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Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)

Titel: Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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Vorläufig brauchte sie ja nichts davon zu erfahren. Sein Vater war schon früh abgehauen und hatte sie beide noch vor seiner Geburt im Stich gelassen. Julian kannte ihn nur von einem alten Foto aus den Siebzigern.
    „Cool!“, sagte er nur, als Okon mit seiner Liste fertig war.
     „Komm schon. Wir müssen uns auch noch um deine Bühnenoutfits kümmern. Bodo hat mir  ´nen Vorschuss gegeben. Jetzt gehen wir mit dir shoppen!“, lachte Chris ihn an und wies zur Tür. Seine blauen Augen besaßen einen leicht grünlichen Schimmer, der an Türkis erinnerte. Die schulterlangen blonden Haare band er im Nacken zusammen, was ihm einen fast aristokratischen Stil verlieh, wozu seine helle Haut beitrug. Er wirkte äußerlich manchmal unnahbar und verfügte dennoch über ein Charisma, das die weiblichen Fans faszinierte.
    Okon, das genaue Gegenteil, war ein athletischer Typ mit kaffeebrauner Haut, kahlköpfig, aber mit riesigen schwarzen Augen und einem sinnlichen Mund. Als Markenzeichen trug er einen eleganten schwarzen Borsalino-Hut mit einem breiten weißen Hutband, und das ständig, auch in seiner Freizeit. Er war der Jüngste mit erst neunzehn Jahren, doch er wirkte ebenso erwachsen wie die beiden Europäer. Julian würde sich auch noch irgendwas einfallen lassen müssen, was ihn kennzeichnete!
    „Oh Mann, da kommt ja noch was auf mich zu“, lachte  dieser jetzt und verdrehte theatralisch die Augen. Es sah so aus, als würde das frisch gebackene Trio sich bestens verstehen, und das war wichtig für eine internationale Karriere, die Bodo mit ihnen anstrebte. In Deutschland waren sie mit ihren romantischen Popschlagern schon sehr beliebt, doch den Rest der Welt galt es noch zu erobern. Deshalb sangen sie die meisten Titel in englischer Sprache.
     
    Okon legte den Arm um Julians schmale Schulter, als sie zur Türe gingen. Zwei Bodyguards würden die kleine Truppe vor den Reportern und den Fans auf der Straße vor dem Hotel abschirmen. Die beiden bekannten Popstars wussten ganz genau, dass man sich um die ersten Bilder des „Neuen“ reißen würde. Vermutlich hatte Bodo beim Hinausgehen schon ein paar Andeutungen bei den Journalisten gemacht. Ab morgen früh würde die Yellow Press Jagd auf Julian machen.
    „Ist nicht alles nur Spaß. Wirst du sehen, wenn wir gleich da raus gehen. Du brauchst von heute an ein dickes Fell“, meinte der Farbige mit einem Augenzwinkern. Und Chris ergänzte völlig gelassen: „Und heute Abend geht´s gleich ans Texte lernen.“
    Eine Mischung aus Glücksgefühl und Angst durchströmte Julians Körper mit Adrenalin. Mit einem Mal veränderte sich seine kleine Welt, wurde unermesslich groß, weit und fordernd. Die beiden Jungs nahmen ihn in die Mitte, als sie durch die Flügeltür ins Foyer traten. Blitzlichter blendeten sie, Mikrofone wurden ihnen unter die Nase gehalten. Chris gab ein kurzes, professionelles Statement ab, in dem er betonte, wie sehr man sich freute, Julian gefunden zu haben. Dann wurden sie von zwei Muskelmännern in schwarzen Anzügen und mit Knöpfen ihm Ohr zur Limousine geleitet, die ebenfalls von Fans umringt war. Es dauerte einige Minuten, bis sie sich schwerfällig in Bewegung setzte. Julian kam sich vor wie ein König, so oft, wie er aus dem Fenster winken musste. Er lachte über das ganze Gesicht vor Freude. Für seine Kollegen zählte all der Trubel bereits zum Alltag. Ob er sich jemals daran gewöhnen würde?
     
    * * *
     
    Zwei Monate später.
    Julian Kossler hatte den Vertrag mit Bodo Hallmann und seinem Label Breathless Records unterschrieben. Einen Vertrag, der ihn auf die nächsten fünf Jahre an den Manager, die Plattenfirma  und die Band binden würde. Dabei war ihm Hallmann nicht einmal sonderlich sympathisch: dunkelgraue Augen von der Farbe einer Gewitterwolke in einem kantigen Gesicht, welches umrahmt wurde von einem ebenso dunkelgrauen Haarkranz, der eine Halbglatze säumte. Dadurch und die untersetzte Figur wirkte der Vierundvierzigjährige wesentlich älter. Und wie er Julian angeschaut hatte: wie ein Forscher sein Versuchstier. Kalt und ohne jede Regung. Da ahnte Julian zum ersten Mal, was es hieß, ein Produkt zu sein, vermarktet zu werden.
    Alle Entscheidungen für das Trio traf Bodo, alle Pressetermine liefen über sein Büro, in dem er zwei Sekretärinnen beschäftigte. Freizeit – oder besser gesagt Freiheit – gab es für keinen der Poppy Moons mehr. Schnell merkte auch Julian, dass das Leben eines Popstars kein Zuckerschlecken war.
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