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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte
Autoren: Viveca Sten
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Übernachtungsquartier dienten. Thomas hatte im Laufe der Jahre oft hier geschlafen.
    Ihm kam eine Idee.
    Die Schmierseife. Das Waschhaus.
    Er winkte Margit, dass sie näher kommen sollte, und brüllte ihr ins Ohr:
    »Ich glaube, ich weiß, wo sie sind. In der Sauna unten am Strand. Wir müssen zurück.«
    Der Regen strömte über Margits Gesicht.
    »Komm«, rief Thomas. »Wir müssen zum Strand.«
    Ohne weitere Zeit zu verlieren, machte er kehrt. Nach wenigen Minuten waren sie angekommen. Margit berührte seine Schulter und zeigte.
    »Sieht aus, als ob dort Licht ist«, sagte sie.
    Aus einem der Fenster im Haus fiel ein schwacher Lichtschimmer. Von fern rauschte das Meer, laut und wütend. Die Bäume knarrten im Wind.
    Thomas vergewisserte sich, dass seine Pistole an ihrem Platz saß.
    »Los!«, rief er Margit zu.
    Gebückt lief er in Richtung der Baracke. Margit folgte dicht hinter ihm und zog ihre eigene Waffe.
    Vor dem Haus machten sie halt. Nichts rührte sich. Nur das Licht, das durch die Ritzen fiel, verriet, dass jemand dort drinnen sein musste.
    Margit entsicherte ihre Pistole, und Thomas riss die Tür weit auf.
    Feuchte Luft schlug ihnen entgegen, und Thomas ging einige Schritte ins Haus hinein. Er zog eine Taschenlampe und ließ den Lichtkegel durch den Raum wandern. Fest verankerte Bänke entlang der Wände, darüber Kleiderhaken. Lattenroste auf dem Fußboden.
    Über allem lag eine gespenstische Stille.
    »Siehst du jemanden?«, flüsterte Margit.
    »Nein.«
    Thomas bedeutete Margit, still zu sein. Er schlich zu einer Tür, die zu den Duschen führte.
    Von hier kam das Licht.
    Er drückte vorsichtig die Klinke herunter.
    »Auf drei«, mimte er zu Margit hinüber und machte sich bereit.
    Dann öffnete er die Tür.
    Die Deckenlampen brannten, aber mehrere von ihnen waren kaputt, und die restlichen gaben nur spärliches Licht.
    Mitten im Raum lag ein schlaffer Körper. Ein nackter, etwa fünfzigjähriger Mann.

Kapitel 79
    Das Telefon klingelte im selben Moment, als Nora im Begriff war, die Wohnungstür aufzuschließen.
    Simon war beim Tennistraining und musste in einer Stunde abgeholt werden.
    »Adam«, rief sie. »Bist du da? Kannst du bitte ans Telefon gehen?«
    Während sie sich mit dem Türschloss abmühte, fiel ihr ein, dass Adam auch nicht zu Hause war. Er wollte mit Willes Familie zu Abend essen. Sie war allein.
    Endlich ging die Tür auf, und sie lief zum Telefon im Wohnzimmer.
    »Hallo«, meldete sie sich außer Atem.
    »Nora, bist du das?«
    Es knackte und rauschte in der Leitung, als befände sich der Anrufer am anderen Ende der Welt.
    Sie hörte sofort, wer es war, und spürte ein Flattern im Magen.
    »Ja, ich bin es.«
    »Hallo, hier ist Jonas. Jonas Sköld.«
    Sie fand es merkwürdig, dass er seinen Nachnamen nannte. Vor ein paar Tagen waren sie so intim miteinander gewesen, wie zwei Menschen nur sein können. Und nun meldete er sich, als wären sie flüchtige Bekannte.
    »Tag, Jonas.«
    »Wie geht’s dir?«
    »Danke, mir geht es gut.«
    Sie klang angestrengt, steif und formell. Warum konnte sie nicht ganz natürlich klingen? Mit leichter Stimme antworten, so als hätte sie nicht die drei letzten Tage auf diesen Anruf gewartet?
    Sie wollte sich anhören, als hätte sie ganz andere Sachen im Kopf gehabt.
    Hallo Jonas , hätte sie in freundlichem Tonfall sagen sollen. Das ist ja nett, dass du anrufst. Du, im Moment passt es schlecht. Kann ich dich zurückrufen, wenn ich etwas mehr Zeit habe?
    Das Ticken der Küchenuhr drang in Noras Bewusstsein. Es musste mindestens eine halbe Minute vergangen sein. Was sollte sie sagen?
    Jonas kam ihr zuvor.
    »Du fragst dich sicher, warum ich mich nicht gemeldet habe«, sagte er.
    Sollte sie die Wahrheit sagen? Dass sie genau darüber mindestens einmal pro Stunde nachgedacht hatte, seit er weg war?
    Sie hatte tausend Gründe gesucht, und anschließend hatte sie sich tausendmal geärgert, dass sie sich so viele Gedanken machte.
    Nora verstand selbst nicht, warum sie ihre kurze gemeinsame Zeit so wichtig nahm. Sie kannten sich nicht besonders gut, sie hatten lediglich zweimal zusammen gegessen und einen langen Spaziergang auf Sandhamn gemacht.
    Und ein paar wunderbare Nachtstunden miteinander geteilt.
    Es gab so viele Gründe, warum sie sich besser nicht mehr treffen sollten. In den vergangenen Tagen war es ihr beinahe gelungen, sich das einzureden. Jonas war viel zu jung für sie. Er war ihr Mieter. Sie hatte ihre gescheiterte Ehe noch nicht überwunden, und
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