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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten
Autoren: A George
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zusammenpassen, wo es Verbindungen gibt.
    »Mary Alice hat gesagt, die Eltern des Mädchens leben getrennt«, sagte ich. »Genauer gesagt hat sie gesagt, der Vater sei
     nie da gewesen, was immer das bedeutet.«
    »Dann war das vermutlich nicht der Typ, der für mich gearbeitet hat. Ich glaube, er hat kein einziges Mal bei der Arbeit gefehlt.«
    Er meinte es ernst. Lieber Gott, diesen Mann musste man einfach lieben.
    Mary Alice lebt in einem Haus im englischen Tudorstil oben auf dem Red Mountain. Es ist ein wundervolles altes Bauwerk mit
     einem spektakulären Blick auf das Stadtzentrum von Birmingham. Es wurde von Will Alec Sullivans Großvater erbaut, einem der
     Begründer der hiesigen Stahlindustrie. Will Alec war der erste Mann meiner Schwester. Der ohne Kinn. Selbst Schwesterherz
     gibt zu, dass er einen eingefallenen Unterkiefer hatte – ein hübscher Euphemismus dafür, dass er kein Kinn besaß. Aber er
     war ein netter Mann gewesen, reich und großzügig. Als er eines schönen Nachmittags sein Auto in die Auffahrt zu ihrem Haus
     fuhr, parkte und starb, hinterließ er Schwesterherz nicht nur die besagten vier Wände, sondern auch Aktienanteile an einem
     Stahlwerk und Versicherungsprämien bis unters Dach, wie Fred es so passend formulierte. Er hinterließ auch Marilyn, das älteste
     Kind meiner Schwester, die glücklicherweise nicht durch einen eingefallenen Unterkiefer verunstaltet, sondern eine schöne
     Frau ist.
    Das Haus, von dem Mary Alice sich immer gewünscht hat, dass es mehr wie das auf der Baumwollplantage in ›Vom Winde verweht‹
     aussähe, ist eindrucksvoll, speziell nachts, wenn seine Lage oben auf dem Berg es aussehen lässt, als triebe es mit hellen
     Lichtern am Himmel dahin. An diesem Augustabend ließen jedoch die Strahlen der untergehenden Sonne den cremefarbenen Außenputz
     glänzen. Wir parkten den Wagen neben drei weiteren Autos, einem Honda Accord, den ich als den Wagen meiner Tochter Haley erkannte,
     einem Chevrolet Bel Air und Henrys Van.
    »Sind wir zu spät?«, fragte Fred mit Blick auf die anderen Wagen.
    Ich sah auf meine Uhr. »Nein. Außer Schwesterherz hat die Einladung vorverlegt und vergessen, es mir mitzuteilen. Was möglich
     ist. Sie hat mir auch nicht erzählt, dass Haley kommt.«
    »Nun ja, solange Henry da ist. Komm, Schatz.« Als wir an dem Bel Air vorbeiliefen, tätschelte Fred bewundernd die Heckflossen
     des Oldtimers. »Sie hätten die Produktion dieser alten Schönheiten nicht einstellen sollen.«
    Die alte Schönheit hatte wahrscheinlich für die fünfundzwanzig Meilen von Locust Fork in die Stadt einen ganzen Benzintank
     verbraucht, dachte ich, während ich mich gleichzeitig fragte, ob dies wohl der Wagen mit den Fehlzündungen war, von dem Schwesterherz
     gesprochen hatte.
    Haley öffnete uns die Tür und erklärte, sie nehme Debbies Platz ein. Diese würde nämlich keinen Bissen herunterbringen, weshalb
     Tante Schwesterherz sie, Haley, angerufen habe, um ihr zu sagen, dass ein Platz frei sei am Tisch und sie herüberkommen könne,
     wenn sie wolle.
    »Was für eine liebenswürdige Einladung«, sagte ich.
    Haley grinste. »Ich habe keinen Stolz. Henry macht nämlich Stubenküken.«
    Fred hob die Augen zum Himmel. »Ich danke dir, Herr.«
    »Kommt raus auf die Veranda. Meemaw und Sunshine sind schon da«, sagte Haley.
    »Weißt du zufällig Meemaws Namen?«, fragte ich.
    »Sie hat gesagt, wir sollen Meemaw zu ihr sagen. Und Mama, diese Sunshine ist das hübscheste Ding, das du je gesehen hast.
     Ihr Name passt zu ihr. Ray kann stolz auf sich sein.«
    »Wo ist Mary Alice?«
    »Sie unterhält sich mit Meemaw.«
    »Um nach Verbindungen zu suchen?«
    »Was?«
    »Schon gut.« Ich ging nach hinten zu der verglasten Veranda. Sie ist mein Lieblingsraum in Schwesterherzens Haus – hell und
     luftig, mit weißen Korbmöbeln und Fenstern auf drei Seiten. Die nach Westen hin bieten einem sowohl einen Blick auf die untergehende
     Sonne als auch auf Vulcanus, die riesige Eisenstatue oben auf dem Gipfel des Red Mountain. Schwesterherz blickt von der Seite
     auf Vulcanus, und mit seiner Fackel, die er wie ein Gnadengeschenk über Birmingham hält, sieht er höchst majestätisch aus.
     Wir im Tal hinter ihm haben da einen ganz anderen Blick, nämlich den auf seinen großen blanken Hintern. Meine Nachbarin, Mitzi
     Phizer, schwört, dass er anatomisch vollständig ist unter seiner Schürze, die er vorne trägt – alle Frauen in ihrem Bridgeclub
     könnten das
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