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Moloch

Titel: Moloch
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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kam an seinen Tisch und sah die Ausgabe von Mirror Worlds, die er als Überraschung auf ihren Stuhl gelegt hatte.
    »Eine neue Geschichte! Das ist das Schönste, was ich heute zu Gesicht bekommen habe! Lass dich küssen!«
    Volusia ließ ihren Worten sofort Taten folgen, beugte sich beschwingt zu Diego vor und gab ihm einen feuchten Kuss auf Mund und Kinn. Der Geruch von Rauch, der ihren Haaren anhaftete, stieg ihm in die Nase. Sie richtete sich wieder auf und sagte: »Okay, und jetzt musst du mir beweisen, dass du mir nicht böse bist, weil ich mich so verspätet habe.« Bevor Diego irgendetwas in dieser Art unternehmen konnte, wiederholte sie ihren Kuss.
    Diego bekam das Gefühl, die anderen Gäste würden am liebsten tosenden Beifall spenden, hielten sich aber aus Anstand zurück.
    Lachend nahm Volusia den Helm ab. Gut einen Meter langes, kastanienbraunes gelocktes Haar verteilte sich wie ein Wasserfall über ihre Schultern. Sie warf den Helm achtlos auf den Tisch, wobei ein leeres Glas zu Boden fiel und zerbrach. Dann ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen und setzte sich auf das Magazin, über das sie sich gerade eben noch so gefreut hatte, das aber in ihrem lüsternen Überschwang bereits in Vergessenheit geraten war.
    »Bei den Titten der Fischerin! Ich sterbe vor Hunger! Ober, die Speisekarte!«
    Während der Ober an ihren Tisch kam, betrachtete Diego aufmerksam Volusias lebhaftes Gesicht: die dichten Augenbrauen, die sich über dunklen Augen erstreckten; eine Nase, die eher etwas Pöbelhaftes denn etwas Edles besaß, versuchte gar nicht erst zu entschuldigen, dass sie die Miene dominierte; der breite Mund mit den vollen Lippen und den atemberaubend weißen Zähnen, die durch ihre dunkle Hautfarbe noch stärker betont wurden.
    Alles in allem besaß Volusias Gesicht eine Schönheit, wie Diego sie noch bei keiner anderen Frau entdeckt hatte, und zum wiederholten Male wunderte er sich, dass sie ausgerechnet ihn liebte.
    »Ich nehme einen Berg Shrimps, einen grünen Salat und ein Pfundschweres Porterhouse-Steak, extra roh – und ich rede hier von einem Pfund, nachdem es vom Grill kommt! Ach ja, und dazu zwei gebackene Kartoffeln und eine Portion Zwiebelringe. Was trinkst du, Dee? Arcanums? Igitt! Bringen Sie mir bitte einen Humpen Tatwig’s vom Fass.«
    Diego fügte seine Bestellung an: »Äh… einmal Schweinekoteletts und Reis, bitte. Die Koteletts gut durch.«
    Volusia schnalzte mit der Zunge. »Taubenfutter! Aber ich vermute, du verbrennst auch höchstens ein Dutzend Kalorien in der Stunde, wenn du vor deiner dummen Maschine sitzt. Nicht, dass die Ergebnisse nicht hervorragend wären. Aber natürlich kann man das, was du machst, nicht als richtige Arbeit bezeichnen.«
    Der Alkohol in Diegos Blut ließ ihn heftiger reagieren als nötig, zumal er dieser spielerisch gemeinten Herabwürdigung schon des Öfteren ausgesetzt gewesen war. »Oh, dann darf ich wohl annehmen, dass nur dein besessenes Spielen mit Wasserschläuchen und Leitern, als wärest du ewig ein Kind geblieben, als wertvolle Arbeit bezeichnet werden darf.«
    Volusias Lachen schallte durch den ganzen Raum. »Leben zu retten und Gritsavage daran zu hindern, sich in Ghettoblocks zu verwandeln, ist die einzig wahre Arbeit, Dee! Aber ich gebe gern zu, mein ehrbarer Beruf hat auch eine unbeschwertere Seite. Weißt du, was mich heute Abend noch bis vor ein paar Minuten in Atem gehalten hat? Ein Feuer im Staller’s!«
    Diegos Laune besserte sich, als er diese Neuigkeit hörte. »Aber wohl kein schlimmes Feuer, wenn ich nach deinem Tonfall urteilen darf. Ich hoffe, es gab keine Verletzten. Jetzt sag schon: Wen hast du da gesehen?«
    Volusias Bier wurde soeben auf den Tisch gestellt, sie kippte den halben Humpen mit einem Schluck so gierig, dass ihre Oberlippe mit Schaum bedeckt war. »Wen anders als unseren erlauchten Bürgermeister? Er stand da, als ich in den zweiten Stock kam, nackt wie ein Fisch, während sich drei der teuersten Nutten des Staller’s an ihn klammerten und sich die Lunge aus dem Leib schrien. O ja, und ich habe Copperknobs bestes Stück gesehen!« Wieder lachte sie schallend und ausgelassen. »Auf jeden Fall habe ich sie alle über die Hintertreppe nach unten und in den Charaban des Bürgermeister gebracht, ehe die Aasgeier von den Zeitungen auch nur ein einziges Foto machen konnten. Dabei gehörte zu der Meute sogar Mason Gingerpane, und du weißt, dass er normalerweise jedes Foto schießt, das man schießen kann. Tja, ich schätze,
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