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Mörderische Aussichten

Mörderische Aussichten

Titel: Mörderische Aussichten
Autoren: A George
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das Band mitgebracht, es ist schon alles vorbereitet. Ich brauche es nur zu starten.« Mary Alice streckte die
     Hand aus und drückte auf die »Play«- Taste des Recorders. Wir lehnten uns alle gemütlich zurück.
    »Es ist am Strand«, erklärte Sunshine, als das Band zu laufen begann.
    Aus dem Videorecorder drang ein schwaches Stöhnenund Keuchen. Schwesterherz blickte verwirrt drein. Auf dem Bildschirm erschien über der Schulter eines Mannes das Gesicht
     einer Frau, die unter wilden Zuckungen »Ja, ja, ja!« schrie.
    »Scheiße!« Sunshine stürzte zu dem Gerät hin und drückte auf die »Stop«- Taste. »Verdammt noch mal, Meemaw«, sagte sie, während
     sie das Band herauszerrte, »du hast eins von Mamas Videos erwischt.«
    »Sah genauso aus«, sagte eine unbeeindruckte Meemaw und schlürfte ihren Whiskey.
    »Stimmt nicht. Da stand klar und deutlich
Hochzeit
drauf.«
    »Vermutlich liegt es noch auf dem Vordersitz im Auto.«
    Sunshine drehte sich zu Mary Alice hin, die zum ersten Mal in ihrem Leben sprachlos war. »Tut mir leid, Mutter Crane. Ich
     lauf schnell raus zum Auto und schaue nach, ob es da liegt.«
    Mary Alice nickte.
    »Dieses Kind erwartet von mir ständig, dass ich alles weiß«, seufzte Meemaw.
    Haley bekam plötzlich einen Hustenanfall und verschwand, dicht gefolgt von Henry, in der Küche. Fred nahm die Platte mit den
     Horsd’œuvres an sich und platzierte sie auf seinem Schoß.
    »Das war meine Kerrigan«, sagte Meemaw. »Sie ist ein hübsches Ding, nicht wahr?«
    »Was?«, fragte ich.
    »Auf dem Video. Meine Kerrigan.«
    Mary Alice war mit einem Mal wieder fähig zu reden. »Die Frau in dem Film. Das war Ihre Tochter?«
    Meemaw nickte. »Da kann man sehen, von wem Sunshine ihr gutes Aussehen geerbt hat, stimmt’s?«
    Mary Alice schüttelte den Kopf. »Warten Sie einen Moment. Ich versteh das irgendwie nicht.«
    »Sunshines Mama ist ein Filmstar. Ich wette, dass sie Ihnen das nicht erzählt hat.«
    Wenn man in diesem Moment ein Foto von uns gemacht hätte, wäre ich darauf mit auf das Herz gepresster Hand zu sehen gewesen,
     Fred mit einem norwegischen Cracker auf halbem Weg in seinen Mund und Mary Alice mit einem Gesicht, das dem Filmplakat von
     ›Kevin allein zu Haus‹ Konkurrenz gemacht hätte, auf dem Macaulay Culkin sich mit entsetztem Blick die Hände vors Gesicht
     schlägt. Titel des Fotos wäre
Familie erfährt, dass neue Verwandte ein Pornostar ist
.
    »Na so was«, bekam Mary Alice schließlich heraus.
    »Mir wird auch manchmal ganz schwindlig bei dem Gedanken. Das eigene Kind beim Film.« Meemaw leerte ihr Glas und stellte es
     auf den Couchtisch. Zum Glück kam in diesem Moment Sunshine mit dem richtigen Video zurück.
    »Jetzt kann’s losgehen«, sagte sie strahlend.
    »Ich hole Haley und Henry. Sie wollen das sicher nicht verpassen.« Ich sprang auf und ging in die Küche, wo die beiden, noch
     immer lachend, sich Horsd’œuvres in den Mund stopften.
    »Ist uns was entgangen?«, fragte Haley.
    »Ihr habt die Tatsache verpasst, dass die Frau in diesem Film Sunshines Mutter Kerrigan war.«
    Beiden fiel die Kinnlade herunter – ein angesichts der Leberpastete eher unappetitlicher Anblick.
    »Kommt mit zurück. Sunshine hat jetzt das Hochzeitsvideo.«
    »Machst du Witze?«, fragte Henry. »Das war Sunshines Mutter?«
    »Ich will tot umfallen, wenn ich lüge. Kommt jetzt.«
    »Nimmt sie uns auf den Arm?«, hörte ich Henry Haley fragen, als ich die Küche verließ.
    »Nicht mit einer derart in Falten gelegten Stirn.«
    Manche Dinge sollte man besser nicht mitbekommen.
    »Es ist am Strand«, war Sunshine erneut dabei zu erklären, als ich die Glasveranda betrat. »Ein Freund von Ray hat den Hochzeitsmarsch
     auf einer Ukulele gespielt. Er stand ein bisschen weiter weg, ihr müsst also richtig hinhören.«
    Haley und Henry kamen herein, und Sunshine startete das Video. Die Kamera schwenkte über einen Strand, der wie ein Bühnenbild
     für das Musical ›South Pacific‹ aussah. Ein paar scheppernde Töne schienen den Hochzeitsmarsch darzustellen, denn plötzlich
     tauchten hinter einer Palme drei Männer in weißen Anzügen auf, die ein Stück auf das Wasser zugingen und sich dann umdrehten.
     Aus den langen Schatten, die sie warfen, war zu schließen, dass es später Nachmittag war.
    »Mein Junge hat einen Bart«, rief Mary Alice aus.
    Ich sah näher hin und stellte fest, dass der vollbärtige Mann in der Tat mein Neffe Ray war.
    »Der in der Mitte ist der Geistliche«,
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