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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
Autoren: Elke Meyer
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nur die heilige Stätte von Clava Cairn mit den Menhiren fehlte. Die Schattenwelt erinnerte an Fotoberichte von der Mondlandschaft, öde, trostlos und eiskalt. Weit entfernt am Fuße der Berge erkannte sie einen Wald, dessen kahle Äste sich wie skelettierte Finger in den Himmel reckten, daneben ein Baum, der alles überragte: Der Baum der ewigen Finsternis. Amber zitterte vor Kälte und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Fibel hing schwer wie ein Stein an ihrer Kette. Ein dumpfes Pulsieren ging von ihr aus.
    Ihr Atem schwebte in weißen Wolken vor dem Mund. Über den Boden zogen sich die Schattenranken, deren wellenartige Bewegungen kriechenden Raupen glichen. Sie hatten fast das Schattentor erreicht und verströmten einen schweren, süß-fauligen Duft, wie vergorene Früchte, die Amber trunken machten. Sie hielt genügend Abstand zu den Pflanzen, als die Triebe nach ihr züngelten. Die roten Dornen bliesen sich in gleichmäßigem Takt wie die Backen eines Frosches auf und waren prall gefüllt mit Blut. Ambers Magen stülpte sich bei dem Gedanken um, die Ranken könnten sie erfassen, so wie sie es in ihrem Traum erlebt hatte.
    „Ich habe dich erwartet!“
    Amber wusste sofort, wer hinter ihr stand. Seine Stimme würde sie immer wiedererkennen. Langsam drehte sie sich um, bemüht, ihm nicht offen zu zeigen, wie viel Respekt sie vor ihm besaß und wie sie sich vor dem, was geschehen würde, fürchtete. Ihr Herzschlag dröhnte im Kopf und die Fibel brannte auf ihrer Haut.
    Noch immer spukte in ihrem Hirn das Bild von dem kühnen Krieger William MacFarlane herum, der sie allein durch seinen Blick fasziniert hatte. Doch sie musste eingestehen, dass er als Revenant mit seiner dunklen Ausstrahlung noch imposanter und auf eine gefährliche Art anziehender war. Seine Augen waren schwarz und stachen aus seinem bleichen Gesicht hervor. Er breitete die Arme aus und trat auf sie zu, als wollte er sie an sich ziehen. Amber wich vor der tödlichen Umarmung zurück. Aus dem Augenwinkel peilte sie das Tor an, um die Entfernung abzuschätzen, nur um sicherzugehen, dass weder Revenant noch einer seiner Gefolgsmänner es passierte. Sie trat einen Schritt zur Seite auf das Tor zu, um jedem Versuch entgegenzutreten. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen.
    „Willst du etwa zurück? Da muss ich dich enttäuschen. Das Schicksal hat bestimmt, dass sich unsere Kräfte vereinen.“
    Seine Stimme brachte ihren Brustkorb zum Vibrieren und die Fibel drückte sich unter ihrem Sweatshirt heiß in ihre Haut. Sie befürchtete, er könnte das Schmuckstück entdecken und es ihr entreißen. Aber er schien es nicht zu bemerken. Die Fibel verlieh ihr Mut und vermittelte das Gefühl, ihr Vater wäre bei ihr.
    „Nur über meine Leiche“, sagte Amber und bot ihm die Stirn. Ihre Stimme klang selbstsicher, obwohl sie sich nicht so fühlte.
    Revenant legte den Kopf in den Nacken und lachte, bevor seine Miene wieder gefror. „Du bist genauso störrisch und verbohrt wie Myrddin.“ Er schnellte vor und packte ihren Arm, bevor sie ausweichen konnte. „Schluss! Wir werden uns jetzt vereinen, ob du dich wehrst oder nicht.“
    „Eher bringe ich mich um“, stieß Amber hervor und versuchte, sich seinem Griff zu entwinden.
    Er riss sie an sich und presste sie an seinen Körper, sodass sie jede Kontur seiner Muskeln spürte. „Du kannst nicht sterben“, zischte er ihr ins Ohr.
    Ihr war, als hätte er ihr mit der Faust gegen den Kopf geschlagen. „Was?“ Das konnte nicht sein, er bluffte. Gut, sie besaß dämonisches Blut in sich, was ihr besondere Fähigkeiten verlieh, doch deswegen gehörte sie noch lange nicht zu den Unsterblichen. „Alles Lüge!“, rief sie und keuchte, als sich seine Finger in ihr Handgelenk bohrten.
    „Durch dein dämonisches Blut kannst du dich zwar in keinen Vampir verwandeln, dafür hat das Blut des Warriors dich unsterblich gemacht. Du bist jetzt eine von uns.“
    Sein Lachen ging ihr durch Mark und Bein. Unsterblich! Das war irreal, absurd, das gab es nicht. Das hätte sie doch gespürt ... und doch wusste sie, dass er recht hatte. Mit jedem Schluck von Aidans Blut war ihr die dunkle Welt näher gerückt. Alles hatte so simpel geklungen, als Myrddin erzählt hatte, sie müsse nur die Wurzeln des Baumes kappen. Sie hatte Hoffnung geschöpft, aber jetzt ...
    Womit? Dazu benötigte sie eine Axt oder Ähnliches!
    Revenant umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. In diesem Augenblick erschien er ihr noch bedrohlicher
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