Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten
Autoren: A George
Vom Netzwerk:
lachen und die Hunde kläffen hören.
    »Maus.« Die Stimme meiner Schwester zitterte. »Sie fahren uns da jetzt raus, um uns zu erschießen, stimmt’s?«
    »Ich rede nicht mit dir«, sagte ich. »Ich habe mich von dir einundsechzig Jahre lang herumschubsen lassen, hörst du? Einundsechzig
     Jahre. Und wo lande ich am Ende? Sterbe ich etwa wie eine anständige Person in meinem Bett? Natürlich nicht. Nein, sondern
     am Boden von Toddys Antiquitäten-Lieferwagen auf irgendeinem Baumwollfeld am Ende der Welt. Und natürlich werden sie uns wegen
     ein paar schwarzer Perlen erschießen, die ich, als sie zum ersten Mal erwähnt wurden, für den Duft hielt, den ich in der Parfümerie
     ausprobieren durfte. Zum Teufel noch mal! Und zu allem Überfluss habe ich mir an meinen Ellbogen auch noch die Haut abgeschürft.«
    »Guter Gott, du musst nicht so schnippisch sein.«
    Irgendjemand, wahrscheinlich Buck, öffnete die Fahrertürund stieg ein. Wir konnten nicht sagen, wer es war, weil das Führerhaus des Lieferwagens von der Ladefläche abgetrennt war.
     Falls jemand in die Kabine einbrach, kam er noch lange nicht an die Antiquitäten heran. Gut für Toddy, schlecht für uns.
    Wir hörten den Kies unter uns knirschen, als wir die Straße entlangfuhren, die von dem Gelände der Turketts wegführte. Dann
     hatten wir den glatten Asphalt des Highways unter uns, und nach einer Linkskurve fühlte es sich eindeutig nach den Rillen
     eines Baumwollfeldes an. Das Rütteln und Schütteln brachte uns die Erkenntnis, dass Toddy wohl eine Lieferung vorbereitet
     hatte, als Buck sich den Lieferwagen schnappte. Und dass er diese Lieferung nicht besonders gut festgebunden hatte.
    »Geh in Deckung«, rief Schwesterherz unnötigerweise. Mein Hinterteil war bereits in der Luft und mein Kopf von nach wie vor
     mit Klebeband gefesselten Armen geschützt.
    Endlich hielt der Lieferwagen an. Nun würde Buck, dachte ich, die Hecktür öffnen und uns eine nach der anderen zur Exekution
     führen.
    »Ich vergebe dir, Schwesterherz«, sagte ich. Meine letzten Worte auf Erden.
    »Ich vergebe dir auch, Maus.«
    Wir warteten. Ein Schlag von Buck gegen die Seitenwand des Lieferwagens ließ uns beide hochfahren. »Viel Spaß, die Damen!«
    Und dann herrschte Stille.
    Nach ein paar Minuten flüsterte Schwesterherz: »Glaubst du, er ist weg?«
    »Ich weiß nicht.«
    Weitere Minuten vergingen.
    »Wahrscheinlich schon«, sagte ich.
    »Glaubst du, er hat wirklich das gemacht, was er angekündigt hat, und uns auf einem Baumwollfeld zurückgelassen?«
    »Ja, um Zeit zu gewinnen.« Ich tastete um mich herum. »Wo bist du?«
    »Hier. Ich glaube, ich bin unter irgend so einer Art kleinem Tisch.«
    »Ich komme zu dir rüber.«
    »Sei vorsichtig.«
    »Red weiter, damit ich dich finde«, sagte ich. »Ich denke, wir können uns gegenseitig das Klebeband von den Handgelenken abmachen.«
    »Ich bin hier drüben. Was meintest du übrigens damit, dass du mir vergibst? Ich habe doch nichts getan.«
    »Na ja, du hast mir ja auch vergeben. Wofür denn?«
    »Einfach generell.«
    »Ich auch.« Meine ausgestreckten Arme trafen auf etwas Weiches, Schwammiges. »Was ist das?«
    »Mein Bauch, du Dummkopf.«
    »Dann streck mir mal deine Handgelenke entgegen. Falls ich das Ende von dem Klebeband finde, kann ich es vielleicht abziehen.«
    Ich brauchte etwa eine Viertelstunde, da ich ja mit zusammengeklebten Handgelenken arbeiten musste. Schwesterherz hatte mich
     innerhalb von fünf Minuten befreit.
    »Jetzt nichts wie raus hier«, sagte ich. Ich kroch in die Richtung, in der ich die Hecktür vermutete, und stieß durch Glück
     tatsächlich auf die Griffe. Sie bewegten sich jedoch nicht. Ich zog und zerrte an ihnen. Nichts.
    »Sie gehen nicht auf«, rief ich.
    Ich hörte, wie Schwesterherz auf mich zukroch.
Rums
, war sie in mich hineingelaufen.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Lass mich mal versuchen. Irgendwo müsste da ein Knopf sein, den man drücken muss.«
    Ich rückte beiseite.
    »Hier ist er«, sagte sie.
    Ich konnte hören, wie sie den Knopf drückte und noch mal drückte und schließlich auf ihn einhieb. Nichts. Wir beide kannten
     die Wahrheit, noch bevor Schwesterherz sie aussprach. »Wir sind eingeschlossen. Sie haben die Tür verriegelt, damit wir nicht
     rauskönnen.«
    Die restliche Wahrheit wurde uns im selben Moment bewusst. Wir steckten in einem verschlossenen Lieferwagen auf einem Baumwollfeld
     fest und somit in der prallen Sonne während einer Hitzewelle im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher