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Moloch

Titel: Moloch
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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Die Botschaft lautet: Wenn wir herausfinden, dass Sie irgendetwas mit der Sache zu tun hatten, werden wir Sie zur Rechenschaft ziehen.
    Der Vollstrecker mustert mich. »Wir wissen von Ihren Hacker-Aktivitäten. Das muss aufhören.«
    Curtis steht dabei und hört zu. Er beginnt, sich ein bisschen zu winden, und blickt in meine Richtung.
    »Da Sie sich bisher kooperativ gezeigt haben, könnten wir in diesem Punkt tolerant sein. Aber nur, wenn Sie auch weiterhin kooperieren und die Überfälle ein Ende haben.«
    Was ich als Nächstes tue, geschieht mit voller Absicht. Ich drehe mich zu Curtis um und zucke bedauernd die Achseln. Mehr ist nicht nötig. Mr. Namenlos lässt den Kopf herumschnellen und starrt Curtis aus schmalen Augen an.
    »Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, was?«, fragt er gefährlich leise.
    Er hat es kapiert. Wieder hebe ich an Curtis gewandt in einer Geste der Entschuldigung die Schultern, nur um noch eins draufzusetzen.
    Curtis wird ungehalten, gemein und böse. »Schön. Also gut. Wenn das bedeutet, was ich vermute, dann können Sie hier nicht länger unser Gast sein, Mr. Brewster.«
     
    Danach ging alles sehr schnell.
    Ich berichtete Bill von der Hackerei und der Polizei, und wir trafen eine Entscheidung. Ich werde bei meinem Jungen wohnen. Es ist nur ein schäbiger alter Bungalow auf dem Land in Jersey. Wie das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, zu einer Zeit, als Computer noch neu und cool waren, als alles neu und cool war und man sich zum Abendessen eine Pizza mit nach Hause brachte. Selbst Mom war cool mit ihren Kopfhörern. Heiße Sommer, Fliegengitter an den Türen, trockene milde Winter.
    »Wenigstens werde ich aus diesem gottverdammten Loch rauskommen«, sage ich Bill am Telefon.
    Es folgt ein kurzes Schweigen, bevor Bill antwortet. »Dad, sie haben dort Wunder an dir bewirkt.«
    Ich denke an das Neurobic, dass meine Beine wieder lernen zu gehen, und ich muss das anerkennen. Also kann ich meinen Zorn auf die Happy Farm wohl vergessen. Ich schätze, ich sollte mich mit dem Gedanken anfreunden, dass ich ein ganz gutes Geschäft gemacht habe.
    Nach dem Telefonat mit Bill suche ich Mandy auf und teile ihr die Neuigkeiten mit.
    »Sie waren der einzige Mann hier, der irgendwas Cooles an sich hatte«, sagt sie. Ihr Gesicht sieht aus wie das Ödland in Arizona, und ich weiß nicht, woran das liegt, aber auf einmal erscheint mir das verdammt sexy.
    Erinnern Sie sich noch an den Transcoder, den ich mir in den Schwanz geschoben habe? Nun, ich habe eine andere Verwendung dafür gefunden.
    Hinterher liege ich mit Mandy zwischen all den Teddybären und rieche den Duft von Miss Dior. »Komm mit mir nach Jersey«, sage ich.
    Sie senkt den Blick. »Oh, Junge«, flüstert sie. »Ich muss darüber nachdenken«, fügt sie dann hinzu.
    »Was gibt es da zu überlegen?«, frage ich.
    »Baby, wenn ich einen Bungalow in Jersey gewollt hätte, würde ich jetzt einen haben. Hier habe ich ein Solarium, ich habe meine Ruhe und ein eigenes Zimmer.«
    »Du dumme Schnepfe. Du wirst allein sein.«
    Ich sehe, wie sie sich unterschiedliche Zukünfte ausmalt, wie die Angst sie packt. Die Furcht lässt die Haut in ihrem Gesicht herabhängen wie ein altes Fensterleder. Ich schließe sie in die Arme, halte sie fest, küsse ihr gefärbtes, mit Festiger behandeltes parfümiertes Haar und versuche, ihr Mut zu machen. »Werde ein Teil meiner Familie, Babe. Bill ist ein großartiger Junge. Er wird uns erlauben, nachts lange aufzubleiben und Whisky zu trinken. Wir werden uns alte DVDs ansehen. Zu Thanksgiving werden uns Leute besuchen.«
    Aber sie schüttelt den Kopf. »Ich würde in einem winzigen Zimmer bei einer fremden Familie festsitzen. Aus dieser Situation bin ich damals geflohen.« Sie schnaubt und klatscht mir mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. »Ich kann das nicht.« Dann setzt sie sich auf, zündet sich eine Zigarette an und erzählt mir ungeschminkt ihre Geschichte.
    »Ich habe für dicke alte Männer getanzt. Ich bin mit anderen Frauen in ein Bad gestiegen, und sie haben sich unsere Mösen durch eine Glasscheibe angesehen. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre eine Hure geworden. Ich habe das Geld genommen, mich damit angefreundet und es behalten. Obwohl ein Arschloch von Mann nach dem anderen versucht hat, es mir wieder wegzunehmen. Das hier, die hübsche schicke Happy Farm, ist meine Belohnung.«
    Sie atmet tief durch. »Ich habe zu viel Angst, um nach Jersey zu ziehen.«
    »Ich komme wieder und besuche
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