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Moloch

Titel: Moloch
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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Bewegung dieser mechanischen Schutzpanzer. Die Typen in ihnen müssen überhaupt nichts tun. Ihre Arme malen magische Muster in die Luft, die Kugeln prallen mit harfenartigen melodischen Lauten von ihnen ab und blitzen auf wie Feuerwerk.
    Dann ziehen sich die Anzüge zusammen und schnellen los. Einer von ihnen packt einen Wächter am Kopf und schleudert ihn drei Meter weit gegen die Wand. Der Wächter bleibt eine Sekunde lang dort hängen, bevor er an der glatten Stahlfläche herabrutscht. Durch die Rückseite der silbernen Schutzfolie spritzt Blut und hinterlässt ein Schmetterlingsmuster. Der Wächter sinkt zu Boden und bleibt dort zusammengesackt sitzen, den Kopf schlaff auf der Brust. Er sieht aus wie ein Bräutigam nach der Junggesellen-Abschiedsparty.
    Ich kann nicht erkennen, was mit dem zweiten Wächter passiert ist, aber es scheint noch schlimmer zu sein. Er ist nur ein undeutlicher Umriss in einer Ecke des Tresors.
    Und dann drehen sich diese wunderschönen Anzüge zur Überwachungskamera um und winken wie Astronauten. Sie legen einander die Hände auf die Schultern und tanzen davon wie Dorothy und die Blechmänner im »Zauberer von Oz«.
    Jazza starrt immer noch in die Leuchtstoffröhren.
    »Das ist ein Problem, um das wir uns kümmern müssen«, sage ich.
    Mandy stößt ein bellendes Lachen aus. »Teufel, ich habe gerade daran gedacht, abzuhauen und mich den Typen anzuschließen. Das sah nach einem Riesenspaß aus.«
    »Diese Wachmänner haben Kinder«, murmelt Gus. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hegt er im Moment keine freundlichen Gefühle für Mandy.
    »Wir müssen Informationen besorgen und sie den Bullen übermitteln«, unterbreche ich. »Wir alle müssen anfangen zu hacken. Ich kann bei SecureIT eindringen.«
    Gus leidet immer noch Qualen. Er bekommt das Schicksal der Wächter einfach nicht aus dem Kopf. »Meinen Sie, die Firma, die das Video verkauft hat, wird etwas von dem Geld darauf verwenden, den Familien der armen Teufel zu helfen?«
    »Was sollen wir hacken?«, erkundigt sich Thug.
    Das habe ich mir bereits überlegt. »Die Typen von Age Rage müssen diese Schutzanzüge entweder gekauft oder gestohlen haben. Im ersten Fall gibt es Zahlungsbelege, im zweiten einen Polizeibericht. Der Hersteller heißt…«
    Großartig, ich stehe auf dem Schlauch. Ich hasse das, ich hasse das wirklich. Kurz bevor mich die Verzweiflung übermannt, fällt mir der Name wieder ein. »XOsafe. XOsafe Ltd. Mit Firmensitz in Portland.«
    »Was ich als Erstes tun werde, ist, mich um meine eigenen Belange zu kümmern, damit ich Geld habe«, erklärt Mandy. »Das wird eine Weile dauern.« Plötzlich senkt sie den Blick und fährt leiser fort: »Danach kann ich vielleicht nachsehen, wer die Typen aus der Bande sind, okay?«
    Wahrscheinlich kommt das einer Entschuldigung so nahe, wie es Mandy möglich ist. Was daran liegt, dass sich niemand je bei ihr entschuldigt hat.
    »Schrauben Sie Ihre Hoffnungen nicht zu hoch«, fügt sie an mich gewandt hinzu.
     
    Etwas später rufe ich Bessie von meinem Zimmer aus an. »Wie geht’s dir, Kleines?«
    »Ach, Großvater«, sagt sie leise. Ihre Stimme klingt sehr fern und dankbar. Sie gibt sich Mühe, so zu tun, als ginge alles in Ordnung mit der Hauttransplantation und so weiter. Aber es ist nicht in Ordnung, es wird nie in Ordnung gehen. Sie war so selbstbewusst, sie war auf Draht, und ich habe Angst. Ich fürchte, dass der Vorfall sie, die immer so unerschrocken war, ängstlich machen wird.
    »Es tut mir so Leid, Kleines«, ist alles, was mir einfällt.
    »Hey, du bist der Brewster. Dich wirft nichts aus der Bahn.«
    »Wir werden ihn für dich zur Strecke bringen, Kleines«, verspreche ich.
    Ich hole meinen Transcoder wieder hervor, was sehr viel schwieriger ist, als ihn einzuschieben. Danach setze ich meine Brille auf und gehe in Jazzas Zimmer, weil ich sein Terminal zum Hacken benutzen möchte. Man soll nie eine Manipulation vom gleichen Ort aus rückgängig machen.
    Jazza ist nicht da. Ich dämpfe die Beleuchtung und tue so, als würde ich mein Profigolfer-Programm auf seiner Kiste laden. Geld fließt wieder auf mein Konto, diesmal jedoch von einer anderen Quelle.
    Nach einer Weile frage ich mich: Wo steckt Jazza?
    Ich kehre in die Bar zurück. Meine Gang ist nicht da, Jazza ebenso wenig. O Gott, er ist wieder auf Wanderschaft.
    Allmählich mache ich mir Sorgen, und ich schalte sein Terminal ein, um sein Armband aufzuspüren. Es sendet Signale. Sie kommen aus der
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