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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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Räkeln beendet, was Heidis Aufstehen zur Folge hatte, was wiederum dazu führte, dass ein bestimmtes Körperteil des kleinen, dicken Mannes aufstand, weil Heidi ihm beim Aufstehen lächelnd all ihre aufreizenden Rundungen darbot, was wiederum dazu führte, dass der kleine, dicke Mann nach vollzogener Verschmelzung dachte, weder er noch Heidi seien bisher zu dick, dass sie nicht doch zusammen kommen könnten. Und er grinste, weil er dachte, man müsse erst einmal zusammenkommen, um dann zusammen kommen zu können. Nach der Morgendusche hatte der kleine, dicke Mann dann das Geschirr auf den Tisch, Besteck und Zeitung dazu gelegt. Und dann schlug das zu, was Heidi das unbarmherzige Schicksal zu bezeichnen pflegte. Gleichzeitig schlugen die Uhr und der kleine, dicke Mann. Letzterer die Zeitung auf.
    Und da dachte der kleine, dicke Mann, die Zeitung schlägt zurück.
    Er auf Seite eins. Brezelbreit! Der verdeckte Ermittler aufgedeckt. In der Bildunterschrift, wie das neuerdings üblich war, Vorname und Zuname. Glücklicherweise noch nicht seine Tätigkeit, noch nicht.
    Aber vor allem der Vorname   – wie schrecklich!! Wer hatte den Zeitungsfritzen seine Namen verraten? Er schrie »Nein!« und setzte die Kaffeetasse hart ab.
    Heidis Kaffeetasse stand glücklicherweise auf dem Tisch, sonst wäre die wohl in hohem Bogen ins Zimmer geflogen. So ein Geräusch hatte noch nie die Ruhe des Frühstücks gestört. Und Heidi zuckte gleich noch einmal zusammen, weil der kleine, dicke Mann erneut »Nein!« rief. Und dann sagte er nicht ganz so laut, aber sehr vernehmlich: »Scheiße!«
    »Also bitte!? Rudolf!«
    Der kleine, dicke Mann zuckte nun seinerseits arg zusammen, denn seit Beginn ihres Verhältnisses galt ein ehernes Gesetz: Du sollst diesen Namen nicht benutzen! Rotnasig wie er war, hasste der kleine, dicke Mann seinen Vornamen. Er war auch auf ein ganz bestimmtes Rentier nicht gut zu sprechen. Und nun stand sein Name auch noch in der Zeitung.
    Heidi bat nachdrücklich um Erklärung für die Fäkalie am Frühstückstisch. Der kleine, dicke Mann schob ihr die Zeitung hinüber. Hinüber, dachte er, ich bin ziemlich sicher hinüber. Ich muss Rührnig anrufen. Wenn nur einer von den Senf-Aktivisten Eins und Eins zusammenzählt, bin ich enttarnt, und das könnte gefährlich werden.
    Heidi schaute erst auf die Zeitung, dann auf den kleinen, dicken Mann, dann wieder auf die Zeitung, und dann fragte sie, die Fäkalie vergessend, prustend, ob sie zu diesem sehr schönen Foto und seiner Teilnahme an der Senf-Demo jetzt noch ihren Senf dazugeben könne. Da floh der kleine, dicke Mann ins Bad, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen.
    Was für ein Morgen! Und alles nur wegen Senf.
     
    Der kleine, dicke Mann saß auf der geschlossenen Klobrille und versuchte, die ganze Angelegenheit von vorn zu durchdenken. Vor vierzehn Tagen, am Montag, war er durch Telefonklingeln aus dem Schlaf geschreckt worden. Der kleine, dicke Mann stand eigentlich jeden Tag um 7   Uhr auf, aber es klingelte am Montag um 6.58   Uhr.
    »Rühr nich’!«, sagte eine tiefe, grollende Stimme. »Ich entschuldige mich für die frühe Störung, aber ich brauche Ihre Hilfe. Es ist dringend. Können Sie sofort kommen?«
    Der kleine, dicke Mann versuchte, gleichzeitig aufzuwachen und darüber nachzudenken, was es mit der Aufforderung auf sich habe, nicht zu rühren. Wen oder was? Er massierte kurz sein Gesicht, einhändig erst links, dann rechts, ließ dabei das Telefon in die jeweils andere Hand wandern, sagte dann »Moment«, legte den Hörer ab, schüttelte sich kurz, und geradeso, als ob durch das Schütteln alle gespeicherten Informationen im Hirn wieder an den richtigen Platz gerutscht wären, dachte er: Rührnig, der Chef von der Erfurter Senfbude.
    Der Rührnig hatte ihn mal angesprochen, als der kleine, dicke Mann genüsslich eine Thüringer Rostbratwurst mit viel Senf aß. Erfurter Born-Senf natürlich. Kein anderer kam auf die Bratwürste des kleinen, dicken Mannes. Gab es keinen Born-Senf, aß er keine Bratwurst. Rührnig wollte damals den kleinen, dicken Mann für eine Werbe-Kampagne gewinnen.
    »Born to be Senf?«, hatte der kleine, dicke Mann gefragt.
    Den Spruch hatte mal ein Motorradrocker abgelassen, hinter dem der kleine, dicke Mann stand, wartend, dass er endlich die Born-Senf-Flasche bekäme, die leerzuquetschen sich der Rocker gerade anschickte. »Bandidos« las der kleine, dicke Mann von schräg unten auf dem breiten Lederjackenrücken.
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