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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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nicht.
    Ratternd ließ jemand die Rollos herunter.
    »Seht mal! Ein Dietrich«, triumphierend zog Lisbeth den Metallhaken aus Hannahs Jackentasche. Die Witwe staunte. »Das gehört mir nicht!«
    »Hinter der Tür, zu der dieses Ding passt, hält sie unsere Katzen gefangen!«
    »Julia hat mal erzählt, sie sei vom Mausoleum so begeistert gewesen! Vielleicht passt der dort.«
    Alle redeten durcheinander. Man überließ die Gefangene der Obhut von Maria Planter, die sie mit einem Hammer in Schach halten sollte.
     
    Julia stand am Grab und kämpfte gegen das Jauchzen an. Ihre dunkle Sonnenbrille verbarg das halbe Gesicht. Sie hoffte, so bliebe das glückliche Funkeln ihrer Augen unbemerkt.
    Während sie schweigend auf den Sarg blickte, dachte sie voller Zufriedenheit darüber nach, wie perfekt ihr genialer Plan funktioniert hatte. Erst starb Gert. Dieser Mistkerl, der ihr versprochen hatte, nach dem Verkauf des Hauses Hannah an die frische Luft zu setzen und mit ihr ein neues Leben anzufangen! Jahrelang diese Heimlichtuerei, ein ganzes Leben in der Warteschleife, immer neue Versprechungen, immer wieder der Neid auf die Frau, die Gert zu jeder Zeit um sich haben durfte und das nicht einmal zu schätzen wusste! Damit sollte dann endlich Schluss sein! Schluss war auch   – aber mit seiner Beziehung zu ihr! Sie stürzte ins Bodenlose. Wenn schon nicht mit ihm, so wollte sie wenigsten den Rest ihres Lebens sorgenfrei genießen. Dummerweise gehörte das Haus ihren Eltern. Kein unlösbares Problem   – nur ein bisschen Entschlossenheit war nötig, ein Gashahn und eine tüchtige Prise Schlafmittel im Tee. Und Rache an Hannah. Frauendorf, das richtige Pflaster, um so etwas einzufädeln. Sie war sehr stolz auf ihre wunderbare Intrige. Das Schicksal half kräftig mit und steuerte einen überfahrenen Kater bei!
    Hinter ihrem Rücken wurde getuschelt.
    »Meine Lucinda hat sich prächtig erholt. Der Tierarzt meint, sie sei nur leicht betäubt gewesen. Gerade so viel, dass sie nicht randalieren konnte.«
    »Genau wie bei meinem Lukas!«
    »Tja, dabei hat die Frau erst einen ganz netten Eindruck gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass sie zu solch einer Gemeinheit fähig ist«, hörte Julia Heiderose Stimme.
    »Tja, Hannah, wer anderen das Liebste nimmt   … Du nahmst mir Gert und mein Glück   – ich sorgte dafür, dass Frauendorfs Katzendamen glaubten, du nähmest ihnen ihre Lieblinge. Jeder hat seine Rache bekommen!«, flüsterte sie leise, warf einen Bund roter Rosen in die Grube und trat zur Seite.
    »Ein bisschen traurig ist es schon, nicht wahr?«, fragte Claudia, als sie neben sie trat. »Aber woher hätten wir denn wissen sollen, dass das Gift im Schuppen nicht ihr gehörte, sondern schon seit Jahren da rumgammelte?«
    »Den Einbrecher wird man wohl nie finden«, gab Julia scheinbar zusammenhanglos zurück. »Solch eine brutale Vorgehensweise. Den Schädel gnadenlos eingeschlagen!«
    Rasch löste sich die Gruppe auf.
    Julia ging als Letzte.
    Ganz mit dem Gedanken an die zerstörerische Kraft der Liebe beschäftigt. Schlimmer als Hass kann sie sein, vernichtender als Zorn, hartnäckiger als Rachedurst, erbarmungsloser als   –
    »Entschuldigen Sie bitte«, sprach ein großer Mann sie unvermittelt an. »Kriminalpolizei Cottbus. Würden Sie mich bitte begleiten. Ich glaube, wir müssen uns über einige Punkte unterhalten. Nach der Exhumierung   …«
    Aus und vorbei, dachte Julia überrascht.
    »Sehen Sie, dieses Schlafmittel. Es stammt aus Ihrem Bestand. Ihren Eltern wurde nie dergleichen verordnet. Vielleicht können Sie uns auch helfen herauszufinden, warum Ihre Mutter einer Freundin beichtete, sie habe Angst, Sie könnten ihr etwas antun?«
     
     
     

Schiller ist tot
    VON ULRICH VÖLKEL
     
    Egon rief an. Egon ruft selten an, weil er lieber mal längsseits kommt, wie er das nennt, denn er mag es, Seemännisches in sein Vokabular einzuspinnen. Aber er hat mich in den letzten drei Jahren nicht besucht und auch nur selten angerufen. Freundschaft pflegt man nicht dadurch, dass man alle naselang miteinander klönt. Egon ist viele Jahre zur See gefahren. Da kriegt man ein ganz anderes Zeitgefühl mit, sagt er.
    Ich hatte es mir auf dem Balkon bequem gemacht. Tasse Kaffee, keine Zigarette mehr, ein Buch. Von meinem Balkon aus blicke ich direkt auf den Weimarer Jakobsfriedhof, der seit 1818 nicht mehr »in Betrieb« ist, aber auf dem viele Namhafte und manche Unbekannte ihre letzte Ruhe gefunden haben. Schiller auch.
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