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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
Autoren: Elke Meyer
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mürrischer wurde.
    Schon mit vierzehn hatten Carole und sie sich alles anvertraut, die Kümmernisse in der Schule, in wen sie verliebt waren oder wenn sie Streit mit den Eltern hatten. Doch zu Ambers Bedauern herrschte nach ihrem Umzug nach Gealach oft wochenlang Funkstille. Aidan und ihre Ausbildung zur Druidin beanspruchten fast ihre gesamte Zeit.
    Ihr Londoner Leben war ganz anders gewesen, viel unbeschwerter und fröhlicher. Wenn sie nur an ihre gemeinsamen Kinobesuche dachte. Was hatten sie gelacht. Nachdenklich knabberte Amber am Stift. Dad hatte Carole gemocht. Sie seufzte. Dad! Da war sie wieder, die längst vertraute Bitterkeit, die jedes Mal aufstieg, wenn sie durch eine Kleinigkeit an ihn erinnert wurde. Finlay Stern war nicht ihr richtiger Vater gewesen, auch wenn er es in ihrem Herzen immer bleiben würde. Sein Tod lag über ein Jahr zurück, aber der Schmerz über den Verlust verebbte nicht. Er war ihr Fels in der Brandung gewesen, ihr bester Freund, der für sie da war, wenn sie ihn brauchte. Sein Tod hatte eine tiefe Kluft hinterlassen, die selbst Aidan nicht füllen konnte. Umso mehr hatte es sie schockiert, zu erfahren, dass er nicht der war, für den sie ihn jahrelang gehalten hatte. Sie war noch immer sauer auf Mom, die ihr dieses wichtige Detail verschwiegen hatte. In letzter Zeit ertappte sie sich öfter, dass sie über ihren leiblichen Vater nachgrübelte. Wie sah er aus? Was war er für ein Mensch? Ob sie ihre Gaben ihm zu verdanken hatte? Dass er nichts von einer Tochter wusste, hatte Mom bestätigt. Aber weshalb hatte er nie nach ihrer Mutter gesucht?
    „Lass endlich die Vergangenheit ruhen.“ Mit diesen Worten beendete ihre Mutter jedes Gespräch. Irgendwann gab Amber das Fragen auf. Das Mysterium um ihren Vater stachelte sie nur noch mehr an, Nachforschungen anzustellen. Heimlich, denn Mutter verbat sich, in ihrer Vergangenheit herumzustochern, wie sie es nannte.
    Leider waren Ambers Informationen mager. Sein Vorname Ian gehörte zu den häufigsten in Großbritannien. Sicher hieß die Hälfte der männlichen Einwohner Glastonburys so. Sein Besuch der Aufführung von Shakespeares ,Ein Sommernachtstraum᾽, bei der er ihre Mutter kennengelernt hatte, half auch nicht weiter. Wer könnte sich nach über zwanzig Jahren noch an jeden Besucher des Festivals erinnern? Das war wie das Suchen der Stecknadel im Heuhaufen. Aber Amber gab nie schnell auf und hoffte auf einen glücklichen Zufall.
    Sie stellte sich vor, wie es damals gewesen sein könnte. Die laue Sommernacht mit dem Sternenhimmel, unter dem ein Liebespaar eng umschlungen im Gras lag.
    Das Liebespaar könnten auch Aidan und sie sein. Wie gern hätte sie ihn bei ihrem Besuch in Glastonbury an ihrer Seite gewusst. Aber seit er sich in einen Vampir verwandelt hatte, bewegten ihn keine zehn Pferde mehr aus Gealach. Mit einer fadenscheinigen Ausrede, er müsse sich um die Brennerei kümmern, lehnte er stets ihre Bitte ab. Dabei ließ er sich nur selten in der Destillerie blicken, noch weniger, seit er Kyle Forbes als Geschäftsführer eingestellt hatte.
    In der letzten Zeit erfüllte Aidans Verhalten sie mit Sorge. Wenn er aus der Starre erwachte, reagierte er auf jede Kleinigkeit aggressiv wie ein Raubtier im Käfig, das mit einem Stock provoziert wird. Revenant besaß noch immer Macht über ihn, das spürte sie, obwohl Aidan versicherte, die Schattenwelt während der Starre gemieden zu haben. Dabei mied er ihren Blick, und Amber ahnte, dass er log. Die Zweifel wuchsen, dass Aidan es je schaffen würde, das Band zum Vampirlord für immer zu kappen.
    Also würde sie allein nach Glastonbury reisen, sobald ihr das Theater in der nächsten Woche die Gage ausgezahlt hatte. Ihre Recherchereise wollte sie mit einem Besuch bei Carole verbinden.
    Amber hoffte sehr, dass sich jemand an den gut aussehenden Mann erinnern konnte, der in der ungewöhnlichen Verkleidung als Elfenkönig Oberon zur Aufführung erschienen war. Und wenn sie ganz Glastonbury befragen müsste. Sie griff nach der Fibel, dem Abschiedsgeschenk ihres Vaters an ihre Mutter. Die Runen hatten ihr prophezeit, sie würde ihren Vater finden, und sie vertraute dem Orakel.
    Als sie die E-Mail mit der Ankündigung ihres Besuches bei Carol absendete, fühlte sie sich beschwingt. Es gab wieder etwas, auf das sie sich freuen konnte nach all den Erlebnissen, die hinter ihr lagen. London! Das Leben dort lag in weiter Ferne, als gehörte es einem anderen Leben an. Sie konnte es kaum erwarten,
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