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Moloch

Titel: Moloch
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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kennen?
    Nun, plötzlich wurde mir klar, dass ich Recht hatte. Ich wusste, wer er war, ich erinnerte mich daran, wie er redete, ich erinnerte mich, dass er noch immer sein volles Haar hatte.
    Nur wollte mir einfach nicht mehr einfallen, wie er hieß, oder woher ich ihn kannte. Mit anderen Worten, ich bin also mittlerweile ebenfalls gaga. Ich hockte da und durchforstete mein Adressbuch nach jedem einzelnen Gesicht. Fehlanzeige. Wer war er?
    Es gibt nichts daran zu deuteln, ich werde mich wohl oder übel für den Rest meiner verbleibenden Jahre damit abfinden müssen, dass mir der Name von irgendwem auf der Zunge liegt und ich nicht mehr weiß, ob ich vergessen habe, den Herd auszuschalten.
    Worum es geht, ist Folgendes: Ich muss die Staatsgewalt irgendwie dazu bringen, in einer anderen Richtung zu recherchieren. Und der beste Weg, das zu erreichen, besteht darin, Silhouettes Identität aufzudecken. 

 
     
    An diesem Abend treffen wir uns wieder in der Bar, um unsere Wunden zu lecken.
    Keiner der Neurobic-Gang wurde erwischt. Allerdings hat die Staatsgewalt ein altes Schätzchen wegen illegalen Waffenhandels gefasst. Sie und ihr Sohn in der Welt draußen haben Geschäfte mit unerlaubten Schutzeinrichtungen gemacht. Diese Lady hatte den mit Abstand mächtigsten Hintern, den ich jemals gesehen habe, und ich schwöre, sie war noch mehr durch den Wind als Jazza. Es ist irgendwie traurig, komisch und lustig zugleich.
    Mandy hat keine Zeit für Mitleid. »Wir sind als Nächste dran.«
    Gus liest die Zeitung und lässt sie plötzlich sinken. »Heilige Scheiße«, stöhnt er. »Habt ihr das gesehen?«
    Er legt die Zeitung auf den Tisch. »Sie haben wieder zugeschlagen.«
    Age-Rage-Raubüberfall. S.A.S. -Bande missbraucht erneut S.A.S.
    Die CCTV-Aufzeichnung zeigt den gesamten Vorfall. Chase Manhattan Bank NYC, ein Uhr früh heute Morgen, lautet die kleine Einblendung.
    Man sieht das Innere eines Tresors, und auf einmal erscheint ein Spalt in der Stahltür. Eine Klaue schiebt sich durch den Spalt, drückt ihn weiter auf und entfernt ein paar der scharfkantigen Ränder. Kurz darauf schlüpfen die Typen hindurch. Mir fällt die Kinnlade herab.
    Diesmal tragen sie Feuerwehrschutzanzüge.
    Bewegliche Exoskelette, Panzerungen, die auf den Druck der in ihnen steckenden Typen reagieren. Mit etwas Übung kann man in diesen Dingern durch Feuer laufen. Man kann Autos und Betonträger damit hochheben. In diesen Dingern ist man Supermann für einen Tag.
    Die alten Knacker schlurfen nicht mehr. Ihre Schutzpanzer wiegen Tonnen, aber sie tanzen regelrecht in ihnen. Sie gleiten und fließen, wirbeln und hüpfen, wie gigantische gelehrige Flöhe.
    »Das ist brillant«, flüstere ich wieder und wieder. »Das ist verdammt brillant.«
    Ich habe an diesen Dingern gearbeitet. Sehen Sie, man kann das Rettungspersonal nicht mit Treibstoff auf Kohlenwasserstoffbasis oder mit Kernenergieaggregaten auf dem Rücken ins Feuer schicken, und selbst diese Anzüge können nicht genügend konventionelle Batterien tragen. Also versorgt man sie drahtlos mit Energie. Man bestrahlt sie mit Mikrowellen. Kommt es zu einer Katastrophe, muss man nur das S. A.S. einschalten, und die Mikrowellen bringen den Anzügen Energie.
    So ziemlich die einzigen Personen, die meine Software niemals angreifen würde, sind Angehörige der Rettungseinheiten.
    Carte Blanche. Wir haben den Typen einen beschissenen Freifahrtschein mit Sitzplatzreservierung ausgestellt.
    Alle vier bewegen sich geschmeidig wie die Finger eines Klavierspielers. Sie bauen sich vor den Schließfächerreihen auf und reißen sie aus der Wand.
    An der Rückseite der Schutzanzüge befinden sich große blaue Behälter. Niemand spricht gern darüber, aber sie dienen der Aufbewahrung von Leichensäcken. Die Einbrecher stopfen alles in sie hinein, was ihnen in die Finger fällt – Familienschmuck, Schuldverschreibungen und alte Reisepässe zum Anfertigen gefälschter Identitäten. Edelmetalle und seltene Briefmarken. Für die Anzüge sind das Federgewichte.
    »Sie haben es nicht auf virtuelle Güter abgesehen«, sage ich. »Es geht ihnen um materielle Wertgegenstände.«
    Mandy wendet sich mir zu und wirft mir einen reptilienhaften Blick zu. »Was Sie nicht sagen! Deshalb nennt man das auch Einbruchsdiebstahl.«
    In diesem Moment eilen die beiden Wächter herbei, von Kopf bis Fuß in Folie gehüllt, die sie vor den Abwehrsystemen schützt. Sie beginnen zu schießen.
    Es gibt keinen wunderbareren Anblick als die
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