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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte
Autoren: Viveca Sten
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es war viel zu früh für eine neue Beziehung.
    Aber sie dachte die ganze Zeit an ihn. Sie konnte nicht anders.
    »Ja«, hörte sie sich in demselben angestrengten Tonfall sagen.
    »Wenn ich dir sage, dass ich mein Handy in Stockholm vergessen habe, glaubst du mir das?«
    »Warum sollte ich nicht?«
    Jetzt klang sie geradezu schnippisch. Was war nur mit ihr los?
    Aber der Stachel saß tief, es gab ja wohl noch andere Telefone in Thailand als sein Handy. Wenn er denn wirklich an ihr interessiert war.
    »Kannst du dir vorstellen, wie schwer es ist, in Bangkok an deine Telefonnummer zu kommen? Man kann nicht mal die 118   118 anrufen, wenn man im Ausland ist.«
    »Warum hast du nicht in der Bank angerufen?«
    Oh Gott, wieso sagte sie das? Er versuchte, es ihr zu erklären, und sie fuhr ihm über den Mund. Irgendwas stimmte wirklich nicht mit ihr.
    »Ich habe nicht daran gedacht.«
    »Okay.«
    »Glaub mir, Nora. Ich habe wirklich versucht, dich zu erreichen. Irgendwann hatte ich dann die Idee, meine Schwester anzurufen, damit sie die Auskunft anruft.«
    »Du hast deine Schwester deswegen angerufen?«
    Nora musste im Halbdunkel lächeln.
    Er hatte versucht, sie zu erreichen, während sie sich alles Mögliche ausgemalt hatte. Sie fragte sich, welche Erklärung er wohl seiner Schwester gegeben hatte, und ihr Lächeln wurde noch breiter.
    Jonas senkte die Stimme, sein Tonfall wurde sanfter, intimer.
    »Ich wollte dir danken.«
    Sie sah ihn vor sich, im Schlafzimmer auf Sandhamn. Ihre Schatten, die sich im schwachen Mondlicht abzeichneten, seine Wange auf dem Kopfkissen, als er schlief.
    Sie erinnerte sich, wie sie eng an seinen Rücken geschmiegt lag. An das Gefühl, als sie mit den Fingerspitzen über seine warme Haut strich.
    Plötzlich war alles ganz einfach und selbstverständlich.
    »Es war eine so schöne Nacht auf Sandhamn«, sagte er. »Ich würde dich unheimlich gern wiedersehen … Wenn du möchtest, natürlich. Freitag bin ich zurück in Stockholm. Hast du dann schon etwas vor?«
    »Ich würde dich auch gern wiedersehen.«
    Sie zögerte, dann gab sie sich einen Ruck.
    »Unter einer Bedingung: Du musst mir sagen, wie alt du bist.«
    Jonas lachte leise.
    »Willst du das wirklich wissen?«

Kapitel 80
    Thomas brauchte nicht lange, um die Gesichtszüge wiederzuerkennen. Ihm wurde das Herz schwer. Sie waren zu spät gekommen.
    Margit steckte eilig die Pistole weg und ging neben dem leblosen Robert Cronwall in die Hocke. Er lag auf dem Rücken, seine Haut war leichenblass und das Gesicht abgewandt. Seine Hände waren mit groben Handschellen aus Metall auf dem Rücken gefesselt. Mehrere Schürfwunden deuteten darauf hin, dass er vergeblich versucht hatte, sich von den Fesseln zu befreien. Die dick geäderten Füße waren mit einer Wäscheleine zusammengebunden, und um den leblosen Mund lag eine dünne Schicht von weißem Schaum, der stellenweise getrocknet war.
    »Mein Gott«, sagte Margit.
    Thomas wurde es übel.
    »Lebt er noch?«, fragte er und beugte sich vor.
    »Er ist kalt.« Margit legte die Finger an Cronwalls Hals. »Nein, kein Puls. Er ist tot.«
    Sie betastete die reglosen Glieder.
    »Aber er kann noch nicht lange tot sein. Sonst wäre er steifer.«
    Eine weiße Plastikflasche war zu einem der Siele im Boden gerollt, und Thomas trat näher, um nachzusehen, was das war. Das Etikett überraschte ihn nicht: Schmierseife. Er hob die Flasche hoch. Sie war leer.
    »Er riecht stark aus dem Mund«, sagte Margit. »Glaubst du, sie hat ihm die Seife eingeflößt, bis er erstickt ist?«
    »Vermutlich. Es passt zum Verhaltensmuster.«
    »Um Gottes willen, mit flüssiger Seife ertränkt. Was für eine Art, jemanden umzubringen.«
    »Sie ist krank.«
    Thomas leuchtete Cronwalls Körper mit der Taschenlampe ab und untersuchte ihn genau. Der rechte Arm des Toten trug Spuren von mehreren Nadelstichen, ein kleiner blauer Kreis umrahmte einen Einstich direkt oberhalb der Armbeuge.
    Annika Melin hatte Cronwall unter Drogen gesetzt, genau wie er vermutet hatte. Irgendwie hatte sie es geschafft, ihn zu überwältigen, vielleicht mit Waffengewalt, und danach hatte sie ein Medikament gespritzt, damit er keinen Widerstand leistete.
    Dennoch musste es große Anstrengung gekostet haben, Cronwall zu dem Ort zu bringen, an dem ihr Bruder vor dreißig Jahren gestorben war.
    Mit eisernem Willen … oder lodernder Wut.
    Margit erhob sich und zog das Sprechfunkgerät aus der Tasche.
    »Margit hier, wir haben Cronwall gefunden. Wir brauchen
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