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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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Schiller. Ist das nicht fantastisch?«
    »Na, ich weiß ja nicht   …«, versuchte ich es ganz vorsichtig. Egons Theorie war ja schon verschroben, aber dass der Gralshüter der Weimarer Fürstengruft begeistert sein konnte, wenn Goethe nicht Goethe und Schiller nicht Schiller ist, und dennoch Millionen Besucher aus aller Welt vor getürkten Sarkophagen gestanden und andächtig geschwiegen hatten, das begriff ich nicht.
    Dabei war es ganz einfach.
    »Sie haben mich auf die Idee gebracht, als Sie mit Egon hier waren. Ich habe noch am gleichen Tag veranlasst, dass auch Goethe untersucht wird. Der Minister hat getobt wegen der Kosten. Aber er hat es genehmigt. Gestern bekam ich das Ergebnis.«
    »Und?«
    »Goethe ist nicht Goethe!« Als verkünde er, dass die Erde doch eine Scheibe sei.
    »Sondern?«
    »Schiller.«
    »Das weiß man aber doch schon länger, dass Schillers Gebeine gar nicht die von Schiller sind.«
    »Können sie auch gar nicht. Sie gehören Goethe.«
    Ich sah ihn mit leeren Augen an. Ich begriff nicht.
    Der Professor nahm meine Pizza auf seine Seite und schob die seine zu mir. »Verstehen Sie?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich unsicher. Vielleicht konnte Charlotte von Stein immerhin so viel Französisch, dass sie mit Goethes Briefen etwas anzufangen wusste. Oder eine Zofe hat sie ihr übersetzt. Aber das war ein ganz anderes Thema.
    »Vertauscht«, sagte der Professor. »Die haben in den Wirren des Krieges bei der Evakuierung einfach die Särge vertauscht und später auf die falschen Stellen gesetzt. Verstehen Sie? Goethe ist Schiller und Schiller ist Goethe. Wir tauschen nur die Plätze wie unsere Pizzen, und alles ist wieder in bester Ordnung. Ohne Sie wäre ich nie auf die Idee gekommen, die Untersuchung anstellen zu lassen. Ich habe Sie, im Vertrauen«, dabei beugte er sich zu mir und flüsterte, »für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Das ist mir eine Pizza wert!«
     
    Egon kam zur Verleihung. »Wofür hast du das Dings eigentlich bekommen?«
    »Goethe ist tot, Egon. Ich war es.«
    »Na«, sagte Egon, »einer musste den Schiller schließlich rächen.«

Die Autoren
    Ulf Annel geboren 1955, Geburtstag mit Hitchcock, Jauch, Liebknecht, Castro und dem Erfinder des Wankelmotors. Ulf Annel ist seit seiner Alphabetisierung Autor, später lernte er Journalist und wurde Kabarettist. Letzteres praktiziert er seit 1981 mit kurzer Unterbrechung   (1989) erfolgreich beim Kabarett »Die Arche« in Erfurt. Annel liebt seine Frau, seine drei Kinder und seine vielfältige Arbeit, wobei er das Wort Arbeit zumeist durch Vergnügen ersetzt. In den letzten Jahren hat er auch sein Herz für den Kurzkrimi entdeckt, von denen schon mehrere veröffentlicht wurden. Annel lebt seit 1955 hauptsächlich in Erfurt.
     
     
    Matthias Biskupek , geboren 1950 in Chemnitz, aufgewachsen in Mittweida, Abitur, Lehre als Maschinenbauer, Studium der Technischen Kybernetik in Magdeburg, Diplomingenieur, Systemanalytiker, Regieassistent am Theater, Dramaturg und Autor am Kabarett, freier Schriftsteller. Literaturkolumnist beim »Eulenspiegel«, Berlin. Bisher drei Dutzend Bücher u.   a. eine Biografie über Karl Valentin, Essays, Satiren, Romane und ein Krimi (»Schloss Zockendorf   – eine Mordsgeschichte«). Kurzkrimis in mehreren Anthologien. Lebt in Rudolstadt und Berlin. Fast alles weitere unter www.matthias-biskupek.de
     
     
    Ruth Borcherding-Witzke ist immer auf der der Suche nach mörderisch guten Geschichten. Sie wurde 1959 in Hamburg geboren und ist dort aufgewachsen. Nach dem Abitur folgte ein Jurastudium. Danach absolvierte sie dann das Referendariat in Hamburg. Nach der Wiedervereinigung schwamm sie gegen den Strom und zog nach Sachsenburg, einem kleinen idyllischen Ort in der Nähe von Chemnitz. Hier lebt und arbeitet die Autorin und Herausgeberin mit Mann und zwei Kindern. Sie hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht und mehrere Krimianthologien herausgegeben. Ihr Motto lautet: Spannung ist weiblich. Weitere Informationen unter: www.ruth-borcherding-witzke.de Sie ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern.
     
     
    In Rostock geboren, studierte Dorle Gelbhaar Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin, promovierte zur Kriminalliteratur der DDR, arbeitete u.   a. als Lehrbeauftragte an den Sprachenzentren der Humboldt-Universität und der Stiftung Europa-Universität Viadrina Frankfurt   (Oder) sowie in Projekten für benachteiligte Berliner Jugendliche. Mit »Der Fremde am
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