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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen
Autoren: Elke Meyer
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zu erstarren, trotz des brodelnden Vulkans an Emotionen in ihr.
    „Irgendwann wirst du begreifen, dass du keine Chance gegen mich hast, Tochter des Windes. Niemand kann mir entkommen.“
    Nach diesen Worten wandte er sich ab und schwebte zu den Menhiren.
    „Ich hasse dich! Aidan, komm zurück! Du darfst nicht mit ihm gehen!“, rief sie voller Verzweiflung.
    Wenn sie ihn jetzt nicht zurückhielt, war er für immer verloren.
    Als sie ansetzte, ihm nachzulaufen, versagten ihre Beine. Etwas drückte gegen ihren Rücken. Sie spürte Finger, die sich in ihren Körper bohrten und etwas, das in sie hineinschlüpfte. Ihr Herz raste und drohte, zu kollabieren. Revenant, Aidan, die Begegnung mit ihnen waren Visionen der Dämonen gewesen, um sie von einem Angriff abzulenken. Und sie war so blöd gewesen, darauf hereinzufallen. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Jetzt beherrschte ein Dämon ihren Körper.
    Nichts hatte sie gelernt, rein gar nichts.
    Amber stürzte zu Boden und wand sich. Sie hatte das Gefühl, als schnitte ein Messer durch ihre Gedärme. Krämpfe schüttelten ihren Leib, ein Gurgeln entrang sich ihrer Kehle. Schaum trat aus ihrem Mund. Sie hatte sich nie hilfloser gefühlt als in diesem Moment. Wenn ihr doch nur die Verbannungsworte einfallen würden!
    Ihre Fingernägel gruben sich in den Boden. Sie würde nicht aufgeben, sondern sich bis zum letzten Atemzug zur Wehr setzen. Wild schlug sie um sich. Jetzt erreichte der Dämon ihr Herz und quetschte es wie eine saftige Frucht aus.
    Amber brüllte den Schmerz hinaus und konnte nicht mehr aufhören. Er stach ihr seine Krallen ins Herz.
    Die Verbannungsworte ... Zeit ...
    Alles begann, sich zu drehen, immer schneller und schneller, bis der Strudel sie in die Dunkelheit riss.

-3-
    „ V erfluchte Bestie, verschwinde!“
    Amber schrie, trat, schlug und konnte nicht mehr aufhören, bis sie jemand grob schüttelte.
    „Amber, komm zu dir. Es ist vorbei. Hast du mich verstanden?“
    Die Worte durchdrangen nur mühsam den Nebel um ihr Hirn. Es pochte schmerzhaft hinter ihrer Stirn. Ihr Kopf glühte wie im Fieber. Nur mit Mühe gelang es ihr, die Lider zu öffnen. Als grelles Licht sie blendete, fielen sie wieder zu. Sie war durstig und leckte über ihre Lippen, die nach Blut und Salz schmeckten. Der Schweiß, der über ihren Körper rann, kribbelte wie tausend Ameisen.
    „Ich fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht.“ Sie stöhnte auf, als sie ihren Rücken wölbte.
    „Passt schon, vergeht schnell. Kommt von der Anspannung“, tröstete sie die Stimme.
    „Hermit?“, fragte sie heiser und blinzelte.
    Das faltige Gesicht des Druiden blickte ihr entgegen. Es dauerte einen Moment, bis sie erkannte, dass sie in Hermits Wohnzimmer auf seiner alten Ledercouch lag. Die Benommenheit wich und verschaffte Enttäuschung Platz. Ruckartig setzte sie sich auf.
    „Verdammt, warum hast du mich zurückgeholt? Ich hätte es geschafft. Mir wäre der Verbannungsspruch noch eingefallen.“ Amber war davon überzeugt, dass es ihr gelungen wäre, den Dämon aus ihrem Körper zu vertreiben. Auch ohne Hermits Einmischung.
    „Das hätte schiefgehen können. Du hattest einen Schreikrampf und standest kurz vor dem Kollaps. Du bist noch nicht so weit, um es mit Dämonen aufzunehmen. Warum zur Hölle bist du nicht aus der Trance erwacht?“
    Sie schob seine Hand von ihrer Schulter. Ja, sie hätte umkehren und aus der Trance erwachen können, wenn sie gewollt hätte.
    „Weil ich den Weg bis zum Ende gehen wollte.“ Erschrocken betrachtete sie ihre nackten, zerkratzten Arme.
    „Siehst du, in welchem Zustand du warst? Das hast du dir selbst zugefügt. Ich hatte Angst um dich.“
    Sie blickte kurz zu Hermit, der sie sorgenvoll musterte. „Du bist damals auch diesen Weg gegangen. Bis zum Ende! Mir hast du die Chance genommen, mich zu beweisen, obwohl du wusstest, wie wichtig das ist.“
    „Den Dämonenpfad zu betreten, war eine Schnapsidee, auf die ich hätte gar nicht eingehen sollen. Ich hätte vorher wissen müssen, wie schnell du in Gefahr geraten kannst. Wie konnte ich deinem Drängen nur nachgeben, ich alter Narr.“ Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn und schüttelte den Kopf. Mit finsterem Blick starrte er vor sich hin, und zum ersten Mal bemerkte Amber die dunklen Schatten unter seinen Augen. Widerwillig gestand sie sich ein, ihn überredet zu haben. Trotzdem war sie wütend auf ihn und vor allem auf sich selbst, weil sie versagt hatte. Das bevorstehende
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