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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte
Autoren: Viveca Sten
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Verstärkung, damit wir uns auf die Suche nach der Zielperson machen können.«
    Plötzlich ging das Licht aus. Die Deckenlampen flackerten kurz, dann wurde es schwarz im Duschraum.
    Thomas richtete sich hastig auf, wich an die Wand zurück und richtete den Lichtstrahl der Taschenlampe geradeaus. Mit der freien Hand zog er seine Waffe.
    »Sie ist hier«, flüsterte Margit.
    Gespannt horchte Thomas auf fremde Geräusche, irgendeinen Laut, der verriet, wo Annika Melin sich befand.
    Aus der Entfernung war ein leises, schabendes Geräusch zu hören, dann ein gedämpfter Knall, als würde von außen eine Tür ins Schloss gedrückt.
    »Du bleibst hier und alarmierst die Einsatzzentrale, ich gehe ihr nach«, zischte Thomas. »Aber halte dich schussbereit. Sie ist gefährlich, vergiss das keine Sekunde!«
    Bevor Margit protestieren konnte, öffnete er die Tür und schlüpfte hinaus.

Kapitel 81
    Der Wind schlug Thomas ins Gesicht wie eine Ohrfeige. In den Baumkronen heulte der Sturm, es war kaum möglich, sich auf den Beinen zu halten.
    Die wenigen Straßenlaternen, die sich inzwischen eingeschaltet hatten, wirkten wie eine Reihe vergessener Vogelscheuchen.
    Er lief den Weg entlang, vorbei an gespenstisch leeren Baracken. Es hatte begonnen zu blitzen, und die schwarzen Dächer glänzten unter dem Lichtschein so sekundenkurz auf, dass der Anblick sofort zu einer Erinnerung wurde. Wenn das Gehirn das Bild registrierte, war es schon wieder verschwunden.
    Es gab Tausende von Stellen in der alten Militärbasis, um sich zu verstecken. Wie sollte er Annika Melin hier finden?
    Thomas nahm Kurs auf den ehemaligen Laden, in dem die Soldaten Snus und Zigaretten gekauft hatten, damals, als Hunderte von Wehrpflichtigen auf der Insel stationiert waren. Er rannte weiter, hügelaufwärts in Richtung des Turms. Ein alter Maibaum stand noch da wie ein verblichenes Skelett, und er kam an einem weißen Gebäude vorbei, das an eine Scheune erinnerte.
    Nun war er auf der Hügelkuppe angelangt, am runden Korsö-Turm. Das alte Gemäuer glänzte vor Nässe. Hier war der Weg zu Ende, aber Thomas sah weit und breit keinen Menschen, niemanden, der ebenso verzweifelt rannte wie er selbst.
    Er spürte den Sauerstoffmangel in seinen Muskeln, die Beine waren schon fast gefühllos. Thomas blieb einen Moment stehen und rang nach Atem. Ein intensiver Schmerz schoss durch die Zehen, die nicht mehr da waren. Sollte er wirklich weiter versuchen, die Frau zu finden?
    Im selben Moment brach ein Ast unter dem Sturm und stürzte auf ihn herab. Thomas sprang zur Seite, und der Ast donnerte nur wenige Zentimeter an seinem Genick vorbei zu Boden. Ein Nadelzweig streifte Thomas’ Mundwinkel, und plötzlich schmeckte er Blut auf der Zunge.
    Der Mut drohte ihn zu verlassen, er sollte besser zu Margit zurückkehren und auf Verstärkung warten. Es war noch nicht lange her, dass er dem Tod um Haaresbreite entkommen war, er durfte sich nicht schon wieder in Lebensgefahr begeben.
    Aber als er sich umdrehte, entdeckte er einen Waldweg, der zu offenerem Gelände führte. Thomas folgte ihm an einem Geröllhaufen vorbei und kam auf einer Felsnase heraus, von wo aus er bessere Sicht hatte.
    Wieder blitzte es, der Himmel leuchtete auf, und für einen Moment sah er vor sich auf der nächsten Klippe einen Schatten, der sich zwischen den Krüppelkiefern hin- und herbewegte.
    Annika Melin.
    Sie rutschte auf dem bemoosten Untergrund aus, schwankte, fing sich wieder und hastete auf der glitschigen Klippe weiter Richtung Meer. Der Abstand zwischen ihnen war nicht groß.
    Thomas hörte auf zu denken und setzte ihr nach.
    Er kletterte auf die Überreste des gesprengten Bunkers, die scharfen Felsbrocken rasselten unter seinen Füßen. Plötzlich kam er mit seinem beschädigten Fuß verkehrt auf, und die Steine gaben nach. Er rutschte den Abhang hinunter und schlug hart auf dem Granitfelsen auf. Sein Gesicht war mit Erde und Lehm beschmiert und seine Wange brannte. In seinem Kopf drehte sich alles, als er wieder auf die Beine kam, und er musste mehrmals zwinkern, bevor er wieder sehen konnte.
    Als er versuchte, zurück nach oben zu klettern, schlugen ihm Kiefernzweige ins Gesicht.
    Es blitzte wieder, und ein Stück voraus erkannte er die Silhouette von Annika Melin. Sie bewegte sich auf einen der erhalten gebliebenen Gefechtsstände zu, der auf einer vorgeschobenen Klippe lag. Die Klippe wurde an einer Seite von einer steilen Felswand begrenzt.
    Hinkend nahm Thomas erneut die Verfolgung auf.
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