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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele
Autoren: J. D. Robb
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keine Bewegung registrieren, weder visuell noch über die Wärmesensoren.«
    Dann war es eine Zeitschaltuhr, entschied Eve. Eine technische Vorrichtung, die die elektronischen Ermittler übersehen hatten.
    »Dallas?«, zischte Peabodys Stimme hektisch an ihrem Ohr. »Sehen Sie, was ich sehe…?«
    In ihrem Kopfhörer erhob sich ein kakophonisches Brummen. Die Luft gefror zu Eis. Sie kämpfte gegen das eisige Schaudern an, das sich langsam über ihre Wirbelsäule schob, aber erfolglos. Normalerweise hätte sie in dieser Situation sämtliches Kommunikations und Überwachungsequipment in Grund und Boden verteufelt, aber sie hatte nur Augen für das ätherische Geschöpf, das auf sie zuglitt.
    Bobbie Bray trug hüftbetonte Jeans mit weitem Schlag, der jeweils bis zum Knie mit Blumen bestickt war. Das durchscheinende weiße Top schien mit dem frostigen Dunst zu verschmelzen. In ihrer wilden Lockenmähne funkelten die diamantbesetzten Spangen. Während sie summend weiterging, hob sie eine Zigarette an die Lippen und inhalierte tief. Für Augenblicke hing der scharfe Tabakgeruch in der Luft.
    Nach ihren Bewegungen zu urteilen, schoss es Eve durch den Kopf, rauchte sie nicht nur Tabak. Geist hin oder her, dieser hier war zugedröhnt bis zu den Haarwurzeln.
    »Glauben Sie, ich kaufe Ihnen das ab?« Eve stieß sich von der Wand ab. Sobald sie jedoch vorschnellte, tippte sie etwas an. Im Nachhinein kam es ihr vor wie ein Eiszapfen.
    Sie schob sich vorwärts, folgte der Gestalt in den früheren Schlafraum des Apartments. Die Gestalt blieb verdutzt stehen.
    Du hier? Was soll das? Ich habe dir doch gesagt, dass ich das Handtuch werfe. Ich habe schon gepackt. Hör auf mit dem Scheiß, Hop!
    Während sie sprach, glitt die Gestalt langsam weiter. Sie tat so, als würde sie sich etwas in ein imaginäres Glas eingießen, und nahm einen Schluck. Sie klang erschöpft, ihre Stimme verzerrt, als hätte sie irgendwelche Drogen eingeworfen.
    Weil ich ausgepowert und erledigt bin. Ich bin verdammt fertig. Diese ganze verfluchte Szene hier macht mich fertig, ich kann nicht mehr. Meine Karriere ist mir scheißegal. Logo, dir ist sie wichtig. Meine Karriere war dir immer am allerwichtigsten!
    Sie drehte sich um, stemmte provokativ eine Hand in die Hüfte und blinzelte benommen.
    Okay, okay. Mag sein, dass ich alles versiebt habe, aber trotzdem, ich finde dich zum Kotzen. Mensch, sieh uns doch bloß an, Hop. Schau dich an. Wir sind entweder stoned oder hackevoll. Wir haben ein Kind. Nein, ich halte jetzt nicht die Klappe. Ich kotze mich an, und du kotzt mich an. Dieses Mal bleibe ich hart.
    Die Gestalt holte aus, gerade so, als wollte sie das imaginäre Glas gegen die Wand schleudern.
    Ich habe nichts mit einem anderen Typen, verdammt. Und ich habe auch nicht vor, einen Vertrag mit einem anderen Label zu machen. Abgehakt, Ende, aus. Will das nicht in deinen Schädel? Damit bin ich fertig, genau wie mit dir. Du bist verdammt durchgeknallt, Hop. Du brauchst dringender Hilfe als ich. Nimm das runter.
    Die Gestalt warf die Hände in die Luft und stolperte zurück.
    Nun mal sachte. Komm runter von deinem Trip. Okay, wir reden noch mal darüber, ja? Dann gehe ich eben nicht. Nein, ganz ohne Quatsch. Echt nicht. O Gott, nein. Lass das. Grundgütiger, Hop, was hast du vor?
    Ein scharfes Krachen, die Gestalt prallte zurück und brach zusammen. Aus einem kreisrunden Loch mitten auf ihrer Stirn sickerte Blut.
    »Eine Wahnsinnsshow«, murmelte Eve, ihre eigene Stimme klang ihr rau in den Ohren.
    »Mörderische Darbietung.«
    Gleichzeitig vernahm sie ein leises Knacken hinter sich und wirbelte herum. Maeve betrat den Raum, Tränen rollten über ihre Wangen. Die Klinge eines Messers blitzte in ihrer Hand auf.
    »Er hat mich erschossen. Besser tot als fort - so hat er sich ausgedrückt.«
    Nicht John Massey, realisierte Eve. Das Bray-Hopkins-Vermächtnis hatte eine Generation übersprungen.
    »Auf mich wirken Sie sehr lebendig, Maeve.«
    »Bobbie«, korrigierte die. »Sie ist in mir. Sie spricht durch mich. Sie ist ich.«
    Inbrünstig seufzend ließ Eve die Waffe sinken. »Ach, hören Sie mir doch damit auf. Diese Geister und Gespensterkacke können Sie getrost vergessen.«
    »Er hat mich umgebracht«, meinte Maeve gedehnt. »Mein Leben ausgelöscht. Meinte, ohne ihn wäre ich ein Nichts, bloß eine zugekiffte Nutte mit geilen Titten.«
    »Autsch«, entfuhr es Eve. »Maeve, damals waren Sie noch gar nicht geboren. Und die beiden Typen sind lange tot. Wieso
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