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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit
Autoren: Elke Meyer
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verstummte auch das Geheul. Das Pulsieren des Schwertes erlosch und die Lichtringe verpufften in der Dunkelheit. Stille. Der Menhir, der eben noch blutrot geleuchtet hatte, besaß wieder das g e wohnte Grau.
    Amber und Hermit hielten noch immer schwer atmend das Schwert über ihren Köpfen. Mom und Kevin lösten sich nur im Zei t lupentempo aus ihrer Starre.
    Hermits Griff lockerte sich, seine Arme sanken herab, und er begann zu ta u meln. Schließlich sank er auf die Knie und stützte den Kopf in die Hände.
    „Ist es vorbei?“, wisperte Mom, den Blick auf Amber gerichtet.
    „Ich denke schon“, antwortete sie und ließ auch ihre Arme sinken.
    Ihre Muskeln fühlten sich wie Pudding an und ihr Kopf war leer. Sie kon n te es nicht glauben, dass sie es geschafft hatten. Hermit stöhnte auf.
    „Der Arme, er ist fix und fertig. Komm, Hermit, wir gehen ins Schloss.“ Ihre Mutter war neben ihn getreten und fasste unter seinen Ellbogen. Hermit nickte.
    „Kevin, hilf mir mal.“ Kevin eilte ihr zu Hilfe, damit sie gemei n sam dem alten Mann auf die Beine halfen.
    „Aidan! Ich muss zu ihm!“, rief Amber.
    „Ich komm mit. Schließlich kennst du ja den Weg nicht“, sagte Kevin.
    „Erst wenn wir den armen Hermit hinauf gebracht haben“, diktierte ihre Mu t ter.
    „Mom! Was ist, wenn Aidan dringend unsere Hilfe braucht? Ich spüre, dass ihm etwas geschehen ist, und brauche Kevin, der mir den Weg zeigt.“
    Hermit hob den Kopf. „Sie brauchen Kevins Hilfe nicht, Amber, denn Sie kennen den Weg.“
    „Aber ich bin doch gar nicht dort gewesen“, widersprach sie.
    „Besinne dich auf deine Kräfte, Tochter des Windes“, sagte Hermit leise.
    Amber drückte Kevin das Schwert in die Hand und rannte zum Par k platz, wo ihr Mini stand. Als sie zu dem Loch im Wagenverdeck aufsah, verstärkte der Anblick ihre Angst um Aidan. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie sich vorstellte, mit welcher Gewalt irgendein Monster es durchschl a gen hatte. Diese Schattengeschöpfe hätten sie zermalmt wie Insekten.
    Sie drehte den Schlüssel im Zündschloss, trat die Kupplung durch und legte den Gang ein. Der Motor heulte wie ein gepeinigtes Tier auf, als sie Gas gab und in die Dunkelheit brauste. Sie kannte den Ort nicht, an dem Aidan sich befand, sondern folgte ihrem inneren Gefühl.
    Sie musste herausfinden, was es mit dieser Tochter des Windes auf sich hatte. Wenn sie zurückkehrte, würde sie Hermit fragen, auch nach der Bedeutung der Visionen, die sie hatte, als er mit dem Schwert das Mal beseitigte.
    Amber.
    Als sie ihren Namen klar und deutlich hörte, trat sie unvermittelt auf die Bre m se. Die Reifen quietschten, doch der Mini stand. Sie lauschte, aber außer dem Tuckern des Motors hörte sie nichts. Und doch glaubte sie, Aidans Stimme g e hört zu haben. Sie kurbelte das Fenster herunter und spähte hinaus.
    „Aidan? Wo bist du?“
    Sie erhielt keine Antwort. Halluzinierte sie? Wahrscheinlich drehte sie noch durch. Immer wieder diese Stimmen. Kein Wunder, nach allem, was sie erlebt hatte. Nachdem ihr Atem sich wieder b e ruhigt hatte, fuhr sie erneut an. Ihr war beklommen zum u te. Sie malte sich alle möglichen Gefahren aus, in die er geraten sein könnte. Es waren quälende Bilder, die ihre Angst schürten. Sie umklamme r te das Lenkrad, dass ihre Finge r knöchel weiß hervortraten. Amber folgte der Straße in nordwestliche Richtung. Es war still, kein Auto kam ihr entgegen. Alles erschien frie d lich, als wäre nie etwas geschehen.
    Die Vorstellung, Aidan könnte von Revenant getötet worden sein, war une r träglich. Ohne ihn wäre das Leben nicht mehr l e benswert.
    Ihr Herz lag schwer in der Brust, und sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. Sie spürte ein schmerzhaftes Ziehen in den Muskeln, von all der A n strengung. Aber was bedeutete das schon gegen die Furcht in ihrem Herzen?
    Die Straße führte zum Meer. Aus der Ferne drang das Kreischen von Möwen zu ihr und salzige Meeresluft drang in ihre Nase. Amber wusste nicht, was sie so sicher machte, sich auf dem richt i gen Weg zu befinden, noch dazu, wo sie sich hier überhaupt nicht auskannte. Und wenn sie sich irrte? Sie unterdrückte ihre Zweifel und bog an der nächsten Kre u zung ab. Der Weg wurde steinig und ihr kleiner Mini ächzte.
    Amber.
    Da war wieder seine Stimme. Würde er sie rufen, wenn er nicht mehr lebte? Daran mochte sie nicht glauben. Das konnte sie sich nicht ei n gebildet haben! Die letzten Zweifel wurden beseitigt, als sie seinen Rover
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