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Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Titel: Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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Julian verwundert.
    „Du weißt schon, das mit meinen Tabletten und so…“, druckste Bodo herum. Besser doch wieder das Thema wechseln? Irgendwie kam er an den Jungen nicht mehr so richtig heran. Aber was, wenn  der Vater ihn noch zu einer Anzeige überreden würde? Einen „echten“ Zeugen außer Julian gab es nicht, oder? Julian würde doch nicht so blöd gewesen sein, das Päckchen, das er ihm mal gegeben hatte, vor den anderen zu öffnen?
    „Komm, lass uns noch einen Spaziergang auf der Promenade machen. Wir können von hier aus zu Fuß gehen“, schlug er vor. Julian stimmte zu. Das Wetter war gar zu verlockend. Schweigend gingen sie eine Weile an der Uferpromenade nebeneinander her. Kleine Laternen in regelmäßigen Abständen verbreiteten ein anheimelndes Licht. Nach Einbruch der Dunkelheit waren nur noch wenige Spaziergänger mit ihren Hunden unterwegs. Es war überraschend mild in dieser Septembernacht. An einem schneeweißen, romantischen Pavillon, der über einen Steg in den See hineinragte, machten sie kurz Rast. Dort befanden sich Sitzbänke, die im Zentrum des mit Schieferplatten überdachten Pavillons angeordnet waren, sodass die Besucher von jeder Seite aus auf den See hinausschauen konnten.
     
     
    Foto vom Bregenzer Seeufer: Carola Kickers, 2011
     
     
    Noch einmal versuchte Bodo Hallmann, die Unterhaltung auf dieses Thema zu bringen. Er wollte endlich Klarheit haben. „Also, wie gesagt, eigentlich wollte ich mich bei dir bedanken, dass du den anderen nichts davon erzählt hast. Ich möchte nicht, dass Chris und Okon eine schlechte Meinung von mir bekommen.“
    „Hm…“
    „Hast du doch?“ Bodo versenkte seine gewitterwolkengrauen Augen in Julians Gesicht, der abwesend auf den See hinausblickte. Ein großer Vollmond schob sich aus den blaugrauen Wolken heraus, spiegelte sich im See und erinnerte Julian unwillkürlich an die Postkarte, die er immer eingerahmt neben seinem Bett stehen hatte. Das leise Rauschen der ans Ufer drängenden Wellen glich einem rhythmischen Atmen. Auf der anderen Seite spielte der leichte Herbstwind in den Blättern. Das hatte etwas Beruhigendes.  Die Luft roch kühl und frisch, nach Laub und Wasser. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Chris jetzt hier bei ihm wäre.
    „Was denn nun?“ Bodo wurde ungeduldig, als keine Antwort kam.
    „Chris weiß es“, gab Julian tonlos zu.
    „Verdammt!“, fuhr Bodo vom Sitz hoch und ging zu der Balustrade des Pavillons  hinüber. „Verdammt, verdammt, verdammt…“, er hämmerte jedes Wort mit seiner Faust in das Holz ein. Der junge Sänger beachtete diesen Wutausbruch gar nicht. Bodos cholerische Art war die Band gewohnt. Der beruhigte sich schon wieder. Diesmal jedoch nicht. Offenbar hatte der bekannte Musikmanager jeden Bezug zur Realität verloren. Er bedachte den Jungen, der immer noch auf der Bank saß, mit einem hasserfüllten Blick. Ein Satz, den Julian ganz zu Anfang ihres Kennenlernens mal gesagt hatte, war ihm spontan in den Sinn gekommen.
     „Komm mal her!“
    Julian folgte der Aufforderung ohne Argwohn. Sie standen nun beide nebeneinander an der Holzbalustrade. Bodo legte den linken Arm um Julians schmale Schultern.
    „Weißt du eigentlich, dass der Bodensee einen derart schlammigen Grund hat, dass er erst nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten das preisgibt, was er einmal verschluckt hat? Taucher haben erst vor wenigen Jahren hier das Wrack eines Flugzeuges  aus dem zweiten Weltkrieg hier gefunden.“
    Bodos Griff um Julians Schultern verstärkte sich. Seine Finger krallten sich fest in das Fleisch. Julian verzog schmerzerfüllt das Gesicht.
    „Der Grund dieses Sees ist ständig in Bewegung und voller Unterwasserströmungen.“
    „Was soll das…“ wollte Julian gerade fragen und sich aus diesem Schraubstockgriff herauswinden, doch Bodos rechte Pranke legte sich auf seinen Mund, mit der anderen hatte er das Genick des Jungen gepackt. Sein Körper presste sich von hinten fest an Julian und sein Mund befand sich  dicht an Julians Ohr. „Kannst du immer noch nicht schwimmen, mein Junge?“
    Panik leuchtete in Julians Augen auf und er spürte, wie der kräftige, untersetzte Mann ihn durch sein Körpergewicht über die Balustrade schieben wollte. Er versuchte zu schreien, doch Bodo klebte an ihm wie ein Krake. Der junge Mann bekam fast keine Luft mehr, spürte, wie die Holzbalken, die ihn von dem schwarzsilbernen Wasser trennten, bebten und knackten, sich dabei gleichzeitig in seinen Bauch
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