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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten
Autoren: A George
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Fertigungsfirma
     mit einem in Atlanta ansässigen größeren Unternehmen zusammenzulegen. Er hat mit seiner Firma   – Metal Fab – einmal ganz klein angefangen, und er hängt sehr an ihr. Als ich mich jedoch aus dem Lehrberuf zurückgezogen
     hatte, wurde ihm klar, dass ein ganzer Betrieb auf seinen Schultern lastete und dass er nicht einfach mal ein paar Tage freinehmen
     konnte, geschweige denn richtig verreisen. Jetzt waren ihm, obwohl er nach wie vor Chef von Metal Fab ist, viele der alltäglichen
     Probleme abgenommen worden.
    Ich beugte mich nach unten und küsste ihn auf den Kopf. Und einen hübschen Haarschopf hatte er auch, ja, danke, Ma’am, dicht
     und stahlgrau, dieser gutaussehende vierundsechzigjährige Knabe.
    »Warum hüpfst du nicht kurz unter die Dusche, bevor wir essen?«, fragte er.
    »Klingt großartig.«
    »Ich komm sogar mit unter die Dusche und schrubbe dir den Rücken.«
    »Okay. Aber nur, wenn du dir hinterher noch Zeit für eine kleine Perversität nimmst.«
    »Schweig still, mein Herz. Was hast du im Sinn?«
    »Eine ordentliche Einreibung mit Voltaren.«
    »Leg den Pinsel in die Spüle, Frau.«

2
    Fred war begeistert, dass wir zu einem von Henry zubereiteten Abendessen gehen würden. Auf der Fahrt zu Mary Alice am nächsten
     Abend beschäftigte er sich ausgiebig mit Henrys kulinarischen Talenten.
    »Vielleicht hat er ja diese kleinen Wraps gemacht oder was von der Pastete, die man auf diese norwegischen Cracker schmiert.
     Gott, ist das Zeug gut.«
    »Mary Alice kennt nach wie vor Meemaw Turketts vollständigen Namen nicht«, sagte ich. »Sie hat ›Turkett‹ im Telefonbuch nachgeschlagen,
     und da gab es fünf davon. Bei einem stand ›M.M.‹. Sie meinte, das könnte doch Mee Maw heißen. So was von lächerlich.«
    Aber Fred, der beim ersten Mal, als ich ihm von Meemaw und Schwesterherzens Anruf bei Sheriff Reuse erzählt hatte, fast geplatzt
     wäre vor Lachen, hatte jetzt andere Dinge im Kopf. »Vielleicht hat er ja auch diese kleinen glasierten Hühnchen mit Pekannussfüllung
     gemacht. Das ist bekanntlich eine seiner Spezialitäten.«
    »Stubenküken.« Ich wurde allmählich ein wenig gereizt. Henry Lamont war zugegebenermaßen einer der besten Köche der Welt,
     aber wenn man Fred so zuhörte, konnte man meinen, Henry habe die Kochkunst erfunden. Ein Blick auf Fred, und man sieht, dass
     ich ihn in den letzten vierzig Jahren ziemlich ordentlich verköstigt habe. Okay, gelegentlich lasse ich mir von Piggly Wiggly,
     Morrison’s Café oder Stouffer’s helfen. Und wenn schon.Ich bekomme eine durchaus essbare Mahlzeit zusammen, wenn es sein muss.
    Doch im Kopf meines Mannes spukten ausschließlich Visionen von Henrys Kochkunst umher. »Bei ihm sehen die Sachen auch so gut
     aus«, sagte er. »Wie er den Hühnern grüne Schwänze verpasst, finde ich einfach toll.«
    »Es bedarf keines großen Talents, um am Hintern von einem Huhn einen Stängel Petersilie zu befestigen.«
    Fred warf mir einen erstaunten Blick zu. »Was ist denn los, Liebling?«
    »Nichts.« Sollte ich vielleicht zugeben, dass ich eine eifersüchtige und boshafte Person bin? Aber Herr im Himmel! Vierzig
     Jahre Schinderei am heißen Herd verdienten ein wenig Anerkennung.
    Glücklicherweise – oder unglücklicherweise – kapierte Fred nichts. Er hielt an einer Ampel und sagte, er hoffe, Henry habe
     diese kleinen Zitronenkuchen gebacken, diese winzigen Dinger, die man in nur zwei Bissen verspeist hätte und die irgendetwas
     Besonderes im Teig hätten, so dass Boden und Rand nicht wie Papier schmeckten.
    Fred bewegte sich auf dünnem Eis   – Eis, das immer dünner wurde. Zufälligerweise mache ich nämlich dank der Jiffy-Pie-Teigmischung einen wundervollen Kuchenboden
     und -rand. Und der schmeckt
nicht
wie Papier.
    »Wie heißt doch gleich noch mal das Mädchen?« Freds plötzlicher Themenschwenk kam überraschend für mich. Ich musste einen
     Moment lang nachdenken.
    »Sunshine Dabbs. Jetzt Crane.«
    »Ich hatte vor Jahren mal einen Dabbs als Mitarbeiter. War ziemlich gut, der alte Knabe. Ich frage mich, ob das wohl ihr Vater
     war.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Das ist typisch für uns Südstaatenbewohner, dass wir immer Verbindungen herstellen.Es ist einem angeboren wie die Augen- und Haarfarbe. Mach zwei Südstaatler miteinander bekannt, und sie finden immer Gesprächsstoff.
     Und damit meine ich nicht das Wetter, sondern die Suche nach Verbindungen. Wir versuchen immer zu verstehen, wie die Dinge
    
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