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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Autoren: Halo Summer
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Vogel zu verwandeln, blieb nach wie vor fehlerhaft und gefährlich, deswegen machte sie es nicht mehr. Doch das Zaubern mit Sternenstaub und das Durchqueren von Wänden erwiesen sich als fabelhafte Bereicherungen, solange es Lisandra nicht übertrieb. Beide Fähigkeiten entkräfteten sie, es war also notwendig, das richtige Maß einzuhalten.
    Aber mal ehrlich: Im modrigen Keller fünf Stunden lang Wäsche mit der Hand waschen, auswringen und aufhängen oder mit viel Raffinesse und sorgfältigen Sicherheitsvorkehrungen zaubern, um die fünf Stunden dann draußen im Schnee zu verbringen – das war eine Wahl, bei der man nicht lange zu überlegen brauchte . Natürlich musste Lisandra all ihre Fähigkeiten zusammennehmen, um die Wäsche nachhaltig zu säubern und die Zauber haltbar zu machen. Ihre Flucht durch fünf verschiedene Mauern ließ sie vor Müdigkeit bibbern und zittern, doch eingewickelt in drei Mäntel, die sie vor Jahren reichen Gästen geklaut hatte, war das machbar. Außerdem war es eine gute Übung.
    Wenn sie dann in den Wald gelaufen war und ein stilles Plätzchen am zugefrorenen See gefunden hatte, holte sie die Briefe ihrer Freundinnen hervor und machte sich an die mühevolle Arbeit, sie Buchstabe für Buchstabe zu entziffern. Ja, Lisandra war schlagartig erwachsener – also vernünftiger – geworden, was nicht nur daran lag, dass sie in diesen Ferien ihren vierzehnten Geburtstag gefeiert hatte (obwohl kein Mensch wusste, wann sie eigentlich geboren worden war, aber Kallima hatte das mal so festgelegt). Es lag auch daran, dass sie sich wappnen musste gegen Feinde aller Art und dass die Fähigkeit zu lesen eine Waffe war, auf die sie nicht verzichten konnte. Also versuchte sie nachzuholen, was sie bisher in ihrem Leben versäumt hatte, und das war nicht leicht. Vor allem, wenn es daran ging, die Briefe ihrer Freundinnen zu beantworten.
    Lisandras Briefe fielen kurz aus – was sollte sie auch schreiben, wenn sie keine Geheimnisse erwähnen durfte? Aber immerhin, dass sie überhaupt schrieb, war eine ungeheure Neuigkeit, die ihre Freundinnen mit weiteren Briefen belohnten. Dafür, dass Lisandra das ungeliebte fünfte Erdenkind war, hatte sie es gut erwischt. Sie hatte Freundinnen, die trotzdem zu ihr hielten. Wer konnte das schon von sich behaupten?
    So kam es, dass Lisandra in diesen Ferien nicht nur trauriger war als früher, sondern – so verrückt das auch klang – gleichzeitig glücklicher. Der Ernst ihrer Situation hatte dazu geführt, dass sie alles, was sie hatte, mehr zu schätzen wusste Es gab da nur noch eine winzige Kleinigkeit, die wie die Kälte dieses Winters an Lisandra knabberte und nagte. Es war die Tatsache, dass ihr Geicko in diesen Ferien keinen einzigen Brief geschrieben hatte. Er hatte sonst immer geschrieben, aber diesmal kein Wort. Warum? Mochte er sie nicht mehr? Weil sie sich im letzten Halbjahr gestritten hatten? Lisandra dachte immer wieder an den Abend zurück, als sie sich versöhnt hatten. Sie hatte auf der Krankenstation gelegen und Geicko hatte an ihrem Bett gesessen. Er war so froh gewesen, dass sie den Kampf mit dem Engelsdämon überlebt hatte. Diesen Gesichtsausdruck in seinem dunklen Gesicht mit den schwarzen Augen wollte sie in Erinnerung behalten. Er musste sie doch wirklich mögen, wenn er sich solche Sorgen um sie gemacht hatte? Oder konnte eine Freundschaft wie die von ihr und Geicko einfach so vergehen und sich in Luft auflösen?
    Das Ende der Ferien war nicht mehr weit. Lisandra würde Geicko wiedersehen. In Quarzburg, an der Haltestelle vom Kutschbus, der sie nach Sumpfloch bringen würde. Er würde lachen und sie anstrahlen, so wie immer nach den Ferien. Ganz bestimmt.

Kapitel 2: Das Golden-Zyklopia
     
    Vom letzten Winter hatten die Leute behauptet, dass er besonders hart gewesen sei. Doch dieser Winter stand dem letzten in nichts nach. Lisandra hatte ihre drei geklauten Mäntel bitter nötig, als sie im Schlitten des Ölkutschers nach Schwanfurt reiste. Dort, so hatte es der Ölkutscher Lisandras Mutter versprochen, würde er Lisandra seiner Schwägerin übergebe n, die einen Mietschlitten fuhr und bereit war, Lisandra gegen ein geringes Entgelt auf dem Gepäckschlitten mitfahren zu lassen. Das tat sie auch, doch auf halbem Weg nach Quarzburg brach eine Kufe des Schlittens, wodurch sich die Weiterreise um fünf Stunden verzögerte. Als der Schlitten schließlich das Stadttor von Quarzburg passierte, war es längst dunkel und die Nachtlaternen
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