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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Autoren: Halo Summer
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hatte. Die anderen hatten es auch gehört. Ein ganz typisches Geräusch, das sie schon aus dem letzten Halbjahr kannten: Hufe auf Stein, die sich langsam, mächtig und entschlossen näherten. Estephaga drehte sich um und starrte in die Dunkelheit des Gangs, aus der das Geräusch kam.
    „Da haben Sie uns ja was Schönes mitgebracht, Grohann!“, rief Estephaga.
    Die Umrisse des großen Steinbockmanns lösten sich aus den Schatten. Seine seltsamen braunen Augen mit den quer stehenden Pupillen glänzten im Licht der Hoflaternen, das zu den Fenstern hereinfiel.
    „Grüße euch!“, sagte Grohann. „Sie sehen beeindruckend aus, findet ihr nicht?“
    „Stimmt es, dass Sumpfloch geschlossen werden soll?“, fragte Berry geradeheraus.
    Grohann wog langsam sein Steinbockhaupt hin und her.
    „Die Schule soll nach Möglichkeit nicht geschlossen werden“, sagte er nach einer Weile. „Aber wie die Sache ausgeht, hängt entscheidend von der Effektivität der Maküle ab. Und einigen anderen Maßnahmen, die die Regierung für sinnvoll erachtet.“
    „Als da wären?“, fragte Estephaga.
    „Yu Kon, Meister des schneefarbenen Todes, konnte von der Regierung für diesen Winter verpflichtet werden. Er wird sich hier in Sumpfloch aufhalten. Es wurde entschieden, dass Lisandra von ihm unterrichtet werden soll.“
    „Lissi?“, fragte Scarlett. „Warum das denn?“
    „Nun, es hat sich bis zur Regierung herumgesprochen, dass sie das unliebsame fünfte Erdenkind ist, das nicht sterben kann und mit jedem überwundenen Tod ein neues Talent erhält. Sie ist extrem gefährlich, das muss ich euch nicht erzählen. Wir sind davon überzeugt, dass Lisandra im Moment keine schädlichen Absichten hegt, deswegen erscheint es uns zweckmäßig, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren, indem wir ihr beibringen, wie sie sich selbst kontrollieren kann.“
    „Grohann!“, rief Viego Vandalez erbost. „Was ist denn das für eine wahnwitzige Strategie? Warum wollt ihr eine gewissenlose Todesmaschine auf Lisandra loslassen, in der Annahme, sie könnte von dieser lernen, sich selbst zu kontrollieren ?“
    „Er ist der Einzige, der keine Angst haben muss, dass sie ihn während des Unterrichts aus Versehen ermordet. Er wird auch nicht für Lisandras Gesinnung zuständig sein, sondern dafür, dass sie nicht ständig umgebracht wird und Talente ansammelt, was auf Dauer weder für sie noch für uns gut wäre.“
    Es war erschreckend, wie gut Grohann Bescheid wusste.
    „Wer sagt, dass Yu Kon etwas anderes als seinen eigenen Vorteil im Auge hat?“, fragte Estephaga. „Wieso holt die Regierung einen so gefährlichen Zauberer nach Sumpfloch?“
    „Weil er unser Verbündeter ist und wir uns vollkommen auf ihn verlassen können.“
    „Wenn Sie es sagen, Grohann …“
    Grohann hob kurz seine starken Schultern, wie um zu erklären : ‚Es ist sowieso entschieden und nicht mehr zu ändern!’, und wandte sich zum Gehen. Doch k urz bevor er sich umdrehte, blieb sein Blick an Berrys rosa Strickjacke hängen.
    „Oh, da wäre noch etwas!“, sagte er. „Hanns von Fortinbrack wird morgen hier eintreffen. Auch er nimmt Unterricht bei Yu Kon. Ich wünschte, ich hätte Perpetulja davon abbringen können, ihm den Aufenthalt in Sumpfloch zu erlauben, aber die alte Dame ist sehr hartnäckig und verfügt über Beziehungen. Ich konnte es leider nicht verhindern.“
    Grohann ging fort und Berry musste dem Impuls widerstehen, den rosa Knopf an ihrer Strickjacke zu berühren. Hanns wusste, worum es sich bei dem Knopf in Wirklichkeit handelte: nämlich um die zwölfte Inkarnation des Heiligen Riesenzahns, der unverletzbar machte. Leider war der Heilige Riesenzahn gleichzeitig ein Schlüssel. Mit ihm konnte man das Gefängnis des gefährlichen Torck aufschließen und das wusste Hanns ganz genau. Ebenso musste Hanns wissen, dass der Teppichklopfer im Austrischen Museum, der von allen Leuten für die zwölfte Inkarnation des Riesenzahns gehalten wurde, eine Fälschung war. Hanns wusste einfach viel zu viel.
    Auch Scarletts Herz schlug bis zum Hals, weil Hanns früher einmal ihr bester Freund gewesen war. Damals, als sie beide Waisenkinder im selben Waisenhaus in Finsterpfahl gewesen waren. Letztes Jahr hatte sich Hanns sehr um Scarlett bemüht – um sie am Ende des Schuljahrs zu verraten. Angeblich liebte er sie noch immer, aber liebte sie ihn? Als Freund? Als ehemaligen Verbündeten? Als Jungen, der sie nicht kalt ließ? Die Nachricht von seinem Kommen löste in ihr einen
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