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Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Titel: Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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noch zerwühlt. Er lächelte, als sein Blick darauf fiel. Dabei bemerkte er den Bilderrahmen mit der Postkarte darin, der halbverdeckt von der Bettdecke auf dem Boden lag. Das Glas hatte einen kleinen Sprung, doch das störte ihn jetzt nicht. Er hob ihn auf, steckte ihn in ein Seitenfach der Tasche. Dabei fiel ihm ein gefaltetes Blatt Papier in die Hände. Es war der Songtext, den er in einer düsteren Stunde in der Klinik auf den Block gekritzelt und aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen aufbewahrt hatte. Erst war er versucht, ihn fortzuwerfen, doch dann zögerte er und lief die Treppe wieder hinunter, wo sein Freund auf ihn wartete.
     
    Er und Chris standen nun da und wussten nicht so recht, wie sie sich verabschieden sollten. Richard bemerkte die Verlegenheit seines Sohnes. „Komm, Okon, hilf mir mal mit dem Gepäck.“ Er schnappte sich Julians Tasche, überließ dem Farbigen seine eigene und die beiden gingen zum Wagen, der hinter dem Haus stand.
    Chris und Julian waren allein. Der zog gerade seine Jacke über. Als die beiden anderen die Haustüre hinter sich geschlossen hatten, reichte Julian seinem Freund den Zettel. „Hier, damit du weißt, welche Gedanken mir in der Klinik durch den Kopf gegangen sind. Aber nimm das bitte nicht ernst. Ich möchte eine Zukunft mir dir.“
    Chris nahm den Zettel und überflog die Zeilen. Ein Kloß steckte ihm im Hals. Dann nahm er Julian in die Arme. „Diese Zeiten sind vorbei, wirst sehen“, flüsterte er ihm ins Ohr.
    Julian drückte ihn fest an sich. „Wir verabschieden uns lieber gleich hier. Ich ruf dich an und sag dir, wie´s gelaufen ist.“ Noch einmal küssten sie sich, bevor Julian seinem Vater nach draußen folgte. Sie stiegen ein und winkten den Zurückgebliebenen noch einmal zum Abschied zu. Die Security öffnete das Tor der Villa und Richard lenkte den Wagen behutsam durch die wenigen noch immer wartenden Reporter mit ihren Mikrofonen und Kameras, die sich ihnen ungeniert in den Weg stellen wollten. Dann hatten sie endlich freie Fahrt.
    „Ich bin froh, wenn das ein Ende hat“, seufzte Julian und lehnte sich erleichtert im Beifahrersitz zurück. Richard stimmte ihm zu.
    „Lieber weniger verdienen und noch Spaß an der Musik haben“, sagte er und nahm Kurs auf die Universität. Nachdem sie dort im Sekretariat alle Formalitäten erledigt und sogar am schwarzen Brett noch ein paar Wohnungsangebote gefunden hatten, machten sie sich endgültig auf den Weg zur Autobahn.
    Während der gesamten Fahrt von Bayern nach Nordrhein-Westfalen ließen er und Julian in ihren  Gedanken die Geschehnisse der letzten Wochen und Tage noch einmal Revue passieren. Viele Stunden verbrachten sie schweigend nebeneinander. Doch das störte keinen von ihnen. Im Gegenteil, sie hatten im Laufe der letzten Tage ein gewisses Gefühl der Zusammengehörigkeit entwickelt.
     
    * * *
     
    Die letzten drei Monate waren hektisch und aufregend für Julian Kossler gewesen. Erst die Beichte bei seiner Mutter, die ihn entsetzt angestarrt hatte. Dann das klärende Gespräch zwischen seinen Eltern, welches zunächst recht lautstark begann und dann immer ruhiger wurde. Er konnte die Wortfetzen durch die geschlossene Tür des Wohnzimmers verstehen, während er in der Küche den Kaffee vorbereitete. Es folgte ein merkwürdiger Nachmittag zu dritt mit Kaffee und Kuchen, der zwar viel Gesprächsstoff, aber wenig Harmonie aufwies. Immerhin, Julian zuliebe akzeptierte Monika Kossler ihren Ex-Jugendfreund als Vater, der seinen Sohn von nun an regelmäßig sehen wollte und auch würde. An Julians Geständnis hatte sie allerdings noch viele Wochen zu knabbern. Monika Kossler blieb ungewöhnlich zurückhaltend, wenn sie mit ihrem Sohn alleine war.
    Lange hielt Julian es daher nicht Zuhause aus. Die Uni begann bereits in wenigen Tagen, er musste sich vorbereiten und sein neues Zuhause im Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses beziehen und einrichten, welches er und sein Vater angemietet hatten. Richard musste er versprechen, ihn in den Weihnachtsferien zu besuchen und seine jetzige Lebensgefährtin Nadja kennenzulernen.
    Mit Chris telefonierte er meist abends, und zwar täglich. Der wohnte inzwischen in einer kleinen Eigentumswohnung, die er als Kapitalanlage gekauft hatte. Doch einem privaten Wiedersehen außerhalb der wenigen Auftritte, die sie noch gemeinsam zu absolvieren hatten, war immer irgendetwas dazwischen gekommen. Termine, Vorlesungen, Möbelkäufe und, und, und...
    Dann war auch die Zeit der
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