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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
Autoren: Elke Meyer
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dorthin zu reisen. Amber sah zum Fenster. In der Scheibe spiegelte sich die Kerze, die neben ihr auf dem Sekretär brannte. Natürlich hätte sie auch die Schreibtischleuchte anknipsen können, aber Kerzenlicht vermittelte ein Gefühl von Behaglichkeit.
    Plötzlich flackerte die Flamme unruhig, obwohl Zugluft nicht infrage kam. Sicher war Aidan zurückgekehrt. Sie würde sich nie an die schnelle und lautlose Rückkehr eines Vampirs gewöhnen.
    Als sie sich umdrehte, war Aidan jedoch nicht da.
    Jemand flüsterte ihren Namen. Fing das etwa schon wieder an? Amber bemerkte, wie es hinter ihrer Stirn schmerzhaft zu pochen begann. Diese Stimmen machten sie noch wahnsinnig und lösten jedes Mal Migräne aus. Hermit hatte sie gewarnt, sich in Geisterbeschwörungen zu vertiefen, weil sie das Risiko bargen, unerwünschte Seelen herbeizurufen. Sie konnte sich nicht erinnern, beim letzten Mal etwas falsch gemacht zu haben.
    Amber sprang vom Stuhl auf und lief zur Tür, um die Herkunft der Stimmen zu lokalisieren. Sie kamen aus dem Flur. Sie öffnete die Tür und streckte den Kopf hinaus. Wie auf Knopfdruck verstummte das Geflüster. Die Ahnen der MacFarlanes auf den Gemälden schienen sie boshaft anzugrinsen.
    „Was glotzt ihr so?“ Sie streckte den strengen Mienen die Zunge hinaus. Fast glaubte sie, sich alles nur eingebildet zu haben. Als sie die Tür schließen wollte, begann der Spuk von vorn, lauter, sodass sie alles deutlich verstand. Die Flüsterstimmen kamen aus jeder Richtung. In letzter Zeit geschahen viele merkwürdige Dinge. Schattenranken, die sich um die Häuser wanden, blutende Steine, verirrte Schafe und jetzt auch noch dieses nervende Geflüster.
    „Jetzt reicht’s!“ Sie trat in den Flur und versank bis zu den Knöcheln im Flor des Orientteppichs. Sofort kribbelte es in ihren Füßen, als stünde der Teppich unter Strom.
    „Amber.“
    Revenant! Er steckte dahinter. Ihr Puls schnellte in die Höhe. Die Stimme schallte von der Galerie herüber, wo sein Gemälde hing.
    „Amber, bald werden wir vereint sein.“
    Sie spürte zwar seine Nähe, aber nicht die Kälte, die ihn sonst begleitete. „Das könnte dir so passen“, stieß sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, während ihr Blick den Flur abtastete und ihre Sinne vergeblich versuchten, einen Hauch seiner düsteren Aura einzufangen. Langsam näherte sie sich seinem Gemälde am Ende der Galerie und betrachtete es voller Argwohn und Abneigung. Hatten sich die Augen nicht eben bewegt? Blödsinn, sie durfte sich nicht in die Irre führen lassen.
    „Amber, komm zu mir.“
    Das Flüstern ertönte jetzt von unten. Sie beugte sich über das Geländer und erkannte die vergoldete Ecke des Spiegelrahmens, der im Keller neben der Treppe hing. Das konnte nur eines bedeuten: Revenant kehrte zurück. Ihr wurde bei der Vorstellung schlecht. Kaum war sie ein paar Schritte auf die Treppe zugelaufen, schwoll seine Stimme so stark an, dass es in ihrem Schädel dröhnte. Sie presste die Hände auf die Ohren und zuckte zusammen, als im selben Moment ihre Zimmertür zuknallte.
    Stille.
    Falls sie gehofft hatte, es wäre zu Ende, wurde sie eines Besseren belehrt. Erschrocken wirbelte sie herum. Hinter ihrer Tür tobte ein Sturm. Blätterrascheln, etwas knallte gegen Holz. Spielte hier alles verrückt? Hatte sie vielleicht bei den Seancen einen Poltergeist beschworen? Sie drückte die Klinke nieder, doch die gab nicht einen Deut nach, als hielte jemand auf der anderen Seite dagegen. Amber zerrte mit aller Gewalt. Es gab einen Ruck und sie hielt die Klinke in der Hand. Na, wunderbar. Hinter der Tür tobte der Sturm weiter, Metall klirrte, dann Kampfschreie.
    „Der Untergang ist nah. Kämpft bis in den Tod!“
    Amber glaubte, sich verhört zu haben. In ihrem Zimmer tobte jetzt auch noch eine Schlacht. Sie musste halluzinieren, anders konnte sie sich das nicht erklären. Mit der Faust hämmerte sie gegen die Tür. Die Zeit des Untergangs? Das war kein gutes Omen. Sie starrte grübelnd vor sich hin und schrak zusammen, als sich zwei Hände auf ihre Schultern legten, deren Kälte ihre Kleidung durchdrang und eine Gänsehaut bewirkte.
    „Mein Gott, Aidan, musst du mich so erschrecken?“ Sie konnte sich nicht an sein geräuschloses Kommen und Gehen gewöhnen. Vermutlich würde es nie der Fall sein. Der Spuk hatte sie zu sehr abgelenkt.
    „Entschuldige, aber ich dachte, du hättest meine Anwesenheit gespürt“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr.
    Sein eisiger Atem ließ
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