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Moloch

Titel: Moloch
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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haben unsere Computermanipulationen rückgängig gemacht, so dass wir wieder flüssig sind.
    Thug hat wegen der Schutzanzüge nachgeforscht. Er hat ein kleines Radio mitgebracht und übertönt damit unser Gespräch, damit uns niemand belauschen kann.
    »XOsafe ist lückenlos abgeschüttet«, berichtet er. »Deshalb haben wir uns in die Polizeiakten gehackt.«
    »Was?«, entfährt es mir. Meine Stimme klingt wie eine Luftpumpe bei arktischen Temperaturen.
    »Wir haben ein verstecktes Programm in dem Polizeicomputer installiert«, erklärt Jojo. »Es informiert uns, sobald unsere Namen erwähnt werden. Wir haben Brewster hinzugefügt, und es ist eine Menge dabei herausgekommen. Die Polizei vermutet, dass Sie Silhouette sein könnten.«
    »Was… ich?«
    Mandy stößt ein bellendes Lachen aus und wedelt den Rauch fort, als wäre er die Verkörperung des dümmsten Einfalls, den sie jemals gehört hat.
    Ich bin immer noch völlig aufgekratzt. »Die Bullen halten mich für Silhouette?«
    »Sie waren der Hauptverdächtige. Bis es Ihre Enkelin erwischt hat.«
    »Dämliche Drecksäcke!« Ich bin außer mir.
    »Offenbar gar nicht so dämlich«, sagt Jojo. »Es gibt eine Spur, die sie direkt in die Happy Farm hinein verfolgt haben.«
    »Oh, das glaube ich nicht!«, prustet Mandy. »In diesen Laden?«
    Ich werfe einen Blick auf ihre Wangenknochen. Da ist dieses merkwürdige Kribbeln in meinem Hinterkopf. Es rührt von dem Gefühl her, etwas wiederzuerkennen. Und plötzlich kommt es mir so vor, als hörte ich irgendjemanden fragen: »Sind Sie es?«
    Nur dass es meine eigene Stimme ist.
    Kälte macht sich breit. Aus dem Radio dudelt belanglose Barmusik.
    »Mandy, ich habe Sie gefragt, ob Sie Silhouette sind.« Was ich wirklich damit meine, ist seltsam. Ich wollte sagen: Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden Sie beschützen, wenn Sie es sind, und irgendwie dachte ich, das auch gesagt zu haben. Aber das war es nicht, was dabei herausgekommen ist.
    Ich habe mich nicht unter Kontrolle. Weil, wie Sie noch sehen werden, hier etwas anderes vor sich geht.
    Mandys Gesicht fällt regelrecht in sich zusammen. Ihre Züge erschlaffen, als würde sie sie nur durch eine ständige Kraftanstrengung aufrechterhalten. Ihre Augen werden leer, und plötzlich kann man erkennen, wie sie aussehen würde, würde sie zulassen, sich in eine kleine alte Frau zu verwandeln. Verletzt, verwirrt. Als sie den Kopf schüttelt, schwingen ihre Wangen in die entgegengesetzte Richtung. Sie steht auf, und ihre Hände zittern.
    »Dämliche alte Wichser«, flüstert sie.
    Ich habe das Gefühl, soeben sehr gemein zu jemandem gewesen zu sein, der das nicht verdient hat. Und ich weiß nicht warum.
    »Sie haben nicht gerade viel Mitleid für die Opfer gezeigt«, sagt Gus.
    Ich humple ihr in meinen Stelzen hinterher. »Kommen Sie, Mandy, das war nichts Persönliches.«
    Keine Reaktion.
    »Mandy?«
    Plötzlich wirbelt sie herum, und ihr Gesichtsausdruck ist der eines in die Enge getriebenen Stachelschweins. »Verziehen Sie sich!«
    »Mandy, die Bullen glauben, dass eine Spur von hier zu diesen Vorfällen führt, und sie sind nicht dumm.«
    Sie beginnt, an niemanden im Besonderen gewandt zu sprechen, den Blick auf den Boden gerichtet, und das Elend ihres gesamten Lebens fließt aus ihr heraus. »Jedes Mal, wenn ich glaube, da könnte jemand sein, der eine Vorstellung von mir hat… der mich sieht… jedes Mal, wenn ich so einem Menschen begegne, schlägt man mir ins Gesicht.« Sie blickt auf, und ihre Augen lodern vor Schmerz und Wut. »Verziehen Sie sich zu Ihrer kleinen Gang. Spielen Sie nur Ihre Kleine-Jungen-Spielchen.« Ihre Stimme wird dünn. »Ich habe keine Zeit für Spielchen.«
    Die hat niemand von uns.
    »Es tut mir Leid.«
    Sie bleibt wie angewurzelt stehen und starrt durch das graue Fenster auf den Rasen.
    »Mandy, es tut mir Leid. Wissen Sie, warum ich das gefragt habe? Weil ich das Gesicht hinter der schwarzen Maskerade kenne. Ich bin sicher, dass ich weiß, wer es ist, wenn ich mich nur erinnern könnte. Mir ist nur ganz plötzlich der Gedanke gekommen… hey, wer sagt denn, dass Silhouette ein Mann sein muss? Deshalb habe ich es im gleichen Moment ausgesprochen. Es tut mir Leid.«
    Sie dreht sich um und sieht mich an. Unbeeindruckt. Müde. »Ich habe etwas herausgefunden«, sagt sie. »Ich war so stolz und habe gedacht, das wird Brewster gefallen.« Sie atmet schniefend ein. »Ich habe die Gesichter der Typen in den Feuerwehranzügen und der anderen, die
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