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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Autoren: Halo Summer
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glatter Rinde. Das Haupt hielt er leicht gebeugt unter den riesenhaften Steinbockhörnern. Er überragte Hylda um fast zwei Köpfe und das, obwohl seine gespaltenen Hufe tief im Morast eingesunken waren. Immer noch verwirrten Hylda seine quer stehenden Pupillen in den warmen, kastanienbraunen Augen, die so gar nicht zu der bekannten Härte passte n , mit der Grohann seine Geschäfte durchführte, die da waren: für die Regierung Geheimnisse anderer Leute erschnüffeln, diese Leute aufspüren, sie bekämpfen und einsperren, sie quälen oder töten oder was ihm sonst noch so alles einfiel. Hylda lachte kurz auf, bitter und feindselig.
    „Was willst du, stinkender Ziegenmann?“
    Grohanns Augen weiteten sich erstaunt.
    „Dein Geruch s sinn hat hier draußen gelitten, Hylda. Darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass du miefst wie eine halb verweste Kuh?“
    „Das bin nicht ich, das sind die Ravendelwurzeln, die ich gerade eingekocht habe.“
    „Du bist nie müßig, nicht mal hier.“
    „Erst recht nicht hier. Willst du reinkommen? Ravendeltee trinken?“
    Grohann lächelte mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    „Das würde dir gefallen, was? Den Tee kannst du selber trinken, aber reinkommen werde ich.“
    Hylda ging voraus in ihr mehr als bescheidenes Heim. Dabei zog sie die Stirn kraus, rümpfte die Nase und biss die Zähne zusammen. Etwas so Demütigendes wie das hier hatte sie noch nicht erlebt, jedenfalls fiel ihr gerade nichts Vergleichbares ein. Wenn sie wenigstens stark genug gewesen wäre, um Grohann seinen Steinbockschädel von den Schultern zu schlagen und als Trophäe an die Wand zu nageln, aber eher das Gegenteil war der Fall. Sie musste sehr auf der Hut sein und hatte noch keine Ahnung, wie diese Begegnung enden würde. Gute Karten hatte sie nicht und ihr Blatt war zu miserabel, um ordentlich zu bluffen. Eine grässliche Situation.
    „Sehr geschmackvoll“, sagte Grohann, als er das Innere der Hütte studierte, in der Hylda seit einem Jahr hauste. Da sie keine Untertanen oder Sklaven mehr hatte, die alles putzten, wuschen und in Ordnung hielten, herrschte dreckiges Chaos. Im Grunde gab es nur einen Ort, an dem man sich halbwegs frei bewegen konnte, und das war rund um den Kessel mit der kochenden Flüssigkeit in der Mitte der Hütte. Alleine vom Dampf dieser Brühe wurde einem schwindelig und man bekam gefährliche Halluzinationen. Oder man hätte sie bekommen, wenn man nicht so abgehärtet gewesen wäre, wie Grohann es war.
    „Hier!“
    Mit einem gezielten Fußtritt stieß Hylda ihrem Gast einen dreibeinigen Schemel vor die Hufe. Es war die einzige Sitzgelegenheit in der Hütte, die nicht mit Eimern, Kisten, schmutzigen Schüsseln, nassen Wäschestücken oder Kochgeschirr belegt war.
    „Und du?“
    „Ich bleibe stehen.“
    „Wie du willst.“
    Grohann setzte sich auf den Schemel und war immer noch so groß wie Hylda, die mit verschränkten Armen neben ihrem Kessel stand.
    „Also, was ist?“, fragte sie. „Rede nicht groß drum herum!“
    „Hast du noch die geweihte Kapsel?“
    Hylda schwieg, starrte Grohann an und blies dann die zuvor angehaltene Luft durch ihre Nasenlöcher aus. Man hätte als geübter Zauberer ein leichtes Flackern der Umgebung erkennen können, dort, wo die ausgeatmete Luft sich verteilte, denn ihr wohnte ein Einlullungszauber inne, der den Willen von Hyldas Gesprächspartner schwächen sollte. Ob er wirkte, wusste sie nicht
    „Was für eine Kapsel?“, fragte sie schließlich. „Wovon redest du?“
    „Von der Kapsel, die du Tag und Nacht in einem Armreif verborgen hältst, der sich an deinem linken Oberarm befindet.“
    Hylda gab sich Mühe, nicht verwundert auszusehen. Es gab diesen Armreif, von dem Grohann sprach. Doch er war mit einem Tarnzauber versehen. Niemand konnte ihn mit bloßem Auge erkennen und niemand wusste, dass es ihn gab. Nicht mal Golding. Zumindest hatte Hylda das geglaubt.
    „Du redest wirres Zeug, Ziegenmann.“
    „Hylda“, sagte Grohann langsam und deutlich in einem Tonfall, der bewirkte, dass sich Hyldas Nackenhaare sträubten, „wie stellst du dir eigentlich deine Zukunft vor?“
    Ihre Augen wurden stechend schwarz und sie erwiderte schmallippig:
    „Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst nicht groß drum herum reden. Was willst du von mir?“
    „Ich will dir einen Handel vorschlagen.“
    „Einen Handel! Das klingt ja so, als hätte ich etwas, das du nicht hast!“, rief sie spöttisch. „Was fehlt denn dem großen Grohann zu seinem
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