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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
Autoren: Elke Meyer
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Sekunde.
    „Du wirst tun, was ich von dir verlange, oder du bist morgen deinen Job los. Alles klar?“
    Er zog ihren Kopf höher. Mary schrie auf und fühlte nur noch Ekel und Angst. „Also?“, fragte er und zog erneut an ihren Haaren, bis sie schwieg und nickte.
    Sie fügte sich in ihr Schicksal und betete, besinnungslos zu werden.
    „Warum nicht gleich so?“
    Er ließ ihr Haar los. Sofort ergriff sie die Chance, wandte den Kopf und biss mit aller Kraft in seine Hand. Er brüllte vor Schmerz und gab sie frei. Blitzschnell sprang sie aus dem Wagen und flüchtete auf den Waldrand zu. Sie wagte nicht, sich umzudrehen, sondern rannte ziellos geradeaus. Nur fort von ihrem Peiniger, so weit wie möglich. Äste peitschten ihr ins Gesicht, sie schmeckte Blut auf den Lippen. Irgendwann hielt sie keuchend an und lauschte in die dunkle Stille. Keine Schritte, kein Atmen, nicht mal das Knacken eines Astes. Nichts. Gott, war sie froh.
    Ein Motor startete in der Ferne. Es war der Mini, sie kannte das Geräusch. Als er davonfuhr, lachte sie vor Erleichterung.
    Doch das euphorische Gefühl währte nicht lange, als ihr bewusst wurde, dass sie die Orientierung verloren hatte. Sie wohnte in einem Nachbardorf von Gealach, und nach all den Horrorgeschichten hatte auch sie diesen verfluchten Ort stets gemieden. Das Mondlicht durchdrang nur spärlich die dichten Baumkronen, sodass sie nur Silhouetten erkannte. Na klasse. Da hatte sie sich in eine neue Misere hineinmanövriert. Jetzt, wo er weggefahren war, überlegte sie, zum Parkplatz zurückzulaufen, um auf einen Wagen zu warten. Doch sie verwarf diesen Gedanken. Schließlich konnte sie seine Rückkehr nicht ausschließen. Sie wusste, dass ein Weg durch Wald und Moor nach Gealach führte, aber gegangen war sie ihn nie, sondern kannte ihn nur aus den Beschreibungen einer Freundin. Der Parkplatz, wo sie aus dem Mini gesprungen war, lag in der Nähe von Gealach Castle, nur einen Katzensprung vom Dorf entfernt. Dieser Wald trennte Clava Cairn von Gealach Castle, denn sie erinnerte sich, vorhin oben auf der Kuppe des Hügels die Silhouette des Menhirs entdeckt zu haben. Im Schloss wohnte Amber Stern, der sie hin und wieder bei den Proben begegnete. Bei ihr wäre sie in Sicherheit. Aber welche Richtung musste sie wählen? Woher war sie gekommen? Wenn sie doch nur besser sehen könnte. In der Nähe lag das Moor, vor dem sie gewaltigen Respekt besaß. Die Schauergeschichten hatten sich ihr eingeprägt, von blutrünstigen Wölfen und dunklen Druiden, die Menschenopfer brachten. Mary war abergläubisch und schüttelte sich bei der Vorstellung. Zur Hölle, welche Richtung war die Richtige? Sie drehte sich um ihre eigene Achse, als könnte ihr das die Entscheidung erleichtern. Dabei sah sie jetzt, wo sich Wolken vor den Mond geschoben hatten, nicht einmal die Hand vor Augen.
    Schließlich lief sie ihrem Gefühl nachgebend nach links. Schimmerte dort ein Licht durch das dichte Laub? Das konnte, nein das musste Gealach Castle sein. Die Hoffnung verlieh ihr Mut. Sie stolperte blind in der Dunkelheit über Baumwurzeln und schlug sich durch dichtes Buschwerk, dessen dornige Zweige ihre Bluse zerrissen und in ihre Haut schnitten. Die Kratzer brannten höllisch. Sie kam nur langsam voran. In dem Tempo würde sie nie das Schloss erreichen. Und wenn sie die ganze Zeit im Kreis lief? War das nicht die gleiche Silhouette wie eben? Die drei windschiefen Bäume? Da gab es keinen Zweifel. Sie startete einen weiteren Versuch und landete zu ihrem Entsetzen an derselben Stelle. Angst fuhr eiskalt in ihre Glieder. Mary fluchte laut, bevor sie heulend auf den feuchten, moosigen Boden sank. Ihre Waden krampften von der Aufregung und Anstrengung. Sie fühlte sich hundeelend wie lange nicht mehr, fror entsetzlich und ihre Zunge klebte vor Durst am Gaumen. Sie musste aus diesem verfluchten Wald raus. Sie biss die Zähne zusammen und rappelte sich auf. Jeder Schritt war mühsam, ihre Beine schwer wie Blei.
    Neben sich hörte sie Blätter rascheln und hielt erschrocken inne. Bestimmt ein Tier, oder existierten doch diese blutrünstigen Monster? Ihr Herzschlag dröhnte in den Ohren. Quatsch, Monster gab es nur in Märchen. Ein wilder Wolf? Hatten nicht Leute neulich einen Wolf gesehen? Aber der war ausgebrochen und von Jägern erlegt worden. Es existierten keine frei lebenden Wölfe in Schottland. Basta. Alles ließ sich rational erklären. Ihr Puls beruhigte sich und sie fasste neuen Mut. Tapfer schritt sie voran und
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