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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte
Autoren: Viveca Sten
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bildete das Schlusslicht.
    Im selben Moment, als sie Andersson erreichten, passierte es. Durch seinen Körper ging eine Welle, ein ersticktes Röcheln war zu hören, und dann schoss eine Kaskade Mageninhalt heraus.
    Genau vor die Füße des finnischen Admirals.
    Der Admiral versuchte noch, einen Schritt zurückzutreten, aber es ergoss sich auf seine Stiefel und seine Hosenbeine. Übelriechende Soße traf die Uniform und bildete blassrosa Pfützen auf dem Stoff. Erbrochenes lief an den Stiefelschäften herab.
    Eine eisige Sekunde lang verharrte der finnische Offizier regungslos. Dann ging er ohne ein Wort weiter. Sein Gefolge zog an uns vorüber.
    Kaufman und Erneskog fingen Andersson gerade noch auf, als er zusammenbrach. Niemand traute sich, etwas zu sagen. Der Schreck saß uns in den Gliedern.
    Der Uffz blieb vor Andersson stehen. Ich musste schlucken, als ich seinen Gesichtsausdruck sah.
    »Heute Nacht bist du tot«, zischte er. »Warte nur. Heute Nacht bist du tot.«

Kapitel 78
    Margit war kreidebleich im Gesicht.
    »Wir sind nicht gekentert«, flüsterte sie.
    Etwas Salziges lief Thomas die Stirn hinunter und über den Rücken, und ihm wurde bewusst, dass er ebenso nass vom Regen wie von kaltem Schweiß war.
    »Ich dachte, jetzt gehen wir unter«, keuchte Margit hinter seinem Rücken.
    »Das dachte ich auch.«
    Die Welle war im letzten Moment gebrochen. Ohne genau zu wissen, wie, hatten sie den Wasserberg überwunden, bevor er sie in die Tiefe reißen konnte.
    Aber es war verdammt knapp gewesen.
    Thomas gab Gas. Sie befanden sich in Lee von Hasselkobben und steuerten direkt auf Korsö zu. Sandhamnshålet kam immer näher, und Thomas erhöhte das Tempo, soweit er gerade noch verantworten konnte. Ohne Rücksicht auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von fünf Knoten raste er durch den Sund.
    An der Uferpromenade brannten nur wenige Lampen, aber das große Seglerhotel war hell erleuchtet wie immer.
    Irgendwie ging es ihm bei dem vertrauten Anblick gleich besser. Die Welt, die für einen kurzen Moment aus nichts als schwarzem, eiskaltem Wasser bestanden hatte, war immer noch die alte.
    Die Lichter der Tankstelle flimmerten vorbei, und dann sah er Korsö an Backbord auftauchen. Ein kleines, weiß-grünes Blinkfeuer zeigte den Weg durch die östliche Einfahrt nach Sandhamn, und sobald er das passiert hatte, riss er das Steuer herum und nahm Kurs auf den Korsö-Sund.
    Nun sah er die schwachen Lichter der Laternen am Kai. Sie halfen nur wenig. Der Regen, der immer noch gegen die Scheiben peitschte, erschwerte die Sicht, und Thomas’ Augenmuskeln schmerzten vor Anstrengung, Land und Wasser zu unterscheiden.
    Als ihn nur noch fünfzehn Meter von der langen Betonbrücke trennten, bremste er das Boot jäh ab. Noch ehe die Wellen sich um den Rumpf schließen konnten, drehte er bei und suchte Windschutz am inneren Pier.
    Dort lag bereits ein anderes Boot. Ein Bayliner, dasselbe Modell wie das Boot der Melins.
    Sie war hier.
    Es ging auf sieben Uhr zu, und es war fast schon dunkel. Dort, wo der Bootssteg auf Land traf, blieb Thomas stehen.
    »Margit, sieh mal.«
    Im Dämmerlicht waren Spuren im nassen Sand zu erkennen. Fußabdrücke.
    »Das müssen Cronwall und Melin sein«, flüsterte Margit.
    Thomas trat näher heran. Das sah nach zwei Leuten aus, die am Strand entlanggegangen waren, einer ein Stückchen vor dem anderen.
    Es pfiff in den Ohren, Thomas musste schreien, um den Wind zu übertönen, der in den Baumkronen heulte. Er richtete sich auf und versuchte, sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Der Kiefernwald, der wie eine Mauer hinter dem breiten Uferstreifen stand, war für das Auge undurchdringlich. Der starke Regen störte die Sicht. Obwohl Thomas schon oft hier gewesen war, kam ihm der Ort in dem wütenden Sturm völlig fremd vor.
    Annika Melin konnte überall und nirgends sein.
    »Wir gehen weiter«, rief er. »Aber sei vorsichtig.«
    Nach einigen Hundert Metern kamen sie zu dem kleinen offenen Platz inmitten der alten Militärsiedlung. Thomas blieb an einem mächtigen, eisernen Anker stehen, der halb in den Boden eingelassen war. Alles wirkte verriegelt und verrammelt, um sie herum nichts als dunkle Fenster und verschlossene Türen.
    In den Dachrinnen der nahe stehenden Baracken plätscherte das Regenwasser. Die hohen Baumkronen über ihren Köpfen ächzten.
    »Komm mit«, rief er und schlug einen schmalen Pfad ein, der nach links abging.
    Hier lagen die Baracken, die der Wasserschutzpolizei als
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