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Moloch

Titel: Moloch
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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Flutlichtmasten, blitzende Kameras, Halbzeit eines abendlichen Baseball-Spiels. Gus hat die Lautsprecher eingestöpselt, so dass wir auch die Fernsehmoderatoren und den Lärm der Menge hören können. Die Kamera schwenkt zu einem großen Typen am Abwurfmal, der auf einem Kaugummi herumkaut, den Ball in seinen Fängerhandschuh klatschen lässt und verärgert wirkt.
    Über den Sitzreihen hängt eine Art Rechteck. Es sieht so aus, als würde es dort hingehören, wie ein fester Bestandteil des Stadions. Erst wenn man blinzelt, erkennt man, dass es in der Luft schwebt. Es ist eine Rettungsplattform, dafür gedacht, Menschen aus hohen Gebäuden zu evakuieren. Aus der Entfernung wirkt sie so klein wie eine Briefmarke, aber auf ihr drängen sich viele gepanzerte Exoskelette.
    Auf allen hohen Scheinwerfermasten blinken mit einem Mal rote Lichter, und die Sirenen heulen los.
    »Das ist der Feueralarm, John«, sagt die Moderatorin.
    »Ja, und das da sind Feuerwehrleute. Obwohl ich gestehen muss, dass ich bis jetzt noch kein Anzeichen für ein Feuer entdeckt habe.«
    »Nach offiziellen Angaben würde es fünfzehn bis zwanzig Minuten dauern, die Zuschauertribünen im Shu-Tze-Stadion zu räumen, sollte ein Feuer ausbrechen, John.«
    Auf dem Feld stehen die Spieler genervt herum, die Hände in die Hüften gestemmt. Für sie ist die Show vorbei.
    Feuerwehrleute steigen von der Rettungsplattform. Sie schwankt. Aus der Nähe betrachtet erweist sie sich als wackliger als ein Ruderboot. Die Panzeranzüge hüpfen zu Boden, richten sich auf und laufen die Gänge zwischen den Sitzreihen hinauf. Man kann jetzt sehen, dass es ein ganzer Haufen ist. Ihre Anzüge bewegen sich synchron.
    Einer der dicken kleinen Schiedsrichter rennt so schnell über das Spielfeld, wie er kann. Ein Polizeiwagen fährt direkt auf die rautenförmige Feldmarkierung.
    »Irgendetwas passiert zweifellos hier im Shu-Tze-Stadion, Marie, aber es muss sich nicht unbedingt um ein Feuer handeln. Da steigt gerade Lee van Hook, der Manager der Cincinnati Reds, aus dem Polizeiwagen. Und er winkt in Richtung der Spieler, ja, er winkt ihnen zu, das Spielfeld zu verlassen!«
    Man hört ein Knirschen. Es ist ein unangenehmes Geräusch, dass einem die Haare zu Berge stehen lässt, und die Kamera schwenkt zurück auf die Sitzreihen. Alle Anzüge haben gleichzeitig ihre automatischen Waffen gehoben. Und sie zielen genau in die Menge.
    Es kracht in den Lautsprechern, das Jaulen von Rückkopplungen hallt durch das Stadion.
    Dann erhebt sich eine Stimme, als würde Neptun unter Wasser blubbern: »Dies ist eine öffentliche Verlautbarung!«
    »John, uns erreichen soeben Berichte, nach denen das ein S.A.S.-Überfall ist«, meldet die Nachrichtensprecherin.
    »Sie werden den Alten helfen«, fährt die gurgelnde Stimme fort. »Sie werden jetzt alle Ihre Wertgegenstände, Uhren, Brieftaschen und Ihren Schmuck den Männern und Frauen mit den Waffen aushändigen.«
    »Nur um es noch einmal zu wiederholen: Wir werden Zeugen eines S.A.S.-Überfalls, der soeben hier im Shu-Tze-Stadion stattfindet.«
    »Denken Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit bitte daran, dass einige der bewaffneten Leute schon bald sterben werden und nichts mehr zu verlieren haben«, blubbert die digitale Stimme weiter. »Viele von ihnen können nicht mehr selbstständig denken und werden deshalb auf jeden schießen, der Widerstand leistet.«
    Ein lautes Raunen geht durch die Menge.
    »Sie zahlen keine Steuern. Sie verweisen uns Ihrer Häuser. Wir haben gespart, geplant, investiert und uns versichert, und am Ende war das immer noch nicht genug. Was Sie tun sollten, ist, uns zu lieben, aber jetzt ist es zu spät für Liebe. Jetzt ist es Zeit für Geld. Was Sie jetzt tun werden, ist, uns Ihre Brieftaschen auszuhändigen.«
    Ein dicker Bursche mit einer Baseballmütze auf dem Kopf schreit irgendetwas. Ein gepanzerter Arm ruckt hoch. Der Schutzanzug ist wie ein Metallkäfig, in dem ein liebes altes Mütterchen steckt, und man kann sehen, dass sie verwirrt blinzelt. Mir wird klar, dass die privaten Fernsehstationen das Geschehen aufgezeichnet und nachträglich zusammengeschnitten haben.
    Das ist Entertainment.
    Die Waffe entlädt sich. Der dicke Typ duckt sich und stößt ein Heulen aus, aber die Mütze wurde ihm bereits vom Kopf gerissen und wirbelt davon. Diese Panzeranzüge können auf den Bruchteil eines Millimeters genau zielen.
    »Das war eine Aktion, die er so bald nicht wieder machen wird«, sagt der Moderator namens John. Er
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