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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele
Autoren: J. D. Robb
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hoffe, jetzt ist erst mal eine Weile Ruhe.«
    »Mmmh«, lautete seine einzige Reaktion. Sie war es nicht gewöhnt, Wünsche erfüllt zu bekommen, überlegte er. Statt schöner Geschenke hatte sie als Kind nur körperliche und seelische Schmerzen kennengelernt, die man ihr ständig zufügte. »Hast du dir schon überlegt, was du mit dem letzten machen willst?«
    Die letzte Schachtel war leer gewesen, und er hatte sich diebisch gefreut, als er ihr irritiertes Mienenspiel gewahrte. Genau wie über ihr Grinsen, als er ihr erklärt hatte, dass das ein Tag sei. Ein Tag, den sie mit allem füllen könne, was ihr Spaß mache. Er würde sie begleiten, wohin sie wollte, und sie würden alles machen, was sie sich wünschte. Außerplanetarisch oder irgendwo auf dem Globus. In der Realität oder durch den Holo-Raum.
    Zeit, Raum und Ort durfte sie bestimmen.
    »Nein, ich hatte noch keine Gelegenheit, intensiver darüber nachzudenken. Und so ein wunderschönes Geschenk möchte ich nicht einfach sinnlos verplempern.«
    Sie entspannte für eine kurze Weile neben ihm im Schein der zuckenden Kaminflammen und des stimmungsvoll erleuchteten Christbaums. Schließlich entzog sie sich ihm.
    »Ich muss hoch. Bei diesem Fall kommt eine Menge Routinearbeit auf mich zu, und ich möchte Peabody heute noch nicht stören.«
    »Kann ich dir nicht helfen?« Als er ihren skeptisch abschätzigen Blick gewahrte, grinste er. »Und für einen Tag in Peabodys Fußstapfen treten?«
    »Dieses Mal nicht. Glaub mir, es ist besser so.«
    »Okay, okay.« Er sprang auf und zog sie hoch. »Dann helfe ich dir wenigstens bei der Computerrecherche, damit du Weihnachten nicht komplett am Schreibtisch festsitzt.«
    Sie wollte etwas entgegnen, überlegte es sich dann aber anders. Die meisten Dateien, die sie benötigte, waren ohnehin allgemein zugänglich. Alles andere bräuchte sie ihm ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden.
    Außerdem war er verdammt kompetent auf dem Gebiet.
    »Einverstanden, du erledigst die Routinearbeit. Aber sobald Peabody wieder fit ist, bist du draußen.«
    »Selbstverständlich, Liebling.« Er fasste ihre Hand und küsste sie, worauf Eve ihn argwöhnisch anfunkelte. »Wo du mich so lieb darum bittest.«
    »Und keine faulen Tricks«, versetzte sie. »Ich bin im Dienst.«

2
    D er fette Kater Galahad hing über Eves Schlafsessel wie ein Sturzbetrunkener über dem Bartresen. Da er am Abend vorher stundenlang mit Schachteln und Schmuckbändern gekämpft und Einwickelpapier zerfetzt hatte, ließ sie ihn weiterschlafen.
    Eve stellte ihre Tasche ab und ging direkt zu ihrem Auto-Chef, um sich einen Kaffee zu nehmen. »Der Typ, um den es hier geht, heißt David Palmer.«
    »Ihr wisst bereits, wer der Mörder ist?«
    »O ja, ich weiß, auf wen ich es abgesehen habe. Dave und ich, wir sind alte Kumpel.« Roarke nahm ihr den mitgebrachten Kaffeebecher ab und fixierte sie durch den duftend aufsteigenden Dampf. »Den Namen hab ich schon mal irgendwo gehört.«
    »Mit Sicherheit. Vor zirka drei, dreieinhalb Jahren war er Dauergast in sämtlichen Medien. Die Zeitungen standen voll davon. Ich brauche komplett alle Dateien über die Ermittlungen in diesem Fall und über das Verfahren. Du fängst am besten damit an…« Sie stockte, als er ihr eine Hand auf den Arm legte.
    »David Palmer - Serienmörder. Er folterte seine Opfer.« Unvermittelt hatte er die spektakuläre Geschichte wieder präsent. »Noch ziemlich jung. So um… Mitte zwanzig?«
    »Zweiundzwanzig, als er die Haftstrafe antrat. Ein echtes Wunderkind, unser Dave. Er bezeichnet sich als Visionär und Wissenschaftler. Er begreift es als seine Mission, die menschlichen Toleranzgrenzen auf extreme Zwangssituationen am lebenden Objekt zu erforschen - Schmerzen, Ängste, Hunger, Dehydration, Psychoterror. Zudem kann er reden wie ein Buch.« Sie nippte an ihrem Kaffee. »Er saß in den Interviews, sein anziehendes Großejungengesicht strahlend vor Begeisterung, und erklärte, dass, wenn der Punkt bekannt wäre, an dem die Schmerzgrenze erreicht ist und die mentale Widerstandskraft bricht, wir in der Lage wären, an uns zu arbeiten, um diese nachhaltig zu stärken. Ich sei schließlich ein Cop, meinte er, und demzufolge bestimmt besonders an seiner Arbeit interessiert. Polizisten stünden unter erheblichem Stress, sähen sich häufig Grenzsituationen ausgesetzt, wo die Ratio sich leicht von Angst oder äußeren Stimuli beeinflussen lasse. Die Resultate seiner Forschungen könnten bei Polizei und
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