauerlich und nicht meine Schuld!“
    „Natürlich nicht“, sagte Scarlett und legte Berry die Hand auf die Schulter, obwohl sie Berry deutlich ansah, dass diese bezüglich der Angelegenheit einige Schuldgefühle mit sich herumtrug.
    „Gehen wir rein“, schlug Viego Vandalez vor, „und genießen wir unser letztes, ruhiges Mittagessen.“
    „Unser letztes schmackhaftes Mittagessen“, sagte Scarlett. „Nie geben sich die Köche solche Mühe wie in den Ferien.“
    „Es ist nun mal leichter, für ein Handvoll Leute zu kochen als für eine ganze Schule“, erklärte Viego Vandalez.
    Berry entspannte sich, als Viego und Scarlett das Gespräch in diese harmlose Richtung lenkten. Ihr war immer komisch zumute, wenn sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wurde. Vielleicht lag es daran, dass sie jedes Mal an ihre Eltern denken musste, die im Gefängnis von Tolois saßen und ihr die Schuld daran gaben. Es konnte aber auch sein, dass sie Wehmut verspürte, wenn sie an ihre Zeit als Meisterdiebin zurückdachte. Die Aufregung, die Gefahr und das Kitzeln, das sich in helle Freude entlud, wenn sie mal wieder eine schwierige, fast unlösbar e Aufgabe bewältigt hatte – das vermisste sie manchmal. Ein wenig. Sie beherrschte es einfach zu gut: das eiskalte Ausschalten aller Gefühle im Angesicht der frei gewählten und selbstverschuldeten Gefahr. Nur in diesen Momenten, wenn alles auf der Kippe stand, lebte sie intensiv, vollkommen und wie erleuchtet. Im Vergleich dazu war ihr gewöhnliches Leben ein träger Spaziergang im Dämmerlicht.
     
    Die Maküle kamen nach Einbruch der Dunkelheit. Sanft leuchtend strömten sie in den Innenhof von Sumpfloch, um sich dort zu versammeln und die letzten Befehle ihres Kommandanten entgegenzunehmen. Berry und Scarlett beobachteten das seltsame Schauspiel durch ein Fenster im vierten Stock, gemeinsam mit Viego
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