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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
Autoren: Elke Meyer
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sie sich, Aidans Verwandlung rückgängig machen zu können. Jedes Opfer hätte sie dafür gebracht. Aber was nützte es, sich dieser Utopie hinzugeben? Es gab kein Zurück. Sie musste darauf vertrauen, dass ihre Liebe stark genug war, den Rest Menschlichkeit in ihm zu bewahren.
    Sein Kuss wurde immer ungezügelter, grob. Seine Hand umspannte eisern ihren Nacken und machte jegliche Kopfdrehung unmöglich. Selbst als sie ihre Hände gegen seine Brust stemmte, gab er nicht nach.
    Ein kurzer, brennender Schmerz durchzuckte ihre Lippe. Sie fuhr zusammen und stöhnte, schmeckte Blut. Als er seinen Griff lockerte, gelang es ihr, ihn von sich zu stoßen.
    „Warum hast du mich gebissen? Wenn du Blut brauchst, sag vorher wenigstens Bescheid und fall nicht einfach über mich her.“ Sie betupfte die schmerzende Stelle mit dem Finger und suchte im Nachttisch nach einem Taschentuch.
    Seine Augen weiteten sich vor Gier, als sein Blick auf ihren blutenden Mund fiel. Er leckte sich über die Lippen und seine Nasenflügel blähten
    sich. Amber spürte, wie sehr er um die Beherrschung rang, nicht mehr von ihrem Blut zu kosten. Hastig wandte sie sich ab, um ihm den Anblick zu ersparen und presste das Taschentuch auf die Wunde. Was war geschehen? Er hatte sich sonst immer unter Kontrolle. Außerdem wollte er nie wieder von ihrem Blut trinken, trotz ihres Angebots.
    Ich will dein Blut nicht. Was ist, wenn ich nicht mehr aufhören kann oder ich dich verwandele?, hörte sie noch deutlich seine Worte in den Ohren klingen. Aidan wusste, dass sie nicht zu Revenants Gefolge gehören wollte. Selbst wenn sie sich noch so sehr danach sehnte, die Ewigkeit an seiner Seite zu verbringen, ein Geschöpf der Finsternis wollte und konnte sie nicht sein.
    Aber du bist eine Sterbliche, die altert und stirbt, während er jung bleibt und auf ihn das ewige Leben wartet. Willst du diese Chance wirklich aufgeben? Amber ignorierte die Stimme in ihrem Inneren. Niemals war sie gewillt, Unsterblichkeit gegen eine ewig währende Gefangenschaft einzutauschen. Auch nicht aus Liebe. Die Menschen brauchten sie zu ihrem Schutz.
    „Es tut mir leid, aber als ich dein Blut gesehen habe ... Ich wollte dir nicht wehtun“, stieß er heiser hervor.
    Sie war erleichtert, weil der Mensch in ihm gewonnen hatte.
    „Hast du aber.“ Sie drehte sich wieder zu ihm um. Er war ein Vampir und damit ein unberechenbares Raubtier. So würde es immer sein. Doch er musste lernen, sich zu zügeln. Er nahm ihre Hand und küsste jeden einzelnen Finger. „Mein Angebot steht noch immer. Überleg es dir.“
    „Nein, es wird nicht wieder vorkommen.“
    Sie erwiderte nichts, aber sie erkannte, dass er gefasster war. Auf den Ellbogen gestützt, beugte sie sich zu ihm. Eine widerspenstige Haarsträhne fiel in seine Stirn. Amber wickelte sie sich um den Finger. „Ich liebe dich, Aidan. Daran wird sich nie etwas ändern. Auch meine Reise nach London nicht.“
    Seine Miene drückte noch immer Skepsis aus, aber er zog sie an sich, um sie zu küssen. Sie würde ihn immer lieben.

3
    A ls die Runen vor Ambers Augen verschwammen, stieg Übelkeit in ihr auf. Gefahr und Tod! Irgendjemand, der ihr viel bedeutete, würde bald sterben. Ihr Herz schlug dumpf und schwer in der Brust. Ein weiteres Mal sammelte sie die schicksalsweisenden Hölzchen auf, um sie orakeln zu lassen.
    „Wyll, dweud y’ gwir. Geist, sag die Wahrheit. Sawl y bodd marw? Wer wird sterben?” Während sie mit geschlossenen Augen die Hände über dem Pentagramm kreisen ließ, das sie mit Kreide auf den Boden gezeichnet hatte, wiederholte sie die Worte so lange, bis sie das Gefühl hatte, die Geister erhörten sie. Nach dieser Vorbereitung ergriff sie die Runenhölzchen, schüttelte sie in den Händen, bevor sie sie ins Pentagramm fallen ließ. Entgegen aller physikalischen Gesetze wirbelten sie über das Parkett, bis sie sich zu einer Raute positionierten. Im Zentrum lag die Rune Eihwaz, die den Weltenbaum symbolisierte und die Rune Perdhro, die für die Weissagung des Schicksals stand.
    Was sollte das bedeuten? Sie war enttäuscht über die mangelnde Klarheit im Runenorakel, doch sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, es erneut zu befragen, eine zweite Chance würden ihr die Geister nicht gewähren. Vielleicht gewann sie Gewissheit über die Bedeutung, wenn sie die Geister der toten Druiden beschwor.
    Sie griff nach der Schale, die sie zuvor mit einer Kohletablette und Weihrauchkügelchen gefüllt hatte, und entzündete den Inhalt.
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