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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Autoren: Halo Summer
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Kämpfer ausgebildet. Ich strengte mich an, denn ich wollte meinen Vater beeindrucken, was mir schließlich auch gelang. Doch froh machte mich das nicht. Denn meine Mutter war unglücklich und ihr Zustand quälte mich Tag für Tag. Sie gehörte zu diesen Gespenstern, die leiden und schwermütig sind und sich nach dem Tod sehnen.
    Ich hätte sie nie zwingen können, an einer Existenz festzuhalten, die ihr nur Schmerzen und Kummer bereitet. Als sie sich entschloss, in einen magikalischen Sturm zu gehen, habe ich sie nicht aufgehalten. Das hat mir Grindgürtel sein Leben lang nicht verziehen. Trotzdem habe ich es nie bereut, sie gehen zu lassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie ihr Glück an einem anderen Ort gefunden hat. Dieser Gedanke hat mich die letzten 112 Jahre getröstet.
    Mir hat es nie viel ausgemacht, ein Gespenst zu sein. Ich war so jung gestorben, dass ich unbedingt weiterleben wollte. Nach zehn Jahren Training kämpfte ich gut genug, um in die Leibgarde meines Vaters eingegliedert zu werden. Ich begleitete ihn an die entlegensten Winkel dieser Welt. Das war interessant für mich, ich habe sehr viel gesehen und gelernt, doch es hat mich nicht glücklich gemacht. Erst mit Hanns und unserer Freundschaft kam das Glück in mein Leben zurück. Seit dem Tod meiner Mutter hatte ich nie wieder einen Menschen getroffen, der so viel Mitgefühl und Interesse aufbringen konnte wie sie – bis zu dem Tag, als Hanns bei uns einzog.
    Die anderen Super-Gespenster sind meine Weggefährten und ich schätze sie sehr. Aber Hanns ist mein bester Freund geworden und selbst wenn mein Leben nicht von seinem abhinge, würde ich meins jederzeit geben, um seins zu beschützen. Das ist der Grund, Lissi, warum ich am liebsten nur über die letzten fünf Ja hre spreche: Es waren die besten Jahre meines Gespensterlebens, denn in diesen Jahren habe ich wieder gelernt, mich wie ein richtiger Menschen zu fühlen.
    Nun – völlig unerwartet – habe ich dich getroffen. Ich sollte dir das nicht schreiben, denn du hörst es sicher nicht gerne, aber manchmal erinnerst du mich an meine Mutter. In manchen Dingen bist du aber auch ganz anders als sie. Vor allem kannst du dich wehren! Sie konnte das nicht, sie war allem, was ihr widerfuhr, hilflos ausgeliefert. Wenn man über hundert Jahre lang auf einen besten Freund und ein Mädchen wie dich gewartet hat, weiß man, wie unendlich wertvoll ein einzelnes Menschenleben sein kann. Ich hoffe, dieser Brief hat dich nicht zu sehr erschreckt, Lissi. Ich wollte dir nur erklären, wer ich bin, damit du weißt, wer dich liebt. Dein Haul .“
    Lisandra ließ den Brief sinken. Sie brauchte einige Zeit, bis sie sich gefasst hatte und alles, was sie da entziffert hatte, glauben konnte. Es war fast zu viel für sie. Hanns hatte recht gehabt: Wenn Haul zu reden anfing, tat es weh.
    Ihr liefen die Tränen übers Gesicht, doch all ihre Tränen konnten das, was vor langer Zeit geschehen war, nicht ungeschehen machen. Immerhin war es vorbei. Die traurige Zeit war vergangen und Haul ging es gut. Jetzt ging es ihm gut. Lisandra wischte sich die Augen trocken und als sie das Gefühl hatte, dass sie wieder sprechen könnte, ohne dass ihr die Stimme brechen würde, lief sie zurück in die Gesindeküche, denn sie wollte nicht alleine sein.
    „Schlechte Nachrichten?“, fragte Kallima, da sie Lisandras verheultes Gesicht sah.
    „Nein, nein“, versicherte sie und versuchte, überzeugend zu lächeln. „Es ist nur eine traurige Geschichte, die ich gelesen habe!“
    „Hier, Lissi“, rief der alte Peter, „die konnte ich noch für dich retten! Ich hoffe, du bist nicht böse, dass wir so viele gegessen haben!“
    Er reichte Lisandra die Kiste, in der noch drei Pralinen lagen. Sie waren alle golden und hatten die Form von Herzen.
    „Danke“, sagte Lisandra. „Eine wäre auch in Ordnung gewesen.“
    „Jetzt erzähl mal, Lissi!“, bat Tilla. „Warum bist du hier und wie war es in Sumpfloch? Gibt es noch diesen Hasen, der mal ein Stofftier war?“
    „Natürlich gibt es Rackiné noch“, antwortete Lisandra. „Und das ist gut so, denn ohne ihn …“
    „Ja?“, fragte Hühner-Knut, da Lisandra zu sprechen aufgehört hatte. „Was wäre ohne ihn?“
    „Ich fange besser von vorne an“, sagte Lisandra und wischte sich ein letztes Mal über ihre Augen. „Wisst ihr noch, wie viel Schnee lag, als ich im Winter hier aufgebrochen bin?“
    „Und wie! Wir mussten dich mit dem Schlitten losschicken!“, sagte
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