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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit
Autoren: Elke Meyer
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unangenehme Gefühl möge vergehen. Mom sah sie fragend an. Amber schwieg jedoch, denn sie wollte Hermit nicht unterbrechen.
    „Reich mir das Schwert, Kevin“, bat der Alte und streckte ihm die zi t ternden Hände entgegen.
    Kevin holte tief Luft und griff nach der Waffe, die in seinen Händen zu leuc h ten begann. Plötzlich durchzuckte ein heftiger Schmerz Ambers Arm, der sich wie ein Feuer zu ihrem Herz fraß. Sie presste stöhnend die Hand gegen den Brustkorb. Ihre Knie knickten ein. Haltsuchend griff sie nach Mom.
    „Oh, Hermit, hilf ihr!“, rief Mom aus, als Amber sich krümmte und auf die Knie sank.
    „Ich muss mit dem Schwert das Mal berühren. Aber es wird ihr große Schme r zen bereiten.“
    „Hermit, bitte …“, ächzte Amber, „ich nehme das … hin.“
    „Gibt es denn keine andere Lösung, Hermit?“, fragte ihre Mutter vo l ler Sorge. Doch der Alte schüttelte den Kopf. „Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst, Amber?“
    „Ja, ich halte das schon aus, Mom.“
    „Gut, dann zieht ihr den Ärmel aus, damit ich das Mal mit dem Schwert b e rühren kann.“
    Amber war dankbar, dass ihre Mutter ihr dabei half, weil sie sich so schwach fühlte. Sie verspürte unglaubliche Furcht und doch konnte sie diese innere Ze r rissenheit nicht mehr ertragen.
    Hermit berührte mit der Schwertspitze Ambers nackten Arm. Gle i ßende Blitze fuhren aus dem Metall und drangen in ihre Haut, ohne sie zu verbrennen. Ihr Geist wurde in einen Strudel gerissen, der aus wirren Bildern der Vergangenheit und Gegenwart bestand. Sie sah Aidan, als er sich von ihr verabschiedete, seinen Blick, aus dem so viel Liebe sprach. Doch dann drängte sich Revenant zwischen sie und zog Aidan fort. Amber schrie und schrie, konnte nicht mehr mit dem Schreien au f hören.
    Aidan kehrte zurück und Erleichterung stieg in ihr auf. Sie stutzte. E t was war anders an ihm. Seine Augen glichen Revenants, es fehlte das Weiß in ihnen. Sie e r schrak und wich zurück, als ein starker Sturm sie packte und rückwärts zerrte. Amber ruderte mit den Armen und rief Aidan zu Hilfe. Aber dieser lachte hö h nisch. Sie sah Fangzähne aus se i nem Mund wachsen. Schieres Entsetzen packte sie.
    „Nein!“
    Ihr Schrei wurde durch den Sturm verschluckt, der sie in ein Meer aus Licht schwemmte, das ihr die Schmerzen nahm. Sie fühlte sich plötzlich entspannt und wohl wie lange nicht mehr. Das Licht hüllte sie ein wie ein schützender Kokon.
    Tochter des Windes, Du bist zu uns zurückgekehrt. Folge Deiner Bestimmung , hörte sie eine liebliche Stimme. Als sie aufblickte, e r kannte sie das zarte Gesicht eines Mädchens, deren Gestalt aus dem Sturm wuchs. Sie hob lächelnd die Hand zum Gruß und verschwand in einem Wirbel aus Licht. Alles wird gut. Amber lächelte. Von wo h liger Trägheit erfasst, schwebte sie auf der Lichtwolke und ließ sich treiben. Hier wollte sie bleiben – für immer.
     
    „Amber, mein Gott, Kind, geht’s dir gut?“
    Moms Stimme drang gedämpft zu ihr. Sie schwebte noch immer auf der Lichtwolke. Es war so schön …
    „Amber, kannst du mich hören?“
    Langsam hob sie ihre schweren Lider und sah in das besorgte Gesicht ihrer Mutter, die sich über sie beugte.
    Sie fühlte sich, als wäre sie aus einem langen, erholsamen Schlaf erwacht. Gä h nend reckte sie sich und stellte dann zu ihrer Bestürzung fest, anstelle einer Wo l ke, auf gefrorenem Erdboden zu liegen. Die En t spannung hielt nur so lange an, bis sie sich bewegte und ihre ka l ten, steifen Glieder fühlte. Wenigstens schmerzte der Arm, an dem sich das Mal befand, nicht mehr. Sie drehte ihn, um es zu b e trachten. Das Mal war verschwunden. Hermit war es tatsächlich gelungen. Tr ä nen der E r leichterung stiegen in ihre Augen.
    „Danke“, sagte sie zu Hermit, der ihr nur zunickte, um das Ritual nicht zu u n terbrechen.
    Dann hielt er das Schwert gen Osten und rief etwas in der gleichen unbekan n ten Sprache. Amber setzte sich auf und sah fragend zu i h rem Bruder, der neben Hermit stand und einen Runenstein in der Hand hielt.
    „Es ist Ogham, die Sprache der alten Weisheit, eine geheime Sprache. Hat Hermit mir erklärt“, flüsterte er. „Mit ihr ruft man Natu r geister herbei. Druiden und Magier nutzen sie für Bannsprüche und Flüche. Ursprünglich stammt sie aus Irland, gelangte aber auch hie r her nach Schottland.“
    Das Schwert begann zu pulsieren, Wellen des Lichts breiteten sich rin g förmig aus. Hermit schlug in der Luft einen Bogen zur
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