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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten
Autoren: A George
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dazu sagen?
    »Wo ist dein Telefonbuch?«
    Ich zog es unter der Zeitung hervor, die ausgebreitet auf dem Küchentresen lag, und folgte ihr ins Wohnzimmer. Das wollte
     ich hören.
    Ich bekam natürlich nur die eine Seite des Gesprächs mit, aber die ging ungefähr so:
    Mary Alice (mit butterweicher Stimme): »Sheriff Reuse? Wie geht es Ihnen? Schön, Ihre Stimme zu hören. Hier ist Mary Alice
     Crane.« (Pause. Nach wie vor süße Stimme.) »Nein, alles bestens. Nein, ich habe da oben in kein Objekt mehr investiert. Ich
     weiß, obwohl ich mich wirklich nicht verantwortlich fühle für das, was passiert ist.«
    (Lange Pause. Stimme nicht mehr ganz so süß.) »Was ich gerne wissen will, ist, ob Sie eine Familie in Locust Fork mit Namen
     Dabbs kennen.« (Pause.) »Nein, ich kaufe nicht ihren Grundbesitz, das versichere ich Ihnen.« (Nicken.) »Sunshine Dabbs ist
     der Name der Tochter.Das heißt, jetzt Sunshine Crane. Sie und mein Sohn haben gerade auf Bora Bora geheiratet.« (Pause.) »Bora Bora im Südpazifik.«
     (Erneutes Nicken.) »Ja. Was ich aber wissen will, ist, wie die Großmutter heißt. Ich kenne sie nur als ›Meemaw‹, und morgen
     Abend gebe ich eine Dinnerparty, und es wäre doch peinlich, wenn ich die Großmutter meiner neuen Schwiegertochter vorstellen
     muss und den Namen nicht kenne.« (Pause.) »Ja, mein Sohn hat Sunshine Dabbs geheiratet. Das Dinner ist morgen Abend. Natürlich
     ist Meemaw eingeladen.« (Indignierter Blick in meine Richtung. Hält den Hörer weg vom Ohr.) »Er lacht.«
    »Sheriff Reuse lacht nicht.«
    »Also, dann imitiert er es aber ziemlich gut.« Sie reichte mir den Hörer. Es war nicht klar, ob der Sheriff lachte, weinte
     oder dabei war zu ersticken.
    »Sheriff Reuse?«, fragte ich. »Hier ist Patricia Anne Hollowell. Stimmt irgendetwas nicht mit Ihnen?«
    »Turkett«, japste er endlich.
    »Was?«
    »Turkett. Ihr Name ist Turkett.«
    »T-U-R-K-E-T-T?«, buchstabierte ich.
    »Es
gibt
also einen Gott.« Die gurgelnden Geräusche setzten erneut ein, dann war die Leitung tot.
    Mary Alice und ich blickten uns an.
    »Was um alles in der Welt sollte das denn deiner Meinung nach sein?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung. Er sagte, es gebe einen Gott, und dann legte er auf. Oh, und er sagte, ihr Name sei Turkett.«
    »Wie, Turkett?«
    »Ich weiß nicht. Er hat zu sehr gelacht.« Ich streckte ihr das Telefon hin. »Möchtest du ihn noch einmal anrufen?«
    »Turkett?«
    »Ja. Und dann sagte er, es gebe einen Gott, und legte auf.«
    »Meemaw Turkett?«
    »Vielleicht stellt Sunshine sie uns ja vor.«
    Mary Alice legte das Telefon zurück auf das Beistelltischchen. »Ich hätte diesen Idioten jedenfalls nicht anrufen sollen.«
    »Stimmt.« Ich meinte es ernst.
    Sie stand auf. »Ihr kommt dann um sieben. Okay?«
    »Ich freue mich schon«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    Schwesterherz bewegte sich auf die Hintertür zu. »Was gibt es denn bei euch heute zum Abendessen?«
    »Tiefkühlkost, falls Fred nicht bei Morrison’s Café haltmacht.«
    »Bei dem Farbgestank kann man hier sowieso nicht essen.«
    »Wir nehmen es uns vielleicht mit ins Schlafzimmer und essen im Bett.«
    »Hättest du wohl gern.«
    Ich wollte gerade die Tür hinter ihr schließen, als sie sich noch einmal umdrehte. »Turkett? Bist du dir ganz sicher?«
    Ich nickte.
    »Was glaubst du, warum er so gelacht hat? An dem Namen ist doch nichts verkehrt. Nicht Smith oder Jones, aber der Name ist
     doch in Ordnung.«
    Ich zuckte die Achseln. Sheriff Reuses Lachen war, milde gesagt, beunruhigend gewesen.
    Von Westen her war das erste Donnergrollen zu vernehmen. Ich winkte Mary Alice hinterher und schloss die Tür. Meemaw Turkett?
     Ich schnappte mir den Pinsel und stieg zurück auf den Küchentresen. Gott im Himmel!
    »Sieht gut aus, Liebling«, sagte Fred, mein Mann, als er wenig später hereinkam. Er trat einen Schritt zurück und bewunderte
     die Wandschränke. »Du hast heute eine Menge geschafft.«
    »Sieht wirklich nicht schlecht aus, oder? Sauber und frisch. Was ist in der Tüte?«
    »Shrimps süß-sauer. Und Frühlingsrollen.« Er stellte das Essen auf den Küchentisch, kam zu mir herüber und tätschelte meinen
     Hintern. »Warum lässt du es nicht gut sein für heute? Ich mach den Rest dann am Samstag.«
    »Eine hervorragende Idee.« Ich reckte mich und massierte meinen Nacken. »Wie war dein Tag?«
    »Prima! Es läuft wirklich gut, Patricia Anne.« Fred war in den letzten paar Wochen damit beschäftigt gewesen, seine
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